Besser warnen! Forscher untersuchen Flutkatastrophe 2021 aus Sicht der Betroffenen, Universität Potsdam

Potsdam, 10. März 2023

Im Juli 2021 kam es zu verheerenden Überflutungen durch Starkregen in #Rheinland Pfalz und Nordrhein Westfalen, teilweise auch in Sachsen und Bayern, mit mehr als 180 Todesopfern. Ein Risikoforschungsteam der #Universität #Potsdam hat in den Monaten danach untersucht, wie die Bevölkerung über die Ereignisse informiert und vor den Gefahren gewarnt wurde. Ihr Fazit: Die Frühwarnsysteme in Deutschland müssen dringend verbessert werden – nicht nur was die Verbreitung von Warnungen betrifft, auch das Gefahrenausmaß und Empfehlungen für angemessenes Verhalten sind klarer zu kommunizieren, fordern die #Forscher.

Die Ergebnisse ihrer Betroffenenbefragung wurden nun als #Highlight #Artikel im EGU Journal »Natural Hazards and Earth System Sciences« veröffentlicht.

»Die vorhandenen Unwettersysteme und Hochwasserwarnsysteme in Deutschland reichen nicht aus, um die Bevölkerung effektiv vor schnellen Überflutungen zu warnen«, sagt die leitende Autorin der Studie Prof. Annegret Thieken. »Zukünftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, wie man mit diesen Systemen gefährdete Gemeinden und Bewohner rechtzeitig warnen und das Ausmaß des Hochwassers, die Bedrohungen und Reaktionsmöglichkeiten besser vermitteln kann.«

Das Forschungsteam führte eine Onlinebefragung durch, an der 1315 Betroffene der Überflutungen im Sommer 2021 teilnahmen. Überraschenderweise zeigte sich, dass 35 Prozent der Befragten aus Nordrhein-Westfalen und 29 Prozent der #Befragten aus Rheinland Pfalz überhaupt keine Warnung erhalten hatten. Von denjenigen, die gewarnt worden waren, hatten 85 Prozent nicht mit sehr schweren Überschwemmungen gerechnet und 46 Prozent berichteten, dass sie unsicher gewesen seien, wie sie sich vor dem Hochwasser schützen könnten. Dabei spielte es für das Gefahrenbewusstsein eine große Rolle, ob die Befragten bereits zuvor Hochwassersituationen erlebt hatten. Die Forschenden werteten außerdem damalige Medienberichte und offizielle Warnungen aus und bemängeln zu wenig angemessene Empfehlungen für gefährdete Personen. »Ein großes Problem bestand darin, dass die Warnmeldungen das Ausmaß der Flut nicht ausreichend widerspiegelten und daher Gefahren vielerorts unterschätzt wurden«, sagt Annegret Thieken. »Dadurch wurde teilweise der Katastrophenfall zu spät ausgerufen und die Evakuierung von stark betroffenen Siedlungsgebieten zu spät eingeleitet.«

Den Landkreis Ahrweiler in Rheinland Pfalz hatte das #Hochwasser im Juli 2021 besonders stark getroffen: 134 Menschen starben in den Fluten, und es kam zu massiven materiellen Schäden. Die Forscher nahmen die Angaben der 357 Befragten aus diesem Landkreis im Rahmen des #BMBF Projekts HoWas2021 (Governance und Kommunikation im Krisenfall des »Hochwasserereignisses« im Juli 2021) deshalb noch genauer unter die Lupe. Die Ergebnisse sind in einem deutschsprachigen Steckbrief zusammengestellt. »Der regionsspezifische Steckbrief gibt einen Überblick darüber, wie die Befragten aus Bad-Neuenahr Ahrweiler, Sinzig und anderen Ortschaften im Landkreis das Ereignis und die Warnung erlebt haben«, beschreibt Dr. Anna Heidenreich, Wissenschaftlerin im Projekt »HoWas2021« und Co Autorin der Studie. Im kommenden Monat wird das #Forschungsteam für die stark betroffenen Landkreise Nordrhein Westfalens ebenfalls Steckbriefe auf #Basis der #Online #Befragung veröffentlichen.