Anlässlich des diesjährigen Tags des Cholesterins empfiehlt die DGFF (Lipid-Liga) jedem, seine Blutfettwerte checken zu lassen. Wer rechtzeitig um erhöhte Werte weiß, kann sein Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung entschärfen: durch einen gesundheitsförderlichen Lebensstil und wenn sinnvoll zusätzlich durch Medikamente. »Haben Sie keine Angst vor Ihren Cholesterinwerten«, ermutigt Dr. med. Anja Vogt, stellv. Vorsitzende der DGFF (Lipid-Liga). »Wird eine Fettstoffwechselstörung früh entdeckt, können Sie selbst viel tun, und es gibt hochwirksame und sehr gut verträgliche Medikamente.« Wir werden geboren mit einem durchschnittlichen LDL-Cholesterinwert von 40 Milligramm pro Deziliter. Bei den meisten Menschen mit unserer heute üblichen Lebensweise bleibt es nicht dabei: Das LDL-Cholesterin und oftmals kombiniert auch die Triglyzeride steigen im Laufe des Lebens an. Bei einigen sind die Werte erblich bedingt schon im Kindesalter hoch. Aber ob niedrig oder hoch: Ein gesundheitsförderlicher Lebensstil, also nicht Rauchen, fettbewusst und Gemüse-betont essen, sportlich aktiv sein und Stress vermeiden, ist immer wichtig und hilfreich. Studien zeigen, dass gesund zu leben selbst bei erblich bedingt hohen Blutfettwerten im Laufe des Lebens von Nutzen ist. »Reduzieren Sie Ihre ›Cholesterinjahre‹, also die Jahre, die Sie mit einem erhöhten LDL-Cholesterinwert leben. Lassen Sie Ihre Blutfettwerte frühzeitig messen, halten niedrige Werte niedrig beziehungsweise senken erhöhte. Um eine erblich bedingte Fettstoffwechselstörung früh zu entdecken, sollten alle Blutfettwerte erstmals möglichst schon bei einer der Kinder-Vorsorge- untersuchungen oder zumindest vor der Pubertät bestimmt werden. Das birgt nicht nur die Chance, die ›Cholesterinjahre‹ zu reduzieren, sondern auch die, Kinder noch bewusster mit einem gesundheitsförderlichen Lebensstil aufwachsen zu lassen. Eine Umstellung fällt in späteren Jahren schwerer. Erwachsene haben zwischen dem 18. und 35. Lebensjahr einmalig Anspruch auf eine ärztliche Gesundheitsuntersuchung mit Bestimmung der Blutfettwerte, ab dem 35. Lebensjahr dann alle drei Jahre beim ›Check-up 35‹«. Das Gesamtrisiko bestimmt die Zielwerte für LDL-Cholesterin LDL-Cholesterin ist von den Blutfettwerten der wichtigste, wenn es um die Herz-Kreislauf-Gesundheit geht. Denn: Dauerhaft erhöhte Konzentrationen im Blut können zu Ablagerungen in den Blutgefäßen (Arterien) und damit zu Atherosklerose (Arterienverkalkung) führen – der Vorstufe für Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen in den Beinen. Weitere Risikofaktoren sind Erkrankungen wie Typ 2 Diabetes (Diabetes mellitus), Bluthochdruck und chronische Nierenerkrankungen. Aber auch das Alter, Vererbung, Ãœbergewicht und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Stress und Bewegungsmangel erhöhen das Risiko. Ärzte ermitteln daher immer das Gesamtrisikoprofil eines Menschen für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, denn es ist ausschlaggebend dafür, wie der gemessene LDL-Cholesterinwert einzuschätzen ist. Ob dieser ok oder zu hoch ist, kann nur ein Arzt bewerten. Es gibt also keinen allgemein gültigen Grenzwert, sondern es gilt: Je höher das Gesamtrisiko, desto niedriger sollte der LDL-Cholesterinwert und desto intensiver sollten die Maßnahmen sein, um erhöhte Werte zu senken. Leitlinien geben Orientierung auf Basis aktueller Erkenntnisse Eine Orientierung erhalten Ärzte durch die aktuellen Leitlinien der Europäi- schen Gesellschaft für Kardiologie (European Society of Cardiology, ESC) und der Europäischen Atherosklerosegesellschaft (European Atherosclero- sis Society, EAS). Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse geben sie die Einteilung in Risikokategorien an und empfehlen den jeweils effektivsten Zielwert für LDL-Cholesterin, für den Studien das geringste Risiko für Herz- Kreislauf-Erkrankungen zeigten. Für Menschen, die bereits eine Herz-Kreislaufkrankheit haben, ist neben einer konsequenten Behandlung aller oben genannte Risikofaktoren die Senkung des LDL-Cholesterins besonders wichtig. Hier bietet eine Absenkung des LDL-Cholesterinwerts im Blut auf Werte unter 55 mg/dl (unter 1,4 mmol/l), in besonderen Situationen auch unter 40 Milligramm pro Deziliter (unter ein Millimol pro Liter) einen bestmöglichen Schutz vor weiteren Gefäßerkrankungen. Neuere groß angelegte Untersuchungen, wie sie beispielsweise auch vor Einführung eines neuen Medikaments durchgeführt werden müssen, um dessen Effektivität und Sicherheit zu garantieren, lassen nur den Schluss zu: Je niedriger, desto besser. Und hier zeigt sich einmal wieder, dass das, was die Natur dem Menschen normalerweise bei der Geburt an Blutfetten mit auf den Weg gibt, ist eine gesunde Richtschnur. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse wurden die Zielwerte für LDL-Cholesterin in den letzten Jahren immer wieder angepasst und herabgesetzt. »Dies erfolgte eben nicht, wie einige Kritiker behaupten, um noch mehr Menschen Medikamente verschreiben zu können«â€œ sagt Professor Dr. med. Oliver Weingärtner, Kardiologe und Vorsitzender der DGFF (Lipid-Liga), “sondern um möglichst viele Menschenleben zu retten beziehungsweise Patienten vor (weiteren) Gefäßschäden und einem Herzinfarkt oder Schlaganfall zu schützen. Tritt eine Gefäßerkrankung frühzeitig auf, sollte unbedingt auch das Lipoprotein(a) bestimmt werden, insbesondere wenn das LDL-Cholesterin nicht erhöht ist oder keine anderen Risikofaktoren vorliegen. Die DGFF (Lipid-Liga) bietet zum Thema »Fettstoffwechselstörungen« sowie zu speziellen Themen Broschüren an. Diese stehen im Internet unter www.lipid-liga.de zum kostenlosen Herunterladen zur Verfügung oder können gedruckt angefordert werden. Ãœber die DGFF (Lipid-Liga) Die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) besteht seit mehr als 30 Jahren und hat aktuell rund 1.100 ärztliche Mitglieder. Die fachärztliche Gesellschaft ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Fragestellungen rund um den Fettstoffwechsel und die Atherosklerose. Ihre Aufgabe sieht die DGFF (Lipid-Liga) in der Aufklärung durch Umsetzung und Vermittlung gesicherter Erkenntnisse auf dem Gebiet der Prävention, Diagnostik und Therapie.