Gütersloh (gpr). Welches Bild von Gütersloh möchte ich vermitteln? Welche Orte sind mir persönlich wichtig? Wie baue ich (m)eine Stadtführung auf? Wie erreiche ich meine Zielgruppe? – Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigen sich ab Oktober die Teilnehmer der Stadtführer-Ausbildung in der Volkshochschule (VHS) Gütersloh. »Es ist eine Veranstaltung, die man so nicht unbedingt im Programm einer Volkshochschule erwarten würde«, freut sich VHS-Leiterin Dr. Birgit Osterwald über neue Akzente im Semester. Es ist ein spannendes Lernformat, bei dem die Teilnehmer nicht nur Wissenswertes in den Bereichen Rhetorik, Präsentation und Geschichte erfahren. »Jeder Teilnehmer soll seine eigenen Ideen einbringen und kreativ sein«, erklärt Stadtarchivar und Stadtführer Eckhard Möller. »Die verschiedenen Interessen, Themen, Vorlieben und Neigungen der Teilnehmer möchten wir dabei berücksichtigen«, fügt Stadtmuseumsleiter Dr. Rolf Westheider hinzu, der neben Möller ebenfalls Dozent des Kurses sein wird. Viele verschiedene Herangehensweisen und Umsetzungsarten sind, laut den Organisatoren, dabei denkbar. Ob Stadtführungen für Migranten in den jeweiligen Muttersprachen, von Jugendlichen für Jugendliche, die Einbindung von Smartphones, die Spezialisierung auf einen bestimmten Stadtteil, die Anknüpfung an eine bekannte Persönlichkeit der Stadt, die Vermittlung von Geschichte über Geschichten – der Kreativität der Teilnehmer werden keine Grenzen gesetzt. Dazu bekommen die angehenden Stadtführer ein Grundgerüst an Daten, Fakten und Wissen etwa über Stadtgeschichte und Denkmäler an die Hand, schließlich gibt es bestimmte Ereignisse und Orte, die zweifellos Bestandteil einer Gütersloher Stadtführung sein sollten. Auch die Themenbereiche Rhetorik und Präsentation sowie Rechts- und Versicherungsfragen sind Inhalt des Kurses. Die Veranstaltung bietet zudem die Möglichkeit, sich in individuellen Schritten im Stadtarchiv und im Stadtmuseum zu einem bestimmten Thema weiterzubilden. »Später soll jeder sein Wissen auf seine ganz eigene Art vermitteln können«, erklärt Dr. Elmar Schnücker, stellvertretender VHS-Leiter. Mit offenen Augen durch die Stadt gehen, den persönlichen Blick auf die Stadt an andere weitergeben, dabei ein eigenes Konzept entwickeln und sich selbst je nach Interessenschwerpunkt weiterbilden: Die Stadtführer-Ausbildung in der VHS ist facettenreich und persönlich. Doch wer denkt, ein umfassendes Vorwissen über vergangene Jahrhunderte sei für eine Kursteilnahme unumgänglich, dem sei gesagt: Hier kommt es nicht zwingend auf das weit Zurückliegende in der Stadtgeschichte an. »Geschichte fängt schon gestern an«, betont Güterslohs Stadtarchivar Stephan Grimm, der das Programm mit betreut. Es gäbe vieles, das an die jüngere Generation weitergegeben werden könne. Das Kursangebot richtet sich auch an junge Menschen, Stadtführer müssen schließlich nicht von Haus aus große Lebenserfahrung und breite Geschichtskenntnisse vorweisen können. »Stadtführer sind Botschafter ihrer Stadt«, sagt Westheider nachdrücklich. Ob Heimatliebe, den Willen, eigenes Wissen weiterzugeben, Bestimmtes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, Neugier: Die Motivation angehender Stadtführer ist ebenso vielfältig wie ihre Art und ihre Ideen der Wissensvermittlung. Dabei muss es nicht immer ein ganz neuer Einfall sein. »Es wäre toll, wenn sich auch jüngere Menschen für diesen Kursus interessieren und mitmachen würden«, wünscht sich Möller. Für diese Zielgruppe gilt es nicht nur innerhalb der Stadtführungen neue Ideen und Themen zu finden. »Wir möchten die jungen Menschen auch für Gütersloh gewinnen«, sagt Schnücker mit Blick auf die Veranstaltung. Los geht es am Mittwoch, 26. Oktober, von 19:45 Uhr bis 21:15 Uhr. Wer Interesse hat, kann sich noch bis Mitte Oktober bei der VHS anmelden. Nähere Informationen gibt es auch im Internet unter www.vhs-gt.de. Am Ende des Kurses erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat, mit dem sie sich bei Stadtführungen dann vorstellen können. »Alle, die Ideen haben, die Spaß haben und etwas Neues machen möchten, können mitmachen«, sagt Osterwald einladend, »Dabei kann sich jeder Einzelne die Frage stellen: ›Welche Wahrnehmung der Stadt Gütersloh wünsche ich mir?‹«

Die Volkshochschule bietet die Stadtführer-Ausbildung erneut gemeinsam mit dem Stadtmarketing und in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv und dem Stadtmuseum an. Schon im Jahr 2008 / 2009 gab es dieses Ausbildungsangebot. »Viele der Stadtführer, die heute hier unterwegs sind, haben es in dem Kurs gelernt«, weiß Schnücker. Den Organisatoren ist eines wichtig zu betonen: »Wir bieten die Ausbildung in diesem Jahr nicht wieder an, um die bereits tätigen Stadtführer zu brüskieren oder sie in Konkurrenz zu stellen. Wir wollen einfach die Möglichkeit ergreifen, neue Ideen einzubringen.«