Hanau, Galeria Kaufhof Immobilie, »Wir werden rasch entscheiden und handeln«

  • Oberbürgermeister Kaminsky will städtischen Gremien den Kauf der Kaufhof Immobilie vorschlagen

  • Entscheidung nach der Sommerpause im September diesen Jahres

Hanau, 5. Mai 2023

Hinter verschlossenen Türen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Der #Galeria #Kaufhof #Karstadt #Konzern hatte am 13. März 2023 verkündet, mehrere Kaufhäuser in Deutschland zu schließen, für die Kaufhof Filiale in #Hanau soll am 31. Januar 2024 Schluss sein.

Sofort hatte sich Hanaus Oberbürgermeister Claus Kaminsky klar positioniert: »Der Plan der Stadt Hanau heißt nun, das Haus in der Innenstadt zu übernehmen, ins Eigentum zu kommen. Einen langen Leerstand können und werden wir an dieser Stelle nicht akzeptieren.« In den vergangenen Wochen hatte sich ein in Hanau bewährtes Experten-Team unter Führung von Stadtentwickler Martin Bieberle intensiv mit allen relevanten Themen auseinandergesetzt und in dieser Woche die Stadtspitze informiert. »Mit gewohnter Seriosität und Hanauer Tempohärte, einer gesunden Mischung aus Fachleuten der Unternehmung Stadt Hanau sowie externen Spezialisten, die nicht nur unsere #Stadt sehr gut kennen, sind wir große Schritte weiter und grundsätzlich entscheidungsreif«, so Kaminsky.

Geprüft wurde unter anderem der technische Status des Gebäudes. Die gute Nachricht ist, dass die denkmalgeschützte Immobilie, die ab 1957 gebaut und am 27. November 1957 eröffnet wurde, grundsätzlich sanierungsfähig ist. Statik und Brandschutz, als harte Faktoren, werden als »in Ordnung« bewertet, grundsätzlicher Sanierungsbedarf bestehe, insbesondere unter energetischen Gesichtspunkten. Die Fachgruppe kommt zu der Bewertung, dass die Immobilie am Marktplatz von ihrer Grundstruktur und offenen Gestaltung nach einer Sanierung Optionen für unterschiedlichste Nutzungen bietet. Von Büro bis Wohnen, #Gastronomie bis #Fitnessstudio, #Gesundheitszentrum und anderen gewerbliche Nutzungen. Das Erdgeschoss soll, so die Empfehlung, auf jeden Fall für frequenzorientierte Nutzungen zur Verfügung stehen, etwa Handel. Das Untergeschoss mit seiner direkten Anbindung an die Tiefgarage »Am Markt« sei ebenfalls multifunktional nutzbar, von Club über weitere Kulturangebote bis hin zum Supermarkt und einer möglichen Erweiterung der Tiefgarage wäre es auf vielfältige Weise nutzbar. »Wir werden alles erwägen. Diese Immobilie kann alles«, so Oberbürgermeister Kaminsky.

Rainer Krebs, der im Auftrag der Stadt das Kompetenzteam bei städtebaulichen und architektonischen Themen begleitet, vergleicht die Kaufhof #Immobile von ihrer Transformationsfähigkeit mit der »Berliner Altbauwohnung«. Er folgert, dass mit dem Gebäude alles möglich sei, dass es für die kommenden 100 Jahre an die jeweils sich verändernden Anforderungen anpassbar sei.

Neben architektonischen Fragen wurden durch Rechtsanwalt Dr. Olaf Otting die juristischen Themen aufbereitet. »Die Stadt Hanau hat durch das Vorkaufsrecht und die Möglichkeiten des besonderen Städtebaurechts grundsätzlich eine starke Position für ein Abwehrspiel. Niemand kann ohne unser Zutun kaufen oder die Immobilie mit von der Stadt nicht gewollten Nutzungen füllen«, so der Oberbürgermeister. »Unser Ziel ist natürlich eine zeitnahe Entwicklung der Immobilie.«

Aufgrund vieler verschiedener Einflüsse – von boomendem #Online #Handel über Corona bis hin zu Preisanstiegen für Energie und inflationsbedingter Kaufzurückhaltung – sind viele Innenstädte unter Druck. »Wir stecken mitten im Schicksalsjahr der Innenstädte«, so der OB. Hanau hat in den vergangenen Jahren durch konsequente und stetige Anstrengungen – vom Stadtumbau bis zum Stadtentwicklungsprogramm »Hanau aufLADEN« bundesweit beachtete Erfolge vorzuweisen. »Dies war nur möglich, weil wir mit breitem politischem Konsens und natürlich auch viel Aufwand immer mutig und innovativ gehandelt haben. Mut zieht Mutige an – diese Formel greift in Hanau«, so Kaminsky. Die weitere Perspektive der Kaufhof-Immobilie, die mit 16.000 Quadratmetern Bruttogrundfläche nach dem »Forum Hanau« die zweitgrößte Immobile in der Innenstadt ist, ist in diesem Kontext von strategischer Bedeutung. »Ein langer Leerstand würde unsere Anstrengungen konterkarieren. Umgekehrt bietet das Kaufhof-Gebäude die historische Chance, das Ringen um eine lebenswerte Innenstadt nachhaltig zu befördern«, so Kaminsky.

Das Fachteam beschäftigte sich in den vergangenen Wochen ebenfalls mit anderen Städten, insbesondere mit Standorten, die Kaufhäuser des Essener Galeria-Konzerns hatten oder noch haben. Die Entwicklungen in anderen Städten zeigen, dass Leerstand von Schlüsselimmobilien im Herzen der Stadt das gesamte Umfeld kaum mehr rückholbar nach unten ziehe. Das kann man auch in anderen Städten quer durch die Republik sehen. »In Bremen beispielsweise ist in vormals gut frequentierten innerstädtischen Einkaufspassagen erheblicher Leerstand zu beobachten. Auch der vor Jahren noch florierende Wochenmarkt nur noch ein Schatten seiner selbst«, so Daniel Freimuth, operative Leitung der Hanau Marketing GmbH. Die Gruppe setzte und setzt sich mit aktuellen Angeboten von privaten Anbietern auseinander, die in anderen Städten Immobilien des Galeria-Konzerns übernehmen oder übernehmen wollen. Dabei fällt kein Konzept auf, das nicht zu einem Ergebnis führt, dass das Problem auch langfristig löst. Studien, unter anderem des Bundeswirtschaftsministeriums, zeigen auf, dass ohne städtisches Zutun die Liegenschaften zehn Jahre und mehr leer standen oder minder genutzt wurden. Der Druck wachse so an, dass am Ende doch erworben werden muss.

»Wir sind entschlossen, die Chance für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung zu nutzen und für die nächsten Generationen eine lebenswerte Innenstadt zu gestalten«, so Kaminsky. Die möglichen Nachnutzungen sollen multifunktional sein, das Füllen von 11.000 Quadratmetern Fläche mit reinem Handel funktioniert heute nicht mehr. Mischungen aus Handel, Gastro, Gewerbe, Kultur und öffentlichen Nutzungen sind die Regel, so die Bewertung.

Eine weitere Bewertungsgrundlage ist die finanzielle. »Alles im Leben hat seinen Preis. Folglich haben wir uns intensiv, mit Unterstützung unter anderem von Thomas Müller, Terramag, mit einem möglichen Kaufpreis plus der anstehenden Sanierungskosten und möglicher Finanzierungen der Immobilie beschäftigt«, so Martin Bieberle. Der in Rede stehende Kaufpreis könne unter Berücksichtigung möglicher, einzupreisender Fördermittel, etwa für die energetische Sanierung, für die Stadt beziehungsweise für eine städtische Gesellschaft plausibilisiert werden.

Auswertungen von Kaufpreisen anderer Warenhaus-Immobilien zeigen auf, dass auf der einen Seite in den vergangenen Jahren über große Paketverkäufe an internationale Investoren überhöhte Preise realisiert wurden und gleichzeitig die aktuelle Marktlage einen zeitnahen Erwerb einer einzelnen Immobilie durch einen seriösen Investor unwahrscheinlich erscheinen lässt, bewertet das Fachteam. Die Herausforderung ist nun, mit dem Eigentümer einen zeitnahen Einzelverkauf der Immobilie an die Stadt zu erreichen und dies zu einem #Kaufpreis, der wirtschaftlich vertretbar ist. Den bisherigen Verhandlungsstand macht Kaminsky zuversichtlich, dass dies erreichbar ist.

»Unser Ziel ist, die Immobilie zu erwerben und dann in einem strukturierten Verfahren mit privaten Partnern die Immobilie zu entwickeln. Sei es als #Mieter und #Nutzer oder als #Mitinvestoren. Der wettbewerbliche Dialog und die bisherige Konversionsentwicklung, etwa im Pioneer Park, sind hier die Blaupause. Daneben prüfen wir nun weiter, welche aktuellen und zukünftigen städtischen Nutzungen hier funktional und wirtschaftlich sinnvoll platzierbar wären. Wir werden rasch entscheiden und handeln«, so Kaminsky abschließend.

Kommentar für Gütersloh

So geht man in Hanau mit dem Thema um. »Wir werden alles erwägen. Diese Immobilie kann alles«, so der Bürgermeister … »Alles? Zum Beispiel?« … »Na, alles!« … »Auch ein Kaufhaus?« … »Hören Sie auf!« … »Aber zu sagen, sie könne ›alles‹, ist doch albern« … »Sie sind albern« … »Selber« … »Selber selber« … »Die Kuh geht in den Stall, und Sie haben ’nen Knall!« … »Straße, Kreuzung, Hochhaus, Antenne!« …

Zu sagen, sie könne »alles«, ist albern. Wenn man da das ganze Besagte reinsetzt (Fitnesstudio, Handel, Gastro, Gewerbe, Kultur und öffentlichen Nutzungen), dann hat man am Ende ja auch wieder nichts anderes als ein Kaufhaus. So etwas wie ein Meta Kaufhaus. Eben für »alles«. Das ist Nonsens. Wer hätten denn Lust in ein Fitnessstudio mitten in der Innenstadt zu gehen? Fitnessstudios liegen meist etwas außerhalb, sodass man dort auch vor der Tür parken kann. Würde man Lust haben, zu Susis Nagelstudio im 3. Stock, quer durch die Etage, hinten links in der Ecke, fensterlos, zu gehen? Mit »open walls« (also keinen Wänden)? Oder würde man innen alles per Trockenbau abtrennen und unterteilen wollen? Alles dann fensterlos? Plus Versorgung … das würde alles unendlich teuer.

Das Sinnvollste (sic!) ist es, diese Dinger dann abzureißen und die üblichen Wohn und Geschäftshäuser dort hinzustellen. Diese tollen Standardideen werden niemals nachhaltig funktionieren. Wir sind hier nicht in Manhattan und das sind auch keine Wolkenkratzer. Das Gütsler Kaufhaus hat ja so gut wie keine Fenster. Was will man da stattfinden lassen? Wohnungen? Was sollen das für Wohnungen sein? Fensterlos … unendlich teurer Umbau … es gibt keinen Lichthof, kein passables Treppenhaus … wenn ein sinnvoller (erneut sic!) Umbau überhaupt denkbar sein sollte, wäre er teurer als ein Neubau. Das Haus ist (noch) stadtbildprägend … aber: so what? Das alte Rathaus hat man ja auch abgerissen. Für das Kaufhaus (beziehungsweise den Platz davor). Nun träfe es halt das Kaufhaus. So ist das Leben. 

Und zu behaupten, das sei ein »Innenstadtmagnet« ist Unsinn. Das war es vielleicht bis in die 80er, aber das ist es schon lange nicht mehr – sonst gäbe es ja nichts zu klagen, oder? Seit geraumer Zeit ist es eher ein Geldmagnet und ein Klotz am Bein. Am besten wäre es vielleicht, wenn die Firma »Asset« das kaufen würde und etwas Vernünftiges dort hinbauen würde. Die können das. Das sind Profis.

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