Seit Montag ist die Impfpriorisierung gefallen, sodass sich nun alle Impfwilligen um einen Termin für die Immunisierung gegen Covid-19 bemühen können. Parallel dazu werden Personen geimpft, die zu besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen gehören. So auch die Klienten der Wohnungslosenhilfe des Diakonie Gütersloh. 57 Menschen bekamen am Mittwoch im Haus der Begegnung der Evangelischen Kirche Gütersloh an der Kirchstraße 14 a die erste Injektion durch ein mobiles Impfteam verabreicht. Im Vorfeld hatten Jan Sassenberg und seine Kollegen von der Wohnungslosenhilfe intensiv für die Impfaktion geworben. »Wir haben rund 180 Menschen gefragt, ob sie sich impfen lassen möchten«, so Sassenberg. »Darunter 100 wohnungslose Menschen und 30 Personen, die von der Diakonie Gütersloh ambulant betreut werden, oder die im teilstationären Wohnen untergebracht sind.« Insgesamt hatte man auf eine höhere Impfbereitschaft gehofft. »Doch es ist eine sehr persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst treffen muss«, betont der Sozialarbeiter. Sorgen ernst nehmen In den Gesprächen mit den Beratern der Wohnungslosenhilfe äußerten die Klienten die verschiedensten Ängste oder Bedenken den Impfstoffen gegenüber. »Wir nehmen die Menschen und ihre Sorgen ernst und begegnen ihnen mit Information«, sagt Sassenberg. Neben der persönlichen Ansprache und dem Vertrauensverhältnis sei es wichtig, das Impfangebot möglichst niedrigschwellig zu halten. Denn gerade für Menschen, die obdachlos sind oder in prekären Wohnverhältnissen leben, sei der Schutz vor Covid-19 wichtig: Die oft schwierigen Wohnverhältnisse und Lebensumstände wirkten sich negativ auf den allgemeinen Gesundheitszustand der Betroffenen aus. Hinzu kommen bei den meisten wohnungslosen Menschen Sucht- oder psychische Probleme. Die Menschen erleben gezwungenermaßen ständig Ortswechsel, sie sind viel auf der Straße unterwegs und sie treffen täglich viele, ihnen oft unbekannte Menschen. Der durch die Wohnungslosigkeit entstehende Mangel an innerer und äußerer Stabilität führt schnell zu einem reduziertes Bedürfnis nach Selbstschutz und Schutz anderer. Auch ist der Zugang zu medizinischer Versorgung eingeschränkt. »Damit sind unsere Klienten eine vulnerable Gruppe«, fasst Sassenberg zusammen. Den Zögerlichen stehen aber auch solche gegenüber, die die Nachricht über das Impfangebot sehr positiv aufgenommen haben. Sie hoffen in erster Linie auf mehr Sicherheit und dass sie durch den Impfschutz wieder einen Teil ihrer Freiheiten zurückerlangen können. Impf-Dosen von Johnson & Johnson und Moderna In der Regel wird an Menschen ohne festen Wohnsitz und die Klientel der Wohnungslosenhilfe der Impfstoff des Hersteller Johnson & Johnson verimpft. Der Grund: Das Vakzin muss nur einmal verabreicht werden. An der Kirchstraße hatte das mobile Impf-Team aber auch Moderna im Gepäck. »Einige Personen bekamen beispielsweise aufgrund bestimmter Vorerkrankungen eine Impfung mit Moderna«, erklärt Jan Sassenberg. Sorgen, dass die Impflinge zu ihrem Zweittermin nicht erscheinen könnten, hat er nicht. »Wir werden mit dieser Gruppe so eng in Kontakt bleiben können, dass sie es zum zweiten Impftermin ins Impfzentrum schaffen werden«, sagt er.