Was ist ein Langhaariger Bombenleger? Woher kommt der Ausdruck? Wortherkunft, Bedeutung, Erklärung

Ãœblicherweise gilt langes und gesundes #Haar als Inbegriff von #Schönheit – jedenfalls bei Frauen. Haarlänge und Beschaffenheit der natürlichen Mähne spiegeln nicht selten den Gesundheitszustand einer Person wider. Dennoch wurden schon Journalisten von langhaarigen Politikern, die im übertragenen Sinne auch »Bombenleger« waren, wegen der glossistischen Verwendung dieses Begriffes angezeigt.

Wie entstand der Begriff »Langhaariger Bombenleger«?

Langes Haar ist in der Regel positiv besetzt. Die modische Wiederkehr hat es der Hippie Bewegung der 1960er Jahre zu verdanken, die friedlich begann. Später demonstrierten die #Hippies gegen #Krieg und warben für ein friedliches Miteinander, setzten sich für Toleranz und freie Liebe ein, was bei der Reaktion für Reaktionen sorgte. Diejenigen, die ihre Haare ganz natürlich lang tragen, sich gesund ernähren und einen alternativen Lebensstil pflegen, der niemandem wehtut, wurden bis in die 70er Jahre hinein als »Bombenleger« bezeichnet.

Nicht jeder ist mit neuen Sichtweisen einverstanden. Gesellschaftliche Werte und Traditionen entwickeln sich oft in eine bestimmte Richtung, die aber auch als diskriminierend, einschränkend und für Freidenker wenig nachvollziehbar ist. Wer dann versucht, die Gesellschaft mit neuen Prinzipien umzukrempeln, sorgt unweigerlich auch für #Unfrieden und #Unruhe. Unbequeme Wahrheiten auszusprechen und nachteilige, unfaire Bedingungen ändern zu wollen, sorgt für ein Beben in der Gesellschaft und ruft Reaktionen hervor. Wer an alte Werte glaubt, will neue Ideen oft gar nicht erst hören, geschweige denn wahrhaben. Manche Hippies griffen deshalb auch zum Mittel der Gewalt, um sich Gehör zu verschaffen und etwas zu bewegen.

Der »Bombenleger« hat seinen Ursprung im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Wahrscheinlich ist vor allem die linksextremistische Terrororganisation RAF ausschlaggebend für die Bezeichnung »Bombenleger« gewesen. Aus der einstigen Protestbewegung heraus entwickelte sich ein militanter Teil, der seinen Idealen und politischen Auffassungen folgend Anschläge, Geiselnahmen, Morde, Attentate und Ãœberfälle verübte – also buchstäblich »Bomben legte«.

Im übertragenen Sinne galten aber auch Protestler und »Revoluzzer« der 60er und 70er Jahre als »Brandstifter« und »Bombenleger«. Wer die eingefahrenen Grundzüge der Gesellschaft infrage stellt und seine Mitmenschen aufzurütteln versucht, gilt besonders unter den Traditionalisten als Querdenker, Nestbeschmutzer und Unruhestifter. Er zerstört, was jahrzehntelang als normal galt und hingenommen und toleriert wurde. Ein »Bombenleger« im übertragenen Sinne kann also auch jemand sein, der Denkverbote und Tabus kritisiert und alternatives Gedankengut propagiert. Das Attribut »langhaarig« kam dazu, weil man Umbrüche in der Gesellschaft mit oft langhaarigen Hippies und Gammlern in Verbindung brachte und bringt. Aktuell gehören auch Whistleblower zu den »Bombenlegern«, da sie »Informationsbomben« platzen lassen.

Bedeutung der langen Haare und der Langhaarigkeit

Was als »lang« gilt, variiert. Sogar innerhalb einer #Kultur oder Gesellschaft gibt es große Definitionsunterschiede. Nicht immer bedeutet »lang«, dass die #Haarpracht über die Schulter hinabreichen muss. Sogar die Haare auf den Pilzköpfen der #Beatles galten als »lang«.

Haare waren schon immer von großer Bedeutung für die menschliche Selbstdarstellung. Deshalb werden Menschen nicht selten über ihre Haare beurteilt. Die Frisur lässt sich leicht verändern, Haare wachsen nach und sind einfach zu gestalten – so kann man mit der Frisur schnell seinen Überzeugungen oder seiner gesellschaftlichen Stellung Ausdruck verleihen. Wer früher kurz geschorenes Haar hatte, gehörte zur Dienerschaft an oder zählte zu den Untergebenen. Langes Haar dagegen kennzeichnete eine Sonderrolle.

Lange Haare werden darüber hinaus auch als Provokation genutzt, beispielsweise wenn die Haarpracht des Mannes länger ausfällt, als es üblich ist. Bei Frauen ist es hingegen das Gegenteil – kurzes Haar provoziert und ist ein Zeichen von Unabhängigkeit und #Selbstbewusstsein.

Die Haarlänge im Wandel der Zeit

Im Alten Testament werden die Nasiräer erwähnt, die durch ihr ungeschnittenes Haar ihre Bindung zu Gott demonstrierten. Glattrasuren und #Kahlköpfigkeit werden in der Bibel thematisiert: »Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben«. Laut Bibel waren die Philister sündig und taten Dinge, die Gott nicht gefielen. Also schickte er Samson zur Rettung der Israeliten. Gott stellte aber eine Bedingung: Samsons Haare dürften niemals geschnitten werden.

In der Antike trugen viele Helden ihre Haare lang. Ungeschnittenes Haar war ein Symbol für Freiheit. Unter Kriegern galt es als Zeichen des Adels. Während bei Frauen durchgehend das lange Haar eine zentrale Rolle spielte, variierte es bei Männern immer wieder. So trugen Athleten, Gelehrte und auch Soldaten aus praktischen Gründen ihr Haar kurz. Im Römischen Reich sah man langhaarige Männer als Barbaren an. Die langen Haare waren damit negativ besetzt. Auch die Germanen und Kelten bevorzugten lange Haare, die gepflegt und kunstvoll geflochten wurden.

Lange galten lange Haare als Ausdruck von Freiheit, Adel und höherem Stand. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts verloren sie bei Männern ihre Beliebtheit. Lange Haare galten nicht mehr als modisch. In der Weimarer Republik wurden lange #Haare wieder modern und wurden mit Pomade nach hinten gekämmt. In der sogenannten »Wehrmacht« war ein geschorener Kopf sogar verboten, dort trug man einen Undercut mit längerem Oberkopfhaar.

In den 1960er Jahren wurden lange Haare schließlich zum Protestsymbol. Besonders bei Männern wurden lange Haare zum gegenkulturellen und politischen Statement. Die Mähne wurde zum Bestandteil subkultureller Bewegungen, alternativer Kulturen und Lebensentwürfen. Die Weigerung, sich die Haare schneiden zu lassen, war Teil des vorherrschenden Generationenkonflikts und Anlass für Schulverweise und andere Sanktionen – auch bei der Bundeswehr.

Der Trend zum langen Haar reichte bis in die 70er Jahre. Die beliebte #Reggae #Musik brachte das Interesse an #Dreadlocks und der #Philosophie der #Rastafari Bewegung mit sich. In den 1980er Jahren sorgte der #Glamrock für wilde, auftoupierte Mähnen bei Männern und Frauen. Exzentrische Frisuren nahmen ihre altertümliche Bedeutung wieder auf. Wer eine Metal Mähne trug, war nicht gewöhnlich, er zeichnete sich als etwas Besonderes aus. Er war ein #Rockstar oder #fühlte sich als Rockstar. Friseure in Gütersloh, mehr …