TÜV Süd, Unabhängige Prüfung sorgt für Glaubwürdigkeit von Nachhaltigkeitsstandards

München, 4. April 2023

Vor dem Hintergrund der allgemeinen Nachhaltigkeitsdiskussion hat auch das Bewusstsein für einen nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln zugenommen. TÜV Süd erklärt, wie die Bewertung der #Nachhaltigkeit in der #Lebensmittelproduktion funktioniert.

Die Produktion von Lebensmitteln hat vielfache Auswirkungen auf die Umwelt. Sie beeinflusst beispielsweise die Biodiversität, die Frischwasserkapazitäten sowie die Landnutzung. Nach Aussage des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sind etwa 28 Prozent des Ressourcenverbrauchs und 17 Prozent der Treibhausgasemissionen in Europa der #Ernährungswirtschaft zuzuschreiben.

Deutschland hat sich schon früh zur Einhaltung der 17 Nachhaltigkeitsziele bzw. Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen verpflichtet. In diesen Zielen sowie 126 Unterzielen und 1.533 Indikatoren haben Wissenschaftler aus der ganzen Welt zusammengefasst, was für mehr Nachhaltigkeit wichtig ist. Dazu gehört auch, dass die Produktion von Agrarrohstoffen und Lebensmitteln nachhaltiger werden muss. Denn #Landwirtschaft, Verarbeitung und Lebensmittelhandel haben einen erheblichen Einfluss auf die Umwelt, das Gemeinwohl und die Gesundheit der Menschen.

Freiwillige Standards und Zertifizierungssysteme

Schon vor der Definition der SDG sind zahlreiche freiwillige Standards, Zertifizierungssysteme und Siegel für die Nachhaltigkeit bei der Lebensmittelproduktion entstanden, die unterschiedliche Schwerpunkte haben – und den Bio-Anbau als gesetzlich geregelten Standard gibt es sogar schon seit Jahrzehnten. Einige Standards gelten international (zum Beispiel Globa GAP, ISCC), andere sind auf den globalen Süden ausgerichtet (zum Beispiel die Rainforest Alliance, Better Cotton Initiative) oder haben eine überwiegend nationale Bedeutung (zum Beispiel Bioland, Demeter). Wobei alle hier genannten Standards eine Gemeinsamkeit haben: Sie betrachten die gesamte Wertschöpfungskette.

Allerdings kann keiner der bekannten Zertifizierungsstandards allein eine vollumfängliche Aussage zu allen Aspekten der Nachhaltigkeit machen. Zudem gibt es keine einheitliche gesellschaftliche Übereinkunft über das tolerierbare Maß des menschengemachten Einflusses auf die Umwelt. Aus diesem Grund sind anerkannte Standards und ihre Kriterien für die Öffentlichkeit frei zugänglich. So können sich Verbraucher selbst einen Eindruck von den zugrundeliegenden Kriterien verschaffen und eine eigenverantwortliche Einkaufsentscheidung treffen.

»Neben der freien Zugänglichkeit ist die Ãœberprüfung durch einen unabhängigen Dritten eine entscheidende Voraussetzung für die Aussagekraft von Standards für die Lebensmittelproduktion«, sagt Dr. Andreas Daxenberger, Lebensmittelexperte von TÃœV Süd. Im Rahmen von umfassenden Audits überprüfen die Expertinnen und Experten, ob die Anforderungen tatsächlich eingehalten werden und ob die entsprechend vermarkteten oder gekennzeichneten Waren auch nicht mit anderen Produkten vermischt werden. Das betrifft insbesondere Lebensmittel, die einen besonderen landwirtschaftlichen Ursprung haben, wie zum Beispiel Global GAP oder Rainforest Alliance.

Das Beispiel Global GAP und andere Agrarstandards

Der Global GAP-Standard ist ein freiwilliges landwirtschaftliches Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystem. Die Abkürzung »GAP« steht für eine »Gute Agrarpraxis«. Der Global #GAP #Standard soll Transparenz bei globalen Lieferketten für Obst, Gemüse oder Aquakulturen schaffen. Zugleich ist der Standard eine »Eintrittskarte« für den globalen und nationalen Lebensmittelhandel, weil er vom Lebensmittelhandel häufig gefordert wird. Wichtige Schwerpunkte sind die Lebensmittelsicherheit, die Umwelt, das Wohlergehen der #Arbeitnehmer und der #Tierschutz. »Die nachweislich unter dem Global GAP-Standard produzierten Lebensmittel dürfen in den nachfolgenden #Logistikstufen und Handelsstufen nicht vertauscht oder verfälscht werden«, betont Dr. Daxenberger. »Das überprüfen wir bei unseren Audits im #Obstgroßhandel und #Gemüsegroßhandel vor Ort.«

Ähnlich funktionieren andere landwirtschaftliche Standards wie Rainforest Alliance oder RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil). Andere Standards auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit erfassen die Unternehmensprozesse als Ganzes. So werden beispielsweise beim ZNU Standard für Nachhaltige Unternehmensführung unter anderem Kennzahlen zu Abfallstoffen Wertstoffen, Energie- und Ressourcenverbrauch, sozialen Anforderungen und dem Impact der Lieferkette ermittelt und fortlaufend verbessert – mit entsprechenden Nachweisen.

»Weil es im Augenblick noch keinen einheitlichen, alle Themen abdeckenden und allgemein akzeptierten Ansatz zur Zertifizierung der Nachhaltigkeit in der Lebensmittelproduktion gibt, muss der Kunde beziehungsweise Endverbraucher sich Gedanken darüber machen, was er will und welcher Standard seine Anforderungen am besten erfüllt«, erklärt Daxenberger. Hier gibt es nach Einschätzung des Lebensmittelexperten bei allen Standards noch »Luft nach oben«.