Utopia, irre Visionen in Silicon Valley, Film von Claus Kleber und Angela Andersen

  • ZDF, Dienstag, 19. Juli 2022, 23 Uhr

  • ZDF Mediathek ab Dienstag, 19. Juli 2022, 10 Uhr

Wie verändern Erfinder und Ingenieure, #Genies und #Risiko #Investoren aus dem Silikon Valley die Welt – durch künstliche Intelligenz und Meta Vision? Der Dokumentarfilm »Utopia – irre Visionen in Silicon Valley« von Claus Kleber und Angela Andersen beleuchtet am Dienstag, 19. Juli 2022, um 23 Uhr im #ZDF, die Chancen und Gefahren aktueller Weichenstellungen in künstlicher Intelligenz, Gehirnforschung, #Krypto #Währungen und vielem mehr. Sichtbar wird der Umfang einer Entwicklung, die die Welt verändert und die nicht ohne demokratische, gesellschaftliche Leitplanken in die Zukunft rasen sollte.

Utopia – irre Visionen in Silicon Valley

Erfinder und Ingenieure, Genies und Risiko-Investoren aus dem Silicon Valley verändern die Welt in atemberaubendem Tempo und Umfang. Gehirnforschung, Genetic Engineering, politische Entscheidungsprozesse, menschliche Beziehungen, Architektur und Materialforschung, Transportwesen, Tourismus – nichts bleibt unberührt.

2016 führte die Dokumentation »Schöne Neue Welt« von Angela Andersen und Claus Kleber Millionen Zuschauern vor Augen wie der Tsunami von Innovationen weit mehr erfasst als die Welt des Internets: In weniger als zwanzig Jahren wurden fünf Milliarden Menschen mit tragbaren Supercomputern ausgestattet, vernetzt mit dem gesamten Wissen und Unsinn der Menschheit. Unheimlich, wie fast geräuschlos das ging – bis 2016 mit dem Doppelschlag Brexit und Trump unkalkulierbare Folgen sichtbar wurden. »Utopia« ist ein aktueller, kritischer Blick auf diese Entwicklungen.

Die Schockwellen von Brexit, Trump und dem Sturm aufs Kapitol haben kaum Einsicht ins Silicon Valley getragen. Noch immer sträuben sich die mächtigsten Player dagegen, sich der Verantwortung zu stellen und gesellschaftliche Kontrolle zuzulassen.

»Utopia« zeigt, wie die Treiber des Geschehens mit wachsender Beschleunigung vorangehen, immer umfassender. Ihre Vektoren weisen ins Metaverse, ein digitales, alle Plattformen einschließendes Ãœber #Universum, eine erschreckend realistische Allmachtsfantasie – oberhalb der vertrauten Universen von #Politik, #Wirtschaft, #Finanzen, Privatleben, Intimem und Öffentlichem, Individuum und Gesellschaft, Spiel und realer Macht. Virtuelles und reales Leben sollen zu Einem verschmelzen.

Themen, die bisher meist isoliert voneinander gesehen werden – künstliche Intelligenz, verdrahtete menschliche Gehirne, aus reiner Mathematik geborene #Krypto Währungen, Aussiedlung von Menschen auf andere Planeten – sind Hebel im Ringen um die Herrschaft in dieser zukünftigen Ordnung. Die Vernetzung von Algorithmen, #Genforschung und Gehirnforschung sowie milliardenfacher digitaler Kommunikation wird noch eine viel mächtigere Wirkung haben.

Die mächtigsten Akteure – Männer wie Elon Musk und Mark Zuckerberg (es sind tatsächlich fast ausschließlich Männer) – waren auch nach einem Jahr intensiver Bemühungen nicht für Interviews zu gewinnen. Sie schaffen ihre Publika längst selbst – mit Reichweiten, die kein Verlag oder Sender bieten kann. Und in denen sie allein den Kontext bestimmen.

»Utopia« greift auf öffentliche Auftritte solcher Personen zurück und vermittelt Zusammenhänge und Hintergründe über die Perspektive von Insidern und Kundigen, auch kritischen Beobachtern.

Han Zhang

Der junge Kanadier Han Zhang, Kind chinesischer Einwanderer, ist ein Ingenieur durch und durch: Maschinenbau, Software, Biotech, Elektronik. Er war einer der ersten Mitarbeiter von Elon Musks umstrittenem Neuralink Projekt. Das Endziel des Unternehmens ist es, Elektroden in menschliche Gehirne zu bringen und sie dann mit Datenbanken, künstlicher Intelligenz und Schwärmen anderer menschlicher Gehirne zu vernetzen.

Zhang hat dieses Projekt tief durchdacht, er sieht seine Schattenseiten und Gefahren: »We may lose individuality.« Aber er glaubt – wie #Musk – dass dies der richtige Weg ist, um die #Weltherrschaft #Künstlicher #Intelligenz menschlich einzuhegen.

Fred Turner

Für den Historiker und Kulturwissenschaftler Fred Turner, der an der Stanford University, der Tech-Kaderschmiede des Silicon Valley, Humanities lehrt und in Vergabeausschüssen und Ethik Ausschüssen Ideale der Menschlichkeit verteidigt, sind die neuen Auswüchse des Götzenkults um die Technik eine rasant wachsende Gefahr. Er ist einer der schärfsten Kritiker der #Meta #Vision des Mark Zuckerberg, den er für einen überforderten Zauberlehrling oder einen gewissenlosen Machtmenschen hält – mit einem von ihm beherrschten Metaverse als letzter Dystopie.

Jaron Lanier

Jaron Lanier, einer der Gurus des Silicon Valley, ist auch in Deutschland bekannt als #Bestseller #Autor und Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels (2014). Er arbeitet seit den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts an der vordersten Front der Virtual Reality, hat diesen Ausdruck erfunden. Er warnt davor, die Zuckerbergs unserer Zeit gewähren zu lassen: »Wenn sich das, was sie mit Social Media getan haben, im Metaversum wiederholt, dann wird die Menschheit das so nicht überleben. Wir werden zurückgeworfen in eine dunkle Zeit – wie das Mittelalter. Eine sehr unangenehme Vorstellung.«

Chris Anderson

Ingenieur Chris Anderson, ehemals Chefredakteur des Silicon Valley #Szene #Magazins »Wired«, ist jetzt COO von Larry Pages Unternehmen »Kitty Hawk«, das in einigen Jahren Tausende autonome Lufttaxis über die Bay-Area fliegen lassen will – und dann in aller Welt. Chris Anderson will die Sci Fi Visionen seiner Kindheit umsetzen – koste es, was es wolle. Wenn das bedeutet, dass einer der beiden Google-Gründer in ein Projekt investiert, das bisher nirgendwo auf der Welt fliegen darf, weil kein Land bereit ist, eine solche Kamikaze-Mission in seinem Luftraum zu tolerieren, sei es drum. Dann wird ein abgelegenes Tal von der Größe eines deutschen Landkreises gekauft und der Luftraum darüber privat genutzt. Lebensmotto: »Wir bitten nicht um Erlaubnis. Notfalls bitten wir um Vergebung.« Man kann das skrupellos nennen. In Andersons Vorstellung ist es Voraussetzung jedes ernst zu nehmenden Fortschritts.

Tav Shande

Der VFX Grafiker Tav Shande ist einer der Baumeister künstlicher Universen. Er wurde als Kind nigerianischer Einwanderer in Atlanta/Georgia geboren, hat an diversen Universitäten Kunst, Grafik und Computer Engineering studiert. Im Hauptberuf schafft er künstliche Stadtwelten, in denen Amazon seine zukünftigen selbstfahrenden Lieferwagen virtuell trainiert. In den letzten zweieinhalb Jahren hat er einen Quadratkilometer Downtown San Francisco so perfekt nachgebaut, dass virtuelle Drohnenflüge durch die virtuelle Architektur echt aussehen. Seine Geschichten und Bilder führen an die schwindende Trennlinie zwischen Virtualität und (noch) Realem.

Frances Haugen

Frances Haugen, eine an Elite Universitäten ausgebildete Software Ingenieurin, war eine begeisterte Mitarbeiterin von Facebook, des größten Kommunikationsunternehmens der Geschichte. Bis sie ausgerechnet als Teamleiterin einer Ethik Abteilung feststellte, dass Facebook – bis hinauf zu Zuckerberg – die eigenen finanziellen Interessen höher bewertete als die Verantwortung. Facebook selbst hatte Beweise dafür, dass sein auf maximale Reaktionen ausgerichteter Algorithmus Hass und Gewalt anfachte und den vernunftgesteuerten politischen Diskurs torpedierte. Haugen legte Beweise dafür vor, dass diese Erkenntnisse bewusst ignoriert wurden. So wurde sie als Facebook-Whistleblowerin zu einer internationalen Berühmtheit – und zur Bedrohung der Konzerninteressen. »Utopia« zeigt Frances Haugen bei ihrer Kampagne in der #US Hauptstadt – eine Mahnerin, die es Facebook schwer macht, weiter im Geheimen zu agieren.

Margrethe Vestager

Die Vizepräsidentin der EU Kommission und Ressortchefin für Digitale Zukunft, Margrethe Vestager, hat sich mit Zähigkeit und mit #Milliarden Strafen auch in Washington und Silicon Valley Respekt verschafft. Inzwischen hat sie im #US #Kongress Verbündete bei ihrem Kampf für Transparenz und Verantwortungsbewusstsein in den Mega Konzernen. Die Dinge beginnen sich zu ändern. Europäische Vorstellungen von Fairness und gesellschaftlicher Kontrolle in Internet und Metaverse sind auch global nicht mehr chancenlos.