Die Auslandsumsätze des Verarbeitenden Gewerbes in Ostwestfalen sanken 2020 um 4,2 Prozent auf 16,5 Milliarden Euro (2019: 17,3 Milliarden Euro). „Seit 2009 ist das der erste Umsatzrückgang im ostwestfälischen Auslandsgeschäft“, erläuterte Oliver Höner heute (22.04.2021) bei der Vorstellung des aktuellen Exportbarometers der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld (IHK). Allerdings seien der Bund mit einem Minus von 10,2 Prozent und das Land NRW mit minus 10,8 Prozent vom Auslandsumsatz-Rückgang deutlich stärker betroffen, fügte der IHK-Außenwirtschaftsausschussvorsitzende hinzu. Trotz der Einbußen aufgrund der Corona-Pandemie seien die Auslandsumsätze im Verarbeitenden Gewerbe wie schon seit über 25 Jahren die treibende Kraft in Ostwestfalen geblieben, denn seit 1992 seien sie um mehr als das Dreifache gestiegen. Die Inlandsumsätze dagegen hätten im gleichen Zeitraum nur um knapp 30 Prozent zugelegt. Die Aussicht, die Pandemie perspektivisch hinter sich lassen zu können, lasse zumindest die Erwartungen an künftige Auslandsumsätze steigen. Immerhin 66 Prozent der ostwestfälischen Industriebetriebe rechnen für die nächsten zwölf Monate mit steigenden Auslandsumsätzen. „Dabei bleibt es weiter turbulent“, blickt Höner voraus. Sorge bereiteten vor allem das Thema Corona, die Folgen des Brexits und etwaige Verschärfungen in den Beziehungen zu wichtigen Märkten. „Für 2021 erwarten wir ganz ordentliche Geschäfte. Die Asiatischen Länder werden deutlich positiv eingeschätzt, insbesondere China. Die Geschäfte mit Großbritannien werden nach Einschätzung der Unternehmen allerdings aufgrund der Auswirkungen des Brexits wohl weiter schrumpfen“, berichtete der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Harald Grefe. In Ostwestfalen sind nach den Zahlen der IHK über 8.000 Unternehmen zumindest teilweise grenzüberschreitend tätig, etwa 5.000 betreiben ein regelmäßiges Auslandsgeschäft. „Ostwestfalen ist also durchaus international“, betonte der Außenwirtschaftsausschussvorsitzende Höner. Etwa zwei Drittel der Exporte gingen in die Länder der EU. „Die Exportquote Ostwestfalens stieg trotz der Pandemie leicht um 0,1 Prozent auf 38,8 Prozent“, erläuterte Grefe. Die Exportquote von NRW sei hingegen um 0,9 Prozent auf 45,8 gefallen und die vom Bund um 0,8 Prozent auf 50 Prozent. Der Abstand zu Ostwestfalen bleibe strukturbedingt signifikant. Alle Kreise Ostwestfalens und die Stadt Bielefeld erzielten 2020 weniger Exportumsatz als 2019. Den höchsten Auslandsumsatz erwirtschafteten die Unternehmen im Kreis Gütersloh mit 8 Milliarden Euro (-2,3 Prozent), gefolgt von Betrieben im Kreis Minden-Lübbecke mit 2,5 Milliarden Euro (-3,5 Prozent) und Unternehmen im Kreis Herford mit 2,3 Milliarden Euro (-2 Prozent). Dahinter folgten der Kreis Paderborn (1,6 Milliarden Euro, -11,2 Prozent), die Stadt Bielefeld (1,6 Milliarden Euro, -9,5 Prozent) und der Kreis Höxter (0,5 Milliarden Euro, -4,4 Prozent). Aufgeschlüsselt nach Branchen liege der Maschinenbau mit 21,7 Prozent Auslandsumsatz auf dem ersten Platz, gefolgt von Herstellern elektrischer Ausrüstungen mit 15,7 Prozent und den Produzenten von Nahrungs- und Futtermitteln mit 15,3 Prozent auf Platz drei. Erfreulich ist laut Grefe, dass 21,1 Prozent der Unternehmen künftig höhere Investitionen im Ausland planen und nur 6,6 Prozent weniger. Dabei bleibe der Fokus nach wie vor auf der Eurozone, China scheine jedoch immer attraktiver zu werden. „Auffällig ist der hohe Rückgang an Investitionen in die USA.“ Die Nähe zu den Kunden bleibe mit gut 82 Prozent das Hauptmotiv für Auslandsinvestitionen. Sorgen bereitet Grefe vor allem der weltweit weiterhin um sich greifende Protektionismus. Der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer: „Für eine Exportnation wie Deutschland - und auch für Ostwestfalen – ist das eine gefährliche Entwicklung.“ Das IHK-Exportbarometer ist im Internet abrufbar unter www.ostwestfalen.ihk.de/exportbarometer.