Die 3 Siebe des Sokrates, Hörensagen in Gütersloh und anderswo

Einer Ãœberlieferung nach wollte jemand Sokrates etwas erzählen. Sokrates fragte ihn: »Hast du das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe gesiebt?«Â »3 Siebe?«Â »Ja. Lass uns sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe hindurchgeht: Das 1. Sieb ist die Wahrheit. Hast du das, was du mir erzählen willst, geprüft? Bist du dir sicher, dass es wahr ist?«Â »Nein, ich habe es erzählt bekommen.«Â »Aber sicher hast du es mit dem 2. Sieb geprüft. Das 2. Sieb ist das der Güte. Wenn es nicht sicher wahr ist, was du mir erzählen möchtest, ist es wenigstens gut?«Â »Nein, ganz im Gegenteil.«Â »Dann lass uns auch noch das 3. Sieb anwenden. Ist es wichtig und notwendig, es mir zu erzählen, was dich so aufregt?«Â »Notwendig nicht … und wichtig auch nicht.«Â »Also, wenn das, was du mir erzählen willst, weder wahr noch gut noch notwendig oder wichtig ist, so lass es lieber sein und belaste dich und mich nicht damit.«

Das ist ein Plädoyer gegen Gerüchte. Aber so pauschal kann und sollte man die 3 Siebe natürlich nicht anwenden. Oft reicht es auch, wenn etwas nur durch 1 oder 2 Siebe gelangt. Wobei vieles aus dem Bereich der Unterhaltung oder auch der #Kunst durch gar kein Siebe gelangt.

Tatsächlich ist es nicht hinnehmbar, gleichwohl aber leider eine Tatsache, dass die Allermeisten Leute Gerüchte unhinterfragt akzeptieren, für bare Münze nehmen – vor allem, wenn es Negatives ist – und sogar weitertragen und ihr Handeln danach auszurichten.

Verhaltenstherapie

In der Kognitiven #Verhaltenstherapie bezeichnet man als Sokratischen Dialog eine Gesprächstechnik, durch die kognitive Verzerrungen des #Patienten hinterfragt und Widersprüche in seinem Denken aufgedeckt werden sollen. Dabei vermittelt der Therapeut keine eigenen Ansätze, sondern versucht durch »naive« Fragen die negativen Grundannahmen des Patienten zu erfassen, bis dieser selbst Unstimmigkeiten in seinen Ãœberzeugungen entdeckt. Dadurch wird der Patient innerhalb seiner kognitiven Schemata verunsichert, und eine Veränderung wird möglich. Indiziert ist der verhaltenstherapeutische sokratische Dialog häufig bei depressiven Störungen.

In dieser Form ist der Sokratische Dialog eine mäeutische Technik, die von Byron Katie um eine Umkehrung erweitert wurde, die der Erkenntnis der Realität zuträglich ist, was auch Katies Erfolg erklärt.