Warum die gefühlte Inflation so viel höher ist, laut Umfrage der IU Internationalen Hochschule liegt sie bei 34,2 Prozent

Laut einer Befragung der IU Internationalen Hochschule macht sich mehr als die Hälfte der Verbraucher aktuell große Sorgen.

  • Gefühlte Inflation liegt bei 34,2 Prozent, die gemessene bei 7,9 Prozent (Stand: August 2022, Destatis).

  • Mehr als 90 Prozent der Befragten machen sich angesichts steigender Preise Sorgen, 54,6 Prozent sogar »große Sorgen«.

  • Stärkster Verzicht in den Bereichen Energie, Hausrat und Reisen, am wenigsten bei Bildung und Unterhaltung.

  • Frauen schränken sich stärker ein als Männer, sind besorgter und haben ein höheres Inflationsempfinden.

Erfurt, 4. Oktober 2022

Zwischen gemessener und wahrgenommener Inflation besteht in Deutschland offenbar eine eklatante Differenz: Laut einer Umfrage der #IU #Internationalen #Hochschule ist für die Verbraucher das tägliche Leben gefühlt um 34,2 Prozent teurer geworden. Bei den Frauen liegt die empfundene Preissteigerung sogar bei 39,3 Prozent (Männer 29,0 Prozent). Die tatsächlich gemessene Teuerungsrate betrug laut Statistischem Bundesamt im August 7,9 Prozent.

Überzeichnet: Warum wir glauben, dass die Preise so sehr steigen

»Wir nehmen Inflation immer dort wahr, wo wir Konsumausgaben haben. Den Menschen interessiert es, was er täglich zahlen muss, um seine Grundbedürfnisse zu erfüllen. Wenn wir jedes Mal beim Einkaufen merken, dass der Warenkorb teurer wird, neigen wir dazu, die reale Steigerung im Gesamten zu überzeichnen«, liefert Dr. Johannes Treu, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der IU, eine Erklärung. Die Preise für alltägliche Dinge wie #Strom, #Tanken, #Lebensmittel seien den Menschen viel bewusster. »Tatsächlich sinken in anderen Bereichen die Preise, wie beispielsweise für Fernseher, Computer, Autos, nur konsumieren wir diese Dinge nicht alltäglich«, erläutert Treu.

Inflation: Mehr als die Hälfte machen sich »große Sorgen«

Die große Mehrheit sieht bei der aktuellen Inflation noch kein Ende, im Gegenteil: 82,4 Prozent der Befragten (Frauen 85,9 Prozent, Männer 78,8 Prozent) rechnen damit, dass die Preise für Waren und Dienstleistungen im Oktober »viel höher« oder »höher« liegen als im September. Die steigenden Preise bereiten 91,9 Prozent der Befragten Sorgen, mehr als die Hälfte – 54,6 Prozent – machen sich sogar »große Sorgen«. 

»Wenn ich das Gefühl habe, die Inflation ist hoch, erwarte ich automatisch, dass es noch teurer wird«, erklärt Professor Treu. In der Folge würden Unternehmen die Preise noch mehr erhöhen und Gewerkschaften höhere Tarife fordern. »Unsere Erwartungshaltung befeuert somit die Preisentwicklung«, erklärt Treu die Wechselwirkung und rät: »Wir müssen unsere Erwartungen senken, damit es nicht zu einem weiteren tatsächlichen Preisanstieg kommt.«

Gekürzt: Vor allem bei Energie, Hausrat und Reisen sehen Viele Sparpotenzial

In ihrer Befragung klopfte die IU außerdem ab, in welchen Bereichen die Deutschen angesichts der Teuerungen den Gürtel deutlich enger schnallen und wo weniger. 80,8 Prozent der Befragten schränken sich vor allem »stark« oder »etwas« bei Energiekosten für Wasser, Strom, Gas etc. ein, 76,5 Prozent bei der Anschaffung neuer Haushaltsgegenstände sowie 73,0 Prozent bei Reisen und Hotels. Am wenigsten werde laut der Umfrage bei der Bildung gespart. 26,8 Prozent der Befragten schränken sich in diesem Bereich gar nicht ein. Auch wenn es um Unterhaltung und #Genuss geht, ist das Haushalten weniger stark ausgeprägt: 24,4 Prozent der Befragten schränken sich demnach weder bei #Medien und #Unterhaltung noch bei Alkoholischen Getränken/Tabakwaren (20,7 Prozent) ein.

Ein weiteres Ergebnis der Kurzstudie: Über alle abgefragten Bereiche hinweg, zu denen unter anderem Freizeit und #Kultur, #Bekleidung, #Gesundheit, andere Waren und Dienstleistungen, Sparen und Rücklagen, #Nahrungsmittel und Mobilität gehörten, schränken sich Frauen tendenziell stärker ein als Männer.

Über die Befragung

Im Rahmen der Kurzstudie »Die aktuelle Inflation. Wie fühlt sie sich an?« befragte die IU Internationale Hochschule 1.200 Personen zwischen 16 und 65 Jahren, repräsentativ nach Alter und Geschlecht.

Das Factsheet mit den Befragungsergebnissen, mehr