Der Fall Wirecard und die Angst der Eliten vor dem Auftauchen des geflüchtenen COO Jan Marsalek

  • Wirecard, für Eliten aus Wirtschaft und Politik wäre es besser, COO Hochstapler und Blender Jan Marsalek würde verschwunden bleiben.

Jan Marsalek hat es mit Wirecard geschafft, die gesamte deutsche Wirtschaft an der Nase herumzuführen. Jetzt ist er auf der Fahndungsliste und der angeblich größte Wirtschaftsskandal in Vergessenheit geraten. Zufall oder soll man ihn vergessen? Eher Letzteres dürfte richtig sein. Allein die Vorstellung, COO Jan Marsalek tauche aus dem Nichts wieder auf, treibt Wirtschaftseliten den Angstschweiß auf die Stirn. Das verlorene Geld ist zu verkraften, zumal es sich bei 100 Millionen Euro um eine Summe handelt, welche an internationalen Börsen im Sekundentakt verpufft. Wäre da nicht die Sorge um Insiderwissen und Datenbestände, die Marsalek als Absicherung sicherlich mitgenommen hat. Dumm war er jedenfalls nicht. 2020 verschwunden, 2022 zwei Geburtstage gefeiert, na ja, mit reichlich Bargeld ist das zu schaffen. Und doch spricht man in elitären Wirtschaftskreisen nur mit vorgehaltener Hand über den Verschwundenen und Wirecard. Warum? Man fürchtet, eine Lawine ungeahnten Ausmaßes könnte ins Rollen geraten.

Wirtschaftskriminalität

Würde es sich nicht um Wirtschaftskriminalität in einem besonders schweren Fall handeln, könnte man bei genauerer Betrachtung schon fast Sympathie für den gewitzten Hochstapler entwickeln. Der mittlerweile 42 Jahre alte Marsalek schaffte es, der gesamten Finanzelite, den Wirtschaftsprüfern, der Politik und dem Geldadel durch strategisch hervorragende Blenderei den Spiegel vorzuhalten. Frei nach dem Motto: »Geld macht blind« zeigt der Fall Marsalek auf markante Weise, dass es nicht wichtig ist, wer man ist, sondern nur was die Menschen von einem glauben zu sein.

Netzwerk an Personenkreisen

Dieses Konzept hat für Marsalek offensichtlich über die letzten Jahre hinweg gut funktioniert. Genügend Zeit also, um eine eventuell nötige Flucht akribisch vorzubereiten. Derartiges Engagement benötigt ein solides Netzwerk an Personenkreisen, die gewisse Möglichkeiten aufzeigen und auch möglich machen. Wo viel Geld ist – oder vielmehr zu seien scheint – tummeln sich auch Menschen, die gerne davon profitieren möchten. Diese Tatsache dürfte Marsalek sehr wohl bewusst gewesen sein. Umgeben von Geldadel, Politik und Wirtschaftsbossen und mit dem nötigen Geschick sich taktisch zu positionieren, öffnen sich ungeahnte Dimensionen. Erfahrungen in Guanxi, eine in Asien spezifischen Art des Netzwerkens, hat Marsalek offensichtlich reichlich gesammelt und auch die dahinter verborgenen Möglichkeiten erkannt. Geblendete, wie der Staat und die Behörden, bleiben mit großen Augen zurück und distanzieren sich medial um nicht als ahnungslos und ausgetrickst.

Blenderspiel

Kurzum, Marsalek hat das Blenderspiel hervorragend inszeniert. Die Flucht scheint klug geplant mittels Skiptacing, machtvolle Kontakte wurden aufgebaut und genügend Bargeld gesammelt. Sogar der Zeitpunkt, zu dem er die Flucht angetreten hat, war genial gewählt. Corona und Reisebeschränkungen sind der ideale Kontext, um einzelne Verfolger schnell abzuschütteln.

Wirecard

Ein Punkt blieb bisher in der Betrachtung seines Falls zu sehr außen vor: Wirecard hat als Kreditkartenabrechner unzählige sensible Daten gesammelt, die bei genauerer Betrachtung möglicherweise bestimmte Menschen in Erklärungsnöte bringen könnte. Marsalek dürfte sich der Macht dieser Daten bewusst sein. Ein Schelm, der Böses denkt. Gut vorstellbar, dass es in Politik und Hochfinanz einige Personen gibt, die nicht besonders am Auffinden des Ex Managers interessiert sind. The Show must go on. Clever wie er ist, könnte Marsalek leicht eine neue Geschäftsidee entwickeln. Vielleicht schreibt er unter einem Pseudynom ein Buch oder wendet sich ans #TV: Das Handbuch für den perfekten Blender oder wie man elitären Kreisen den Spiegel vorhält. Eine Frage stellt sich wirklich? Wem nützt das verschwundene bleiben und auftauchen wirklich und wer partizipiert unter Umständen davon? Cui bono?

Quelle: Detektei und Wirtschaftsdetektei »ManagerSOS«, Elean Van Boem