Irreführende Werbung für Meditonsin Tropfen, Verbraucherzentrale NRW erzielt Erfolg vor Gericht

  • Hersteller des homöopathischen Erkältungsmittels darf nicht mit falschen Gesundheitsversprechen werben.

  • Landgericht Dortmund sieht keine ausreichende Evidenz für bestimmte Werbeaussagen des Herstellers.

  • Rechtsauffassung der Verbraucherschützer bestätigt: Aussagen dürfen keinen sicheren Behandlungserfolg suggerieren.

Zur Erkältungszeit greifen viele Menschen in Deutschland zu Meditonsin Tropfen, einem homöopathischen Arzneimittel. Die #Verbraucherzentrale #NRW hatte den Hersteller #Medice Arzneimittel Pütter GmbH & Co. wegen irreführender Werbeaussagen abgemahnt und verklagt. Denn durch die Werbung entstand der falsche Eindruck, dass nach der Einnahme eine gesundheitliche Verbesserung mit Sicherheit erwartet werden könne, keine Nebenwirkungen zu erwarten seien und das Mittel »chemisch synthetischen Arzneimitteln« überlegen sei. Eine vom Hersteller herangezogene Studie dazu überzeugte das Landgericht Dortmund aber nicht.

Keine ausreichende Evidenz für Werbeversprechen

Auf seiner Internetseite bewirbt der Iserlohner Hersteller die Meditonsin Tropfen mit mehreren irreführenden Werbeversprechen. Unter der Ãœberschrift »Nachgewiesene #Wirksamkeit und Verträglichkeit« werden die Ergebnisse einer »aktuellen, großangelegten #Anwender #Studie mit mehr als 1.000 #Patienten« dargestellt. Laut einem Tortendiagramm sollen 90 Prozent der Patienten mit der Wirkung von Meditonsin zufrieden oder sehr zufrieden gewesen sein. Dabei handelte es sich aber nur um eine »apothekenbasierte Beobachtungsstudie« mit geringer wissenschaftlicher Aussagekraft, worauf die Verbraucherzentrale NRW in der Klagebegründung hingewiesen hatte. Trotz der mangelnden Evidenz behauptet der Hersteller, dass damit »die gute Wirksamkeit und Verträglichkeit von Meditonsin® Tropfen erneut eindrucksvoll bestätigt werden« könne. Das #Landgericht #Dortmund folgte der Klagebegründung der Verbraucherzentrale NRW.

Behandlungserfolg kann nicht mit Sicherheit erwartet werden

»Geworben werden darf nicht mit Aussagen, die den falschen Eindruck erwecken, dass ein Behandlungserfolg mit Sicherheit erwartet werden kann, so wie es die #Werbung für #Meditonsin #Tropfen suggeriert«, unterstreicht Gesa Schölgens, Leiterin von »Faktencheck Gesundheitswerbung«, einem Gemeinschaftsprojekt der Verbraucherzentralen NRW und Rheinland-Pfalz. Laut Heilmittelwerbegesetz (HWG) ist dies untersagt. Zudem sieht das Landgericht Dortmund Verbraucher:innen durch die Werbung getäuscht, weil der falsche Eindruck entstehe, dass bei der Einnahme von Meditonsin Tropfen keine schädlichen Nebenwirkungen zu erwarten seien. Dabei listet die Packungsbeilage des Arzneimittels mehrere Nebenwirkungen auf, demnach könnte es nach der Einnahme sogar zu einer Erstverschlimmerung der Symptome kommen.

Auch der vom Hersteller dargestellte angebliche Vorteil des »natürlichen Arzneimittels« gegenüber »vielen chemisch-synthetischen Arzneimitteln, die ausschließlich die Symptome unterdrücken«, ist unzulässig. Denn gegenüber Verbraucher:innen darf nicht mit Angaben geworben werden, die behaupten, dass die Wirkung einem anderen Arzneimittel entspricht oder überlegen ist. Das Landgericht Dortmund bestätigte die Unzulässigkeit der abgemahnten Werbeaussagen mit seinem Urteil, das am 23. September 2022 verkündet wurde. Gegen das Urteil kann noch Berufung eingelegt werden.

Irreführende Werbung können Verbraucher dem Projekt »Faktencheck Gesundheitswerbung« über das Kontaktformular melden.

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