Bielefeld, Premiere am Sonntag, 15. Januar 2023, 19.30 Uhr, Stadttheater, Eugen Onegin, Pjotr I. Tschaikowsky

  • Lyrische Szenen in 3 Akten, opus 24

  • Text nach Alexander S. Puschkin von Konstantin S. Schilowsky

  • In russischer Sprache mit deutschen Ãœbertexten

#Russland, ein #Gutshof: Im Gegensatz zur lebenslustigen Olga lebt ihre introvertierte Schwester Tatjana hauptsächlich in ihren Romanen. Als eines Nachmittags der mit Olga befreundete Dichter Lenski zu Besuch kommt und seinen Freund Eugen Onegin mitbringt, verliebt sich Tatjana Hals über Kopf in den gutaussehenden und wohlsituierten Gast. Schon in der schlaflosen Nacht darauf schreibt sie ihm einen leidenschaftlichen Brief – um anderntags eine höfliche Ablehnung erfahren zu müssen. Wenig später gerät Onegin mit dem eifersüchtigen Lenski aneinander, der ihn zum Duell fordert – um darin sein Leben zu verlieren. Onegins Selbstverachtung treibt ihn daraufhin, vor sich selbst zu fliehen. Nach einer langen und ziellosen Reise trifft er eines Tages Tatjana wieder … Stationen einer unerfüllten Liebe und einer tragisch endenden Freundschaft. Drei fantasievolle, sensible Menschen, deren Lebensläufe schicksalhaft miteinander verwoben zu sein scheinen und die sich nur darin gleichen, sich in ihrem Leben nicht zuhause zu fühlen.

Kein Wunder, dass der Komponist Pjotr Tschaikowsky diesen Stoff mochte, fühlte er sich doch zuweilen selbst wie ein Fremdkörper in seinem Leben. Der Schöpfer ganz wundervoller Symphonien, Ballettmusiken und eines weltberühmten Klavierkonzerts erlebte das Jahr 1877 als eine Art Schicksalsjahr: Um seine (seinerzeit strafbare) Homosexualität zu vertuschen, ging der Mittdreißiger eine unglückliche Ehe ein und löste sie nach nur drei Monaten faktisch wieder auf. In dieser Zeit befasste sich Tschaikowski mit Alexander Puschkins Versroman Eugen Onegin.

Puschkin, schon als Schüler für seine spitze Zunge gefeiert und von der Obrigkeit zeitlebens kritisch beäugt, nutzte die Titelfigur seines 1823 bis 1830 entstandenen Romans, um seinen Unmut über die Verhältnisse im zaristischen Russland auszudrücken. Der sensible Musiker Tschaikowsky hingegen stattete seine 3 Hauptfiguren mit authentischem Gefühlsleben aus, womit er sich von der im Spektakelhaften erstarrten russische Operntradition zu lösen wusste. Seine überaus romantische #Musik löst das Versprechen bis heute ein, das der Untertitel »Lyrische Szenen« gibt, womit Tschaikowsky eine neue Gattung des Musiktheaters ins Leben rief.

Der junge österreichische Regisseur Georg Zlabinger folgt mit seinem Team (Martin Zlabinger, Bühne, und Theresa Wilson, Kostüme) dem Hauptaugenmerk des Komponisten und lotet die schicksalhafte Verknüpfung der drei Hauptfiguren aus. Dargestellt werden sie von Dušica Bijelić (Tatjana) sowie den beiden neuen Ensemblemitgliedern Todd Boyce (Eugen Onegin) und Andrei Skliarenko (Lenski). In weiteren Rollen sind Marta Wryk (Olga), Niina Keitel (Filipjewna), Orsolya Ercsényi (Larina), Moon Soo Park (Gremin), Lianghua Gong und Paata Tsivtsivadze sowie der Bielefelder Opernchor und der Extrachor des Theaters Bielefeld zu erleben. Am Pult der Bielefelder Philharmoniker übernimmt Gregor Rot die musikalische Gesamtleitung.

Musikalische Leitung

Der österreichische Dirigent Gregor Rot wurde in Wien geboren und studierte dort Gesang, Cembalo sowie Dirigieren bei Georg Mark. Noch während des Studiums übernahm er die musikalische Leitung der Sommerfestspiele Röttingen (Taubertal, Franken). 2008/09 fuhr er als Cembalist und Assistent für Così fan tutte und Le nozze di Figaro nach Venezuela zum Simón Bolivar Youth Orchestra. Es folgte eine Einladung als Gastdozent für Gesang und Deutsches Lied nach Caracas. Erste Engagements führten Gregor Rot zum Schönbrunner Schlossorchester, dem Leipziger Sinfonieorchester sowie als Assistent an die Opéra national du Rhin in Straßburg. Seine Theaterlaufbahn begann er am Südthüringischen Staatstheater Meiningen als Repetitor mit Dirigierverpflichtung und leitete bereits in seiner ersten Spielzeit fast 50 Vorstellungen (darunter Richard Wagners Rienzi). Nach 2 Jahren stieg er in Meiningen zum 2. Kapellmeister auf und dirigierte ein umfangreiches Repertoire in #Musiktheater und #Ballett. Für die überregional beachtete deutsche Erstaufführung der kasachischen Nationaloper Abai übernahm er die Einstudierung und die Umarbeitung des musikalischen und textlichen Materials für die Meininger Aufführung.

2013 bis 2017 war Gregor Rot 1. Kapellmeister des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin und dirigierte dort unter anderem die Premieren von Aida, The Rake’s Progress, Die Verkaufte Braut, Die Zauberflöte, Jake Heggies Dead Man Walking und zahlreiche Konzerte. Gastdirigate führten ihn unter anderem an die Theater Duisburg, Würzburg, Regensburg und Eisenach. 2016 gab Gregor Rot sein Debüt beim Bruckner Orchester im Brucknerhaus Linz und dem Wuppertaler Sinfonieorchester in der Historischen Stadthalle Wuppertal. Seit 2017 ist er 1. Kapellmeister des Theaters Bielefeld und der Bielefelder Philharmoniker.

Inszenierung

Georg Zlabinger, geboren 1993 in Wien, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Wien. Seit 2013 ist er regelmäßig als Regieassistent und Abendspielleiter am Theater an der Wien tätig, wo er unter anderem mit den Regisseuren Andrea Breth, Keith Warner, Tatjana Gürbaca, Martin Kušej oder Mariusz Trelinski zusammenarbeitete. Engagements führten ihn an die Opernhäuser von Amsterdam und Helsinki, zu den Wiener Festwochen, den Berliner Festspielen, den Bregenzer Festspielen, den #Salzburger #Festspielen sowie ans Teatro Real Madrid.

Eine enge Zusammenarbeit verbindet Zlabinger seit vielen Jahren mit Christof Loy, in dessen Vertretung er Verdis La forza del destino am Royal Opera House Covent Garden neu erarbeitete, die mit dem International Opera Award ausgezeichnete Inszenierung von Peter Grimes am Theater an der Wien neu einstudierte und die Neuproduktion von Luisa Miller beim Glyndebourne Festival 2021 inszenierte. Regiearbeiten im Bereich Sprechtheater verwirklichte er im Rahmen des von ihm neugegründeten Theaters am Akademischen Gymnasium Wien, in der Erbsenfabrik Wien, im Ateliertheater Wien und auf Schloss Wartholz Reichenau.

Im Theater an der Wien/Kammeroper inszenierte er Cavallis Il Giasone, Davies The Lighthouse und Don Giovanni Last Minute. Für das Wiener Konzerthaus und das Göteborger Konserthuset erarbeitete Zlabinger 2022 eine halbszenische Fassung von Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg. Aktuelle Engagements umfassen Wiederaufnahmen von Tosca (English National Opera London) und Luisa Miller (Oper Köln) sowie die Neuproduktion von Mozarts Le Nozze di Figaro an der Folkwang Universität Essen.

Bühne

Der gebürtige Wiener Martin Zlabinger studierte Architektur an der Technischen Universität Wien. Daneben hat er von klein auf Theaterluft geschnuppert, zuerst als Darsteller, später im Bereich Ausstattung und Technik unter anderem im Theater an der Wien, dem Theater in der Josefstadt, der Volksoper, der Neue Oper Wien oder dem MuTh. Es folgten mehrere Stationen als Bühnenbildassistent. Seit 2014 hat er Bühnenbildner unter anderemim Theater Akzent, dem Stadttheater Mödling, dem Wiener #Musikverein, dem Ateliertheater Wien oder dem Theater an der Wien/Kammeroper gestaltet. Mit seinem Bruder, dem Regisseur Georg Zlabinger, leitet er das traditionsreiche Theater am Akademischen Gymnasium Wien: Zu den dort herausgebrachten Produktionen zählen die Orestie (Aischylos), Medea (Euripides, Franz Grillparzer, Heiner Müller), Namenlos (nach Homers Odyssee), O schweigt (Georg Zlabinger) und Prometheus, gefesselt (Aischylos, Peter Handke).

Premiere am 15. Januar 2023, weitere Termine am 24. Januar, 28. Januar, 3. Februar, 10. Februar, 16. Februar 2023, Kartentelefon +49521515454, Musikalische Leitung Gregor Rot, Inszenierung Georg Zlabinger, Bühne Martin Zlabinger, Kostüme Theresa Wilson, Dramaturgie Jón Philipp von Linden, Choreinstudierung Hagen Enke, Mit Dušica Bijelić, Todd Boyce, Orsolya Ercsenyi, Lianghua Gong, Niina Keitel, Moon Soo Park, Andrei Skliarenko, Marta Wryk, Paata Tsivtsivadze, Bielefelder Opernchor, Extrachor des Theaters Bielefeld, Bielefelder Philharmoniker