Gütersloh, »Concept Creep«, »Bedeutungswandel« in der IT

Als in den 80ern der Begriff »Cache« aufkam, war das etwas völlig anderes als heute. #Speicher war teuer, #Massenspeicher waren langsam.

Und so stand beim »Cache« das Element der Prädiktion im Vordergrund. Das war sehr raffiniert. Es wurden bei Festplattenzugriffen nicht nur die angeforderten Blöcke gelesen, sondern darüber hinaus weitere, von denen man erwarten konnte, dass sie auch angefordert würden. Die #Trefferquote war erstaunlich hoch.

Heute ist es umgekehrt – Speicher ist billig, Massenspeicher sind schnell. Beim #Cache steht heute das Element der Proximation im Vordergrund. Prädiktion ist gar nicht mehr nötig. Man speichert (nicht nurmehr bei Massenspeichern, sondern fast überall) Daten proximativ in schnelleren Speichern (die ja eben billig und jeweils schneller als »nicht-proximative« Speicher sind) … praktisch alles wird auf irgendeiner Ebene irgendwo gecacht, es ergibt sich eine »Cache Chain«. Beispielsweise werden Daten beim Surfen auf der Festplatte gecacht (proximativ, also »näher«) … die Daten der Festplatte werden wiederum im RAM gecacht … die Daten im RAM werden wiederum direkt im Prozessor gecacht. Das ist auch alles komplex. Aber das Element der Prädiktion findet praktisch nicht mehr statt, weil es unnötig ist. Bei der heutigen Technik würde das nicht viel bringen. Womöglich sogar schaden. Und es wäre wohl auch teilweise gar nicht mehr möglich, weil Prädiktion etwa beim Surfen kaum möglich ist, unter Umständen – wenn sie möglich sein könnte – aber eben auch sinnlos.

Heute kennt man sogar das »Lazy Loading«, was im Grunde genommen ein Anti-Cache ist. Anti-Prädiktion, also Nicht-Prädiktion, obwohl die Trefferquote sehr, sehr hoch wäre. Aber das beweist  die These, dass Prädiktion heute eher schadet als nützt.

Auch versteht man aktuell unter einem »VPN« etwas völlig anderes als ursprünglich damit gemeint war. Ursprünglich war der Begriff wörtlich zu nehmen, heute überhaupt nicht mehr. Was heute als »VPN« gilt, ist nichts anderes als ein Proxyservice, meist ohne »Multi Hops« … im Grunde genommen so etwas wie das #Tor #Netzwerk auf Systemebene. Aber das Tor Netzwerk benutzt prinzipiell 3 Hops, und es wird garantiert, das überhaupt nichts protokolliert wird, die #Proxys werden privat von Freiwilligen betrieben, die sich dazu verpflichtet haben. Bei den »VPNs« weiß man das alles nicht. Man kann davon ausgehen, dass das nicht so ist. Sonst wäre es wahrscheinlich auch verboten. Und die Strecke von daheim zum (ersten) Proxy (beim Tor Netzwerk dem »Wächter«) kann sowieso nicht maskiert stattfinden. Daran krankt das Ganze.

Wobei die besagten Proxys bei der Verwendung zum Verschleiern der IP Adresse gar nicht proximativ arbeiten, weil das – wie beim Thema Cache – an dieser Stelle auch nichts brächte (prädiktiv zu arbeiten brächte noch weniger, würde sogar schaden). In Wirklichkeit sind es gar keine »Proxys« sondern »Gateways«. Lediglich die Access Provider arbeiten mit wahren Proxys, die teils auch proximativ cachen (jedenfalls war das vor einiger Zeit der Fall) … was oft zu überraschenden Effekten führt (veraltete Daten).

Proximativ arbeiten auch die «CDNs« … »Content Delivery Networks« … Daten werden dabei auf bestimmte Server dieses Netzwerks verteilt und dann bei Bedarf vom schnellsten (oder überhaupt) verfügbaren Server aus dem #CDN abgerufen. Hierbei steht ebenfalls die Proximation im Vordergrund (allerdings wird dabei alles »gecacht«). Das ist möglich, weil eben Speicher so billig ist. Es verursacht aber immense Datenmengen und Redundanzen und einen immensen Traffic.

Was man heute »Cloud« nennt, ist in der Regel einfach nur ein Speicher irgendwo anders. Eine wahre Cloud ist ein CDN.