noyb.eu, Amazon Arbeiter fordern Daten Transparenz

Amazon Lagerarbeiter aus Deutschland, Großbritannien, Italien, Polen und der Slowakei haben heute, gemäß Artikel 15 der EU Datenschutzgrundverordnung, Auskunftsersuchen gestellt. Diese in Kooperation mit »UNI Global« und »noyb.eu« stattfindende Aktion soll Klarheit über Amazon’s Umgang mit den personenbezogenen Daten seiner Beschäftigten schaffen. Obwohl das Unternehmen ausgeklügelte Systeme zur Überwachung von Arbeitsabläufen und Arbeitnehmer einsetzt, werden diese bisher über die Verwendung ihrer personenbezogenen Daten im Unklaren gelassen. Amazon hat nun einen Monat Zeit, um die Verarbeitung vollständig offenzulegen.

Amazon bespitzelt Arbeitnehmer. Interne Dokumente von nationalen Gewerkschaften bestätigen gewisse Überwachtungspraktiken von #Amazon gegenüber seinen Arbeitnehmern klar: zum Beispiel sogenannte »Background Checks«. #Arbeitnehmer sind zudem ständig der Überwachung durch invasive Instrumente ausgesetzt, die etwa ihre Arbeitsleistung überwachen sollen.

»Amazon mag einer der größten Konzerne der Welt sein, aber sie können nicht einen Algorithmus mit unseren Daten füttern und dann anfangen Leute zu feuern, oder mit unseren Daten zu machen, was sie wollen. Als Arbeitnehmer haben wir ein Recht auf Privatsphäre und ein Recht darauf, Bescheid zu wissen«, so Andreas Gangl, Vertrauensperson der deutschen Gewerkschaft »ver.di« und von einem Arbeiter, der ein Auskunftsersuchen eingereicht hat.

Arbeitnehmer im Unklaren. Was geschieht mit ihren Daten? Die Arbeitnehmer erhalten wenig bis gar keine Informationen über die intensive Überwachung, die ihren Alltag in der Lagerhalle bestimmt. Sie wissen nicht, was für Informationen gesammelt werden, zu welchen Zwecken und an wen sie weitergegeben werden –  sie wissen nicht einmal Bescheid, ob es bei Amazon eine Datenschutzrichtlinie gibt. Vollkommene Unklarheit herrscht folglich auch darüber, inwiefern über die Zukunft der Arbeiter automatisiert, auf Grundlage von Tracking-Daten, entschieden wird.

#DSGVO soll Licht ins Dunkel der Datenverarbeitung bringen

Gemäß Artikel 13 und 14 der DSGVO haben EU Bürger das Recht, über die Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten informiert zu werden. In einer koordinierten Aktion haben  Amazon Lagerarbeiter aus fünf europäischen Ländern deshalb Auskunftsersuchen eingereicht. Geklärt werden soll dadurch ob das Unternehmen die Daten seiner Beschäftigten nutzt, um unmenschliche Arbeitsbedingungen herzustellen und unsichere Produktivitätsraten zu erreichen. noyb wird auf Basis der Ergebnisse der Auskunftsersuchen gegen etwaige DSGVO Verstöße vorgehen.

»Dies ist ein klassischer Fall von Informations und Kontrollasymmetrie. Auf der einen Seite haben wir ein privates Unternehmen, das riesige Mengen an persönlichen Daten sammelt, und auf der anderen Seite haben wir Einzelpersonen, die in der Zwickmühle stecken und wirtschaftlich von ihren Arbeitsplätzen abhängig sind. Wir versuchen, dieses Ungleichgewicht durch koordinierte Auskunftsersuchen zu beseitigen«, so Stefano Rossetti, Anwalt für Datenschutz bei noyb.eu.

"Die Kombination aus Amazon‘s unersättlichem Appetit auf Daten und seinem gewerkschaftsfeindlichen Verhalten ist äußerst beunruhigend. Dies ist ein Unternehmen, von dem wir wissen, dass es Beschäftigte ausspioniert hat, und die Beschäftigten haben das Recht zu erfahren, ob Video- und Audioaufnahmen, Informationen über soziale Netzwerke, den Status der Gewerkschaftsmitgliedschaft oder andere von Amazon gesammelte Daten unter Verletzung der DSGVO gegen sie verwendet werden«, so Christy Hoffman, Generalsekretärin von UNI Global Union.

Amazon behandelt seine Arbeitnehmer schlecht. UNI Globals Bericht über das »Amazon Panoptikum« informiert detailliert über die allumfassenden Überwachungssysteme, denen Amazon-Beschäftigte ausgesetzt sind. Der ultraschnelle Lieferprozess, der unter Einsatz hochinvasiver Instrumente durchgedrückt wird, hat überaus schädliche Auswirkungen auf seine 1,3 Millionen Beschäftigten. Unerbittlich werden sie überwacht und bewertet, sind hohem Druck und zermürbenden Bedingungen ausgesetzt. Die New York Times schrieb angesichts dieses unmenschlichen Systems kürzlich, dass Amazon seine Mitarbeiter so schnell verheizt, dass Führungskräfte befürchten, es gäbe bald keine Leute mehr, die sie einstellen können. Amazon-Fahrer werden schon wegen kleinerer Missgeschicke, die eine menschliche Führungskraft ignoriert, per App gefeuert, wie Bloomberg berichtet.

UNI Global Union setzt sich seit langem für Ethik in Datenerfassung und algorithmischem Management ein. Im Jahr 2017 hat die globale Gewerkschaft Grundsätze zur Regelung von Daten am Arbeitsplatz herausgegeben und eine Initiative gegen den Missbrauch algorithmischen Managements durch Kollektivverhandlungen gestartet. UNI Global Union vertritt mehr als 20 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in 150 Ländern und setzt sich dafür ein, dass qualifizierte Arbeitsplätze und Dienstleistungsberufe menschenwürdige Arbeitsplätze sind und dass die Rechte der Arbeitnehmer geschützt werden, einschließlich des Rechts auf gewerkschaftliche Vertretung und Tarifverhandlungen.

noyb.eu, Europäisches Zentrum für Digitale Rechte

Der Verein noyb.eu treibt seit Mai 2018 die Durchsetzung von Europäischen Datenschutzrechten voran und hat bisher knapp 500 Verfahren gegen zahlreiche vorsätzliche Verstöße eingebracht – unter anderem gegen Unternehmen wie Google, Apple, Facebook und Amazon. Mehr als 4.900 Fördermitglieder ermöglichen die Arbeit von noyb.eu.