Von 0 auf mehr als 1 Million, 20 Jahre Jura Forum

Hannover, 26. Januar 2023

Mehr als 1 Million Forenbeiträge, über 1 Million Euro Werbeumsätze, über 1 Million Besucher pro Monat – nach 20 Jahren kommen so einige »Millionen« bei einer Webseite zusammen, wenn man einiges richtig macht. Das runde Jubiläum von JuraForum.de haben wir daher zum Anlass genommen, um mit Gründer und Geschäftsführer Sebastian Einbock ein Interview über die vergangenen 2 Dekaden zu führen.

Glückwünsch! 20 Jahre ist eine lange Zeit. Wie begann das denn alles?

Sebastian Einbock: »Ich erinnere mich noch genau, wie ich Anfang 2003 überlegt hatte, unter welcher Domain ich etwas im Web starten möchte. Ich war damals noch Jurastudent. Am Ende bin ich dann auf JuraForum.de gekommen. Der Name war Programm und auf der Domain wurde ein reines Forum für #Rechtsfragen ohne weitere Features eingerichtet – nicht mehr und nicht weniger. Auch das Logo habe ich damals selbst entworfen.«

Wie ging es danach weiter? In 20 Jahren hat sich doch sicher etwas verändert?

Sebastian Einbock: »Ja, auf jeden Fall. Ich habe dann neben dem Internetbusiness erstmal mein Referendariat abgeschlossen, wo mein Referendargehalt leider aufgrund der Interneteinnahmen gekürzt wurde. Das ist sicher auch einmalig. In den Anfängen des Webs konnte man noch mit User Generated Content (UGC), also durch Nutzer erstellte Inhalte, bei Google gut punkten und ranken. Zudem war dies nahezu kostenlos. Das war mein Vorteil. Besucher konnte man auch für 5 Cent je Klick damals bei #Google Adwords einkaufen. Ich hatte ja nicht viel Budget und so konnten in kurzer Zeit durch die Foreninhalte viele Inhalte bei Google ranken und Werbeeinnahmen generiert werden. Das Forum war dadurch im Grunde von Anfang an erfolgreich und ein Selbstläufer. Die Besucherzahlen stiegen damals von Monat zu Monat direkt nach dem Start. Heute wäre das nicht mehr so einfach.«

Wieso? Das Forum steht doch immer noch gut da …

Sebastian Einbock: »Das stimmt, aber das liegt am neuen Focus der Webseite. Wir haben nun einen Schwerpunkt auf redaktionellen Inhalten wie News und Lexika. Auch Urteile, Vorlagen und Gesetze sowie ein Anwaltsverzeichnis gab es bei uns früher nicht. Das hat viel Arbeit, Geld und Zeit gekostet so viele Inhalte zu schreiben und online zu stellen. Würde man heute ohne Budget neu starten wollen, würde man wohl eher auf #Social #Media ausweichen und da sein Glück probieren. Hinsichtlich der juristischen Probleme der Nutzer hat sich allerdings wenig geändert. Die klassischen Rechtsgebiete wie Arbeitsrecht, Familienrecht, Mietrecht oder Verkehrsrecht sind immer noch genauso stark nachgefragt wie vor 20 Jahren.«

Was waren die größten Herausforderungen in den vergangenen 20 Jahren?

Sebastian Einbock: »Da es seit 2003 keine andere wirklich relevante Suchmaschine als Google in Deutschland gegeben hat, war die Etablierung des Smartphones und damit die mobilfreundliche Webseite eine große Sache. Früher hatte man ja nur eine Desktop Version und #Desktop #Ansicht auf PC. Auf dem Handy ist alles kleiner und es gibt weniger Werbemöglichkeiten. Die Anpassung unserer #Website an die kleinen Handybildschirme hat einiges an Performance gekostet. Auch die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) mit dem leidigen Cookie Banner hat rund 15 Prozent Werbeumsatz gekostet und einen für mich noch nie dagewesenen bürokratischen Aufwand geschaffen. Corona war nicht so schlimm für das Web. Es wurde ja eher sogar mehr im Web gelesen und gekauft.«

Weshalb sind so viele Legal Techs gescheitert?

Sebastian Einbock: »Erfolgreich sind die #Legal #Techs, die einen bisher für Anwälte unproduktiven Bereich erfolgreich mittels digitaler Optimierung und Innovationen abdecken, wie die Flugverspätung oder die es schaffen, Juristen die Arbeit zu erleichtern, weil z.B. Akten oder Urteile besser durchsucht werden können, ggf. sogar per künstlicher Intelligenz. Nicht erfolgreich waren Legal-Techs, die meinten, dass man mittels #Online #Werbung unendlich viele Mandate generieren kann. Ich finde es dabei erstaunlich, dass im Osten Deutschlands dann solche nicht tragfähigen Start ups – unsere Konkurrenz – mit Steuergeldern in Höhe von 1 Million Euro teilweise gefördert wurden.«

Was sollte grundsätzlich für Unternehmen wie Deines geändert werden?

Sebastian Einbock: »Weniger Steuern. Nein, mal im Ernst, wir zahlen als GmbH in Hannover rund 32 Prozent Steuern, wenn man den Gewinn dann aus der GmbH ausschüttet, dann ist man bei rund 50 Prozent. Dass dann Deutschland für Gründer nicht so interessant ist, wundert mich nicht. In Irland, wo viele Internetkonzerne ihren Sitz haben, zahlt man nur 12,5 Prozent. Der Soli ist für GmbHs auch nicht abgeschafft, was kaum einer zu wissen scheint. 

In der #DSGVO sollten auch kleine Unternehmen endlich klar von der Pflicht zur Führung eines Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten generell ausgenommen werden. Ich denke, die meisten kleinen Unternehmen haben von Artikel 30 DSGVO sowieso noch nie etwas gehört.

Ansonsten sollten nach meiner Ansicht alle Gerichtsentscheidungen in Deutschland komplett kostenlos für Jedermann nutzbar sein. Als Unternehmen soll man immer noch je nach Nutzungsart bis zu 12,50 Euro je Urteil bezahlen, obwohl doch schon im Prozess hohe Gerichtskosten gezahlt worden sind. Ich finde es auch nicht richtig, wenn private Verlage im staatlichen Auftrag wie bei unserer niedersächsischen Entscheidungsdatenbank nur stark eingeschränkte Nutzungsrechte an allen Entscheidungen vergeben. Alle Entscheidungen und amtliche Leitsätze sollten endlich gemeinfrei, digital verarbeitbar und kostenlos ins Internet gestellt werden wie es auch Artikel 5, Absatz 1, Urheberrechtsgesetz klar regelt.«

Was war das schönste Erlebnis in 20 Jahren Jura Forum?

Sebastian Einbock: »2018/2019 war richtig super, da hatten wir nach einem Google Update sehr viele Besucher und hohe Umsätze und ich wurde dann als inoffizieller ›SEO Gewinner› von Philipp Westermeyer von der OMR zum Interview nach Hamburg eingeladen, was mir viel Spaß gemacht hat. Vor allem, wenn ich sehe, wen er alles erst nach mir interviewt hat. Das Interview ist immer noch online. Seit 2019 sind wir auch schon viermal in Folge bei #Focus #Money ›Die besten im Netz‹ der Branchensieger hinsichtlich der Kundenzufriedenheit in der Kategorie ›Rechtsberatung‹ geworden, was mich sehr gefreut hat.«

Wie wird die Zukunft vom Jura Forum aussehen?

Sebastian Einbock: »Inhalte, Inhalte, Inhalte. Es geht leider nicht mehr ohne. Wir werden weiterhin mehr und besseren Content online stellen und die redaktionellen Bereiche stärken und ausbauen. Ob wir in 10 oder 20 Jahren dann noch unserem Namen gerecht werden, weiß ich nicht, aber als Lateiner kann ich sagen, dass ›Forum‹ eigentlich Marktplatz bedeutet und einen Jura Marktplatz bieten wir schon heute. Natürlich werden Anwälte und juristische Informationen auch in vielen Jahren noch nachgefragt werden.«

Jura Forum

Das Jura Forum gehört seit 2003 zu den führenden Rechtsportalen im deutschsprachigen Raum. Neben den mehr als 100 Rechtsforen für den fachlichen Austausch umfasst das Angebot …

  • Rechtsanwaltsverzeichnis mit mehr als 20.000 Anwaltsprofilen

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Mehr als 12 Millionen Nutzer besuchen jährlich die Website, um sich über juristische Themen zu informieren oder einen Rechtsanwalt zu finden. Das Jura Forum ist vierfacher Focus Money Branchensieger 2019 bis 2022 mit der höchsten Kundenzufriedenheit in der Branche »Rechtsberatung« (Quelle Focus Money 33/2019, 31/2020, 31/2021, 32/2022, »Die Besten im Netz«).