Bielefeld, Simone Rubino spielt Peter Eötvös’ Speaking Drums im 8. Symphoniekonzert

  • Der Schlagzeug Virtuose musiziert erstmals gemeinsam mit den Bielefelder Philharmonikern

Am Freitag, 13. Mai 2022, 20 Uhr, und am Sonntag, 15. Mai 2022, 11 Uhr, spielen die Bielefelder Philharmoniker ihr 8. Symphoniekonzert unter der Leitung von Gastdirigent Christoph Poppen. Gemeinsam mit dem Orchester tritt der vielfach ausgezeichnete Schlagzeuger Simone Rubino im Großen Saal der Rudolf-Oetker-Halle auf. Zu hören sind Béla Bartóks Divertimento für Streichorchester Sz 113, Peter Eötvös’ Speaking Drums (4 Gedichte für Schlagzeugsolo und Orchester) und Johannes Brahms’ Symphonie Nummer 4, e-Moll, opus 98.

»Tradition und Moderne«: So könnte das 8. Symphoniekonzert überschrieben werden – nicht verstanden als Gegensatz der hier präsentierten Stücke, sondern als Bestreben der jeweiligen Komponisten, musikalische Traditionen aufzunehmen und in ihre Gegenwart zu überführen.

Deutlich wie selten wandte sich Béla Bartók der musikalischen Tradition zu, als er im August 1939 im Auftrag Paul Sachers ein Divertimento für Streichorchester komponierte – und damit ein etwas in Vergessenheit geratenes Genre wiederbelebte. Das Werk vollendete Bartók im Laufe von nur 15 Tagen in einem Bauernhaus im schweizerischen Saanen, das sein Mäzen eigens für ihn herrichten und ausstatten ließ. Zwar scheint der melancholische Mittelsatz bereits auf den drohenden Zweiten Weltkrieg vorauszuweisen. Mit den deutlich fröhlicheren Ecksätzen schuf der ungarische Komponist aber einen munteren und tänzerischen Beitrag zu der traditionell unterhaltsamen Gattung des »Divertimento« – italienisch für Vergnügen.

Bartók’sche Rhythmik, indische Trommeltradition und barocke Tanzformen treffen in Peter Eötvös’ Speaking Drums humorvoll aufeinander. Abwechslungsreich, kraftvoll und höchst virtuos wird hier Sprache zu Musik: Wie ein Kind voll Vergnügen das gleiche Wort in verschiedenen Melodien wiederholt, so lehrt der Schlagzeuger seine Instrumente das Sprechen. Die Basis dafür bilden die Nonsens-Gedichte des ungarischen Dichters Sándor Weöres und ein Text des indischen Dichters Jayadeva aus dem 12. Jahrhundert.

Interpretiert wird das Stück beim 8. Symphoniekonzert von Schlagzeuger Simone Rubino. Der junge Italiener, der 2014 fulminant den ARD-Musikwettbewerb gewann, gehört zu der neuen Ära von Schlagzeuger*innen, die sich mittlerweile im klassischen Konzertbetrieb etabliert und die großen Bühnen erobert haben. Rubino arbeitete bereits mit zahlreichen bedeutenden Orchestern und Dirigenten und spielt als Solist bei verschiedenen Festivals und Kammermusik-Serien in Europa, Russland und Japan.

Wie kaum ein zweiter steht Johannes Brahms für das Prinzip, auf Basis der Vergangenheit das Tor zur Zukunft aufzustoßen. Seine Auseinandersetzung mit der symphonischen Form war stets ein Ringen mit den als übergroß empfundenen Vorgängern, sodass sogar die Komposition seiner vierten und letzten Symphonie noch von Selbstzweifeln überschattet wurde. Das Werk knüpft trotz romantischer Tonsprache gleichermaßen an Beethoven wie Bach an und scheint in seiner rhythmischen Modernität auf einen Bartók vorauszuweisen – ein Klang, der bei einigen Freunden Brahms’ zunächst auf Skepsis stieß. Das Publikum jedoch liebte die kompromisslose und reife Komposition von der Uraufführung 1885 an. Bis heute zählt Brahms‘ vierte Symphonie zu einem der beliebtesten und meistgespielten Orchesterwerke überhaupt.

Karten sind ab 16 Euro an der Theater und Konzertkasse, Altstädter Kirchstraße 14, Telefon +49521515454, und #online erhältlich. Eine Einführung mit Anne Christine Oppermann findet 45 Minuten vor Konzertbeginn statt.