Im Emstalstadion des Westfälischen Städtchens Harsewinkel ging es für die Piloten der DM hart zur Sache. Die Witterungsbedingungen waren in Ordnung, da der Himmel zwar stetig bedeckt war, es aber nur ganz selten ein wenig tropfte. Dieser Umstand brachte den Veranstalter in die Not des öfteren die Bahn zu wässern. Ohne dies wäre es vor Staub nicht auszuhalten gewesen, auch wenn es manchem Fahrer so lieber gewesen wäre. Wenn der Wasserwagen sein Werk frisch verrichtet hatte, kam es häufiger zu Stürzen als im Trockenen, da die Bahn sich dann an einigen Stellen äußerst glitschig zeigte. S1-DM-Training (Samstag) Jürgen Künzel war schon recht schnell vorne zu finden und führte das Training lange Zeit an. Erst gefolgt von Newcomer Markus Class, der dann aber zügig in die hinteren Reihen bis auf den 16ten Platz durchgereicht wurde. Michi Herrmann heftete sich mit der Aprilia von HP-Moto an die Fersen der Zupin Husqvarna des Rekordmeisters. Bis Ola Eifrèm sich in der viertletzten Minute des Trainings zwischen die beiden Deutschen zwängte. Doch Herrmann ließ dies nicht lange auf sich sitzen und konterte mit einer Bestzeit. Erst war der »Bulle aus Rottleben« noch satte vier Zehntel vor, doch Künzel konnte auf zwei verkürzen. Einholen konnte er Herrmann jedoch nicht mehr. Markus Volz konnte in letzter Sekunde noch die erste Startreihe erobern, wobei er Marcel Götz auf den fünften Rang verwies. Bei den jungen Wilden war dieses Mal ein anderer auf Spurtkurs. Der DMSB-Junior-Team Fahrer Jan Deitenbach verbesserte seine Zeit kontinuierlich und hastete zuerst von elf auf acht, um in seiner letzten Runde den sechsten Startplatz zu erobern. Hinter Götz und Deitenbach standen Daniel Hiemer und Petr Vorlicek in der zweiten Startreihe. S1 DM – Heat 1 Markus Volz sprang sofort an die Spitze des Feldes, dicht gefolgt von Michi Herrmann, Jürgen Künzel und dem Schweden Ola Eifrém. Beim ersten Gang über die Sandbahn machte sich Eifrém sofort daran an Künzel vorbei zu gehen und visierte schon Herrmann an, als ein Sturz des führenden Markus Volz für Wirbel in den vorderen Reihen sorgte. Bis das Feld neuerlich an dem Verunglückten vorbei ziehen konnte waren einige Helfer und Kollegen aus dem Fahrerlager darum bemüht einen Rennabbruch zu vermeiden und die Unfallstelle abzusichern. Volz war benommen und brauchte nach dem Schleudergang einige Zeit wieder zu sich zu kommen. Bis auf einen dröhnenden Schädel blieb er jedoch unverletzt. Eifrém war zwischenzeitlich an Herrmann vorbei und führte das Feld souverän an. Einmal kam er schlecht weg als es auf die Sandbahn hinaus ging und Herrmann zog direkt wieder vorbei. Doch Eifrém war in diesem Rennen einfach unschlagbar schnell auf dem Sandbahnabschnitt und konterte sich wieder an die Spitze »Sonst fehlt es mir zu den Spitzenleuten in der DM immer ein wenig an Motorleistung, aber hier, besonders bei frisch gewässerter Bahn, kann ich meine Suzuki einfach besser dosieren als die Kollegen mit ihren heißen Kisten«, schilderte er sinngemäß. Ola Eifrém kam mit 2 Sekunden Abstand zu Michi Herrmann und Jürgen Künzel als Sieger ins Ziel. Im Kampf um Platz vier rauften sich Petr Vorlicek und Marcel Götz. Letzterer hatte zu Beginn noch die Nase vorne, wobei Vorlicek sich als der versiertere Harsewinkel-Fahrer zeigte und Götz bei passender Gelegenheit abstrafte. Doch auch die beiden kamen bei Nahe gleichzeitig über die Ziellinie. Schnellster Frischling in diesem ersten Lauf war Jan Deitenbach mit Platz sechs. S1 DM – Heat 2 Dieses Mal hatte Jürgen Künzel den besten Start erwischt und zog mit seiner Husqvarna vorne weg, dicht gefolgt von Michi Herrmann, Marcel Götz und Ola Eifrém. Während Künzel und Herrmann sich ein wenig absetzen konnten, sammelte Götz neue Erfahrungen auf Sand. Die eindeutigste Erkenntnis lautete wohl, dass Schweden darauf recht schnell fahren können. Eifrém war zumindest dort schneller als Götz, baute nach seinem Ãœberholmanöver wieder Fehler ein und fiel wieder hinter den Schweizer auf der WP-KTM zurück. Nun war Götz auf der Hut und fuhr sich seinen Vorteil an anderen Teilen der Strecke heraus um auf Sand gegen den Schweden zu bestehen. In der letzten Runde verlor Götz aber seinen mittlerweile sicheren Dritten Platz, als er von der Strecke abflog und auf Platz zehn landete. Eifrém erntete dadurch den dritten Platz und einen weiteren Pokal für seine Sammlung. In der Zwischenzeit hatte sich aber auch an der Spitze was getan. Künzel kam bei der Anfahrt zum Table ins Straucheln, verlor die Gewalt übers Vorderrad und ging kurz zu Boden. Diese Chance nutzte Michi Herrmann natürlich sofort, zog vorbei und schnappte sich den Sieg vor Künzel. Petr Vorlicek und der offensichtlich angeschlagene Markus Volz belegten die Ränge vier und fünf. Dieses Mal stand ein 16 Jahre junger Gast aus Frankreich an der Pforte zur Top-Five, um schon einmal anzuklopfen. Romain Febvre, der Meister im C1 Pokal, war mit einer »Standard«-Suzuki (bis auf Räder und Bremsen noch im Cross-Trimm) auf Platz sechs gefahren. Seine feste Teilnahme an der S1-DM 2009 wurde an diesem Wochenende somit nicht nur angekündigt, sondern auch untermalt. S1 Meisterschaftsstand nach 10 von 14 Rennen: Jürgen Künzel (74) / Husqvarna - 214 Punkte Michael Herrmann (5) / Aprilia - 196 Punkte Marcel Götz (54) / KTM - 168 Punkte Jean-Marc Gaillard (9) / Honda - 159 Punkte Petr Vorlicek (2) / Suzuki - 137 Punkte Julian Becher (98) / KTM - 120 Punkte Markus Volz (3) / KTM - 111 Punkte Ola Eifrém (12) / Suzuki - 106 Punkte Hannes Maier (77) / KTM - 99 Punkte Tino Heinze (222) / Aprilia - 91 Punkte Zeittraining S2 (Samstag) Etwas mehr als die halbe Trainingsdistanz war vollbracht, als Jochen Jasinski die Nase um 0,222 Sekunden vor Mauno Hermunen hatte. Doch Jasinski wusste schon ganz genau was das Resultat dieser Trainingssitzung noch bringen würde. Wie vom Meister vorausgesagt legte Hermunen noch einmal zwei schnelle Runden hin und landete seine Polezeit eine halbe Sekunde vor Jasinski. Danach klaffte ein rechtes Zeitloch, bis sich die Top-Tenner der S2 im Zehnteltakt aufstellten. Michi Wagner lag vor Christian Schreyer auf dem dritten Startplatz. Die zweite Reihe wurde angeführt von Dirk Spaniol, gefolgt von Joachim Bauer, Nico Joannidis und Oliver Springer. Etwa 1,5 Sekunden lagen zwischen dem Dritten und dem Achten in dieser Wertung. S2 DM – Heat 1 Mauno Hermunen brannte von Beginn bis zum Schluss dem Felde davon. Der offensichtlich übermotorisierte Jasinski hatte in Harsewinkel wider Erwartens keinen Stich machen können um auch nur an Mauno dran zu bleiben. 20 Sekunden brachte der Finne locker zwischen sich und den amtierenden Meister, wobei er in den letzten Runden noch das Publikum mit aufmunterndem Zuwinken und Stunts unterhielt. Jasinski zeigte sich mit der eigenen Leistung wenig zufrieden und schilderte sein Herangehen als zu verkrampft. Noch verkrampfter waren indes seine zwischenzeitlichen Verfolger. Michi Wagner, der kurz sogar als Zweiter unterwegs war, packte sich in der zweiten Runde inmitten der Sandbahn. Mit dem Abstand eines Ãœberrundeten machte er sich jedoch noch einmal auf die Socken um wenigstens noch ein wenig Ãœbung für das zweite Rennen zu bekommen. Nach Michi Wagner rückte dann Christian Schreyer auf den dritten Platz, doch auch bei ihm sollte es nicht lange gut gehen. Er stürzte und kam erst weit hinten wieder auf die Strecke. Nun flogen Hermunen, Jasinski und Dirk Spaniol in sekundenweitem Abstand dem Podest entgegen. Den packendsten Kampf gab es um Rang vier in diesem Rennen. Genau wie in der S1, war auch hier der Meister aus der zweiten Bundesliga, dem C2-Pokal zu Gast. Nico Joannidis machte sich zu seinem DM-Debüt selbst das größte Geburtstagsgeschenk (wurde 19 Jahre). Er scheuchte Joachim Bauer nur so über den Kurs und machte vier Runden vor Schluss Ernst. Er setzte mit seiner Suzuki innen an und bremste Bauer an der Spitzkehre zum Offroad geschickt aus. Joannidis ließ Bauer keine Chance mehr noch irgendeinen Konter zu setzen. Der junge Schwabe wurde Vierter vor Bauer. Ein beachtliches Ergebnis. S2 DM – Heat 2 Wieder einmal machte Hermunen vorne was er wollte, nur konnte er Jasinski nicht so weit hinter sich lassen wie im ersten Rennen. Der Meister hatte seinerseits aber auch wieder jede Menge Abstand zum dritten Platz. Um den wurde richtig gekämpft. Michi Wagner führte ein treues Gefolge an, doch weder Christian Schreyer noch Dirk Spaniol sahen irgendwo eine Chance ihn vom Treppchen zu stoßen. Wie ein D-Zug rollte die Bande dahin und bretterte gemeinsam durchs Ziel. DSR-Suzuki Teamchef Dirk Spaniol wurde jedoch mit einer Strafe wegen Frühstarts belegt und machte Rang fünf für Nico Joannidis frei. S2 Meisterschaftsstand nach 10 von 14 Rennen: Mauno Hermunen (131) / Husqvarna - 240 Punkte Jochen Jasinski (1) / Husaberg - 206 Punkte Dirk Spaniol (17) / Suzuki - 161 Punkte Harald Ott (16) / KTM - 149 Punkte Christian Schreyer (81) / KTM - 146 Punkte Michael Wagner (10) / Honda - 134 Punkte Manolito Welink (6) / Aprilia - 132 Punkte Dany Lechthaler (13) / Husaberg - 109 Punkte Willy Grauf (99) / Husqvarna - 104 Punkte Oliver Springer (26) / Husaberg - 102 Punkte Superfinale Ein kleines Teamdrama sollte sich ereignen. Künzel war auf der Jagd nach Hermunen, wobei der schon ein wenig davongefahren war. Doch Hermunen unterlief der gleiche Fehler, wie Künzel vorher im S1 Rennen. Beim Hüpfen in Richtung der Auffahrt zum Table stürzte er und sein Teamkollege konnte die Führung an sich reißen. Der Finne fuhr nun mit ordentlich Wut im Bauch weiter und eroberte mit jeder Runde einige Meter zurück. Drei Runden lang war er in direkter Schlagdistanz zu Künzel und die beiden boten spektakuläre Szenen. Nachdem Hermunen aber in der letzten Runde nach einem kleinen Patzer wieder Schwung verloren hatte, brach er den Angriff sichtlich enttäuscht ab. Jochen Jasinski behauptete sich im Kampf um Platz drei gegen Ola Eifrém und Petr Vorlicek.