Wie gesund sind unsere Bäche? Bundesweite Messkampagne des Citizen Science Projekts zum Fließgewässermonitoring von BUND, UFZ und iDiv startet

Berlin, Leipzig, 12. April 2022

Von April bis Juli erforschen #Bürger quer durch Deutschland, wie gesund unsere Bäche sind. Das Citizen Science Projekt vom Bund für #Umwelt und #Naturschutz Deutschland (BUND), Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) und dem Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (IDIV) Halle-Jena-Leipzig untersucht langfristig den ökologischen Zustand kleiner Fließgewässer, darunter deren Pestizidbelastung. 2021 wurde die #Citizen #Science Methode in Mitteldeutschland systematisch getestet. Jetzt startet die erste Messkampagne mit deutschlandweit etwa 650 Teilnehmern, die in Kleingruppen ihre Bäche unter die Lupe nehmen.

Gesunde Bäche und andere Kleingewässer sind sehr wichtig für unsere Artenvielfalt. Viele #Insekten, darunter Libellen, Köcherfliegen und Eintagsfliegen, verbringen den größten Teil ihres Lebens unter Wasser. Dort schlüpfen die Larven aus dem Ei und entwickeln sich über Monate oder sogar Jahre. Erst die erwachsenen Tiere verlassen schließlich das nasse Element. Einige Arten reagieren aber sehr empfindlich auf Pestizide im Wasser: In stark belasteten Bächen und Flüssen können sie nicht leben. 

Forscher und Bürgerwissenschaftler begutachten im Citizen Science Projekt Flow diese Gemeinschaft der wirbellosen Tiere (Makrozoobenthos) am Boden von Gewässern; daraus können sie direkt Rückschlüsse auf die Pestizidbelastung und den ökologischen Zustand ziehen – ganz ohne teure Analysetechniken. 

Von April bis Juli 2021 führten #BUND Gruppen und weitere Freiwillige mit Forschenden von UFZ und IDIV erste Messungen an 30 Probestellen in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Niedersachsen durch. Erste Auswertungen zeigten gute Übereinstimmung zwischen den Gewässerbewertungen der Bürgergruppen und denen der UFZ Forschern. 

Laut Umweltbundesamt sind derzeit nur etwa 8 Prozent der deutschen Fließgewässer in einem »guten ökologischen Zustand«, den die #EU Wasserrahmenrichtlinie seit 2000 für alle europäischen Oberflächengewässer fordert. »Deutschland verfehlt das Ziel der Wasserrahmenrichtlinie um Längen und verstößt derzeit gegen europäische Vorgaben«, sagt Antje von Broock, Geschäftsführerin beim BUND. »Die Politik hat es versäumt, die Gesellschaft für Gewässerschutzpolitik zu begeistern und zu mobilisieren. Es ist aber allerhöchste Zeit, den Gewässerschutz endlich ernst zu nehmen und zu handeln. Das Flow Projekt leistet hier einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag.«

Zwischen 2018 und 2020 untersuchten Wissenschaftler des UFZ gemeinsam mit dem Umweltbundesamt in einer dreijährigen Pilotstudie mehr als 100 Kleingewässer in Deutschland. Daten aus dem Citizen-Science-Projekt »FLOW« werden diese Arbeiten ergänzen. »Die Bürgerforschenden, die sich in dem Projekt engagieren, leisten einen außerordentlich wertvollen Beitrag«, sagt Citizen Science Expertin Prof. Aletta Bonn von UFZ und iDiv. »Mit ihrer Hilfe wird es möglich, endlich zufriedenstellend einzuschätzen, wie ökologisch gesund unsere Fließgewässer wirklich sind.«

In diesem und im kommenden Jahr sind bundesweit etwa 80 Monitoringeinsätze geplant, bei denen Freiwillige die Insektenartengemeinschaften beurteilen. Außerdem erfassen sie die Gewässerstruktur und analysieren die chemisch physikalische Wasserqualität. Unterstützt werden die Monitoringeinsätze durch die Umweltmobile aus Sachsen und Baden-Württemberg. 

Besonderer Hinweis

Während der Monitoringeinsätze für die Messkampagne von Mitte April bis Anfang Juli 2022 gibt es diverse Möglichkeiten für Bild und Tonaufnahmen an den Messstellen.

Das Projekt hat eine Laufzeit von Februar 2021 bis Januar 2024 und wird im Rahmen des Förderbereichs Bürgerforschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Es gehört zu 15 Projekten, die bis Ende 2024 die Zusammenarbeit von Bürgern und Wissenschaftlern inhaltlich und methodisch voranbringen und Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen geben sollen. Weitere Informationen unter www.buergerschaffenwissen.de …