Greenpeace, »Herr Wissing, kein Essen in den Tank!«

  • Greenpeace Aktive protestieren für schnellen Ausstieg aus Biokraftstoffen statt verbrauchsteigerndem Tankrabatt

Berlin, 1. Juni 2022

Mit 182 vor dem Bundesverkehrsministerium aufgestapelten 25 Kilo #Getreidesäcken demonstrieren 14 #Greenpeace Aktive heute für ein Ende der Verarbeitung von #Lebensmitteln zu #Biokraftstoffen. In Deutschland landet jede Minute diese Menge an zu Ethanol verarbeitetem Getreide in den Tanks von #Kraftfahrzeugen. Eine vor dem Haupteingang des Ministeriums aufgestellte Tanksäule mit Zähluhr zeigt an, wie vielen Tagesrationen für hungernde Menschen die heute schon zu Kraftstoff verarbeitete Menge Getreide entspricht. Nach Ende dieses Tages werden es rund 15,7 Millionen Rationen sein. Gegen einen Ausstieg aus Biokraftstoffen hatte sich kürzlich Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ausgesprochen, da dies angeblich zu einem höheren Ausstoß von Treibhausgasen im Verkehr führe.

»In den reichen Ländern Essen in Verbrennungsmotoren zu verheizen, während Millionen Menschen durch Putins #Krieg weltweit vom Hunger bedroht sind, entbehrt jeder Moral«, sagt Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. »Wissings unsinniger Tankrabatt heizt den Spritverbrauch an, verhindert überfällige Fortschritte beim Klimaschutz und macht letztlich Lebensmittel teurer. Gegen Erderhitzung und eine absehbare Ernährungskrise aber helfen ein Tempolimit, eine Zulassungssteuer auf Spritschlucker und vor allem ein Stopp von Biokraftstoff aus Nahrungsmitteln.«

Vorstoß des Umweltministeriums zu Biosprit-Ausstieg nicht ausreichend

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Bündnis 90, »Die Grünen«) hatte vorgeschlagen, die Menge des beigemischten Biosprits vom kommenden Jahr an etwa zu halbieren und die Beimischung bis 2030 ganz auslaufen zu lassen. Lemkes Ministerium bereitet derzeit eine entsprechende Änderung des Bundesimmissionsschutzgesetzes vor. „Der Vorstoß der Bundesumweltministerin geht in die richtige Richtung, reicht aber nicht weit genug«, sagt Hofstetter. »Um der in Folge des Ukrainekrieges drohenden Hungerkrise zu begegnen, werden #Weizen und #Speiseöl für die Hilfe in Krisenregionen im Nahen Osten und Afrika dringend benötigt. Deshalb sollte Deutschland umgehend und vollständig damit aufhören, wertvolle #Lebensmittel als #Kraftstoff zu verschwenden.«

Laut einer kürzlich veröffentlichten repräsentativen Umfrage von Kantar im Auftrag von Greenpeace lehnen 65 Prozent der #Bundesbürger die Beimischung von Biosprit zu Benzin und Diesel ab. Das dafür verarbeitete Getreide und Speiseöl wird nicht nur im Kampf gegen die Hungersnot dringend benötigt. Der intensive Anbau verdrängt andere landwirtschaftliche Nutzungen und führt so indirekt zur Zerstörung von Naturräumen, die dem Schutz von Klima und Artenvielfalt dienen.