Gütersloh, Wege durch das Land, Dann stand ich mitten in der Musik, ich schaute und tanzte und sah das Schöne, Tanzschule Stüwe-Weissenberg

»Unendlicher Spaß« heißt das Festivalmotto in diesem Jahr. Da ist es nur folgerichtig, dass die feierliche Eröffnung in einem Tanzsaal stattfindet. In den 1960er und 1970er Jahren war ganz Gütersloh im Tanzfieber. Das Ehepaar Helga und Gerd Weissenberg, das in der Stadt eine Tanzschule betrieb, startete eine Profitanzkarriere und wurde unter anderem mit 6 Deutschen und einem Europameisterschaftstitel ausgezeichnet. Dreimal gewannen sie bei den Weltmeisterschaften die Bronzemedaille. Mit diesem Erfolg wuchs die Zahl der Tanzbegeisterten und so zog die Tanzschule in die »Eintracht«, in das alte Theater der Stadt Gütersloh, einem im Jugendstil erbauten Haus inmitten der Stadt. Im Zentrum des Hauses liegt der große Festsaal, in dem bis heute Tanzmeisterschaften ausgetragen werden.

Hier wird Wege durch das Land mit einer Lesung der Schauspielerin Sophie Rois eröffnet, in der wir anhand von drei Romanen der Weltliteratur zum Tanz auffordern: »Der Leopard« von Giuseppe Tomasi di Lampedusa führt mitten hinein in einen großen gesellschaftlichen Ball des Jahres 1862. F. Scott Fitzgeralds Erzählungen aus dem Band »Partytime« swingen durch die New Yorker Nächte der 1920er Jahre und Rainald Goetz lässt in »Rave« den Beat der frühen Technoszene der Berliner 1990er Jahre hämmern. Das Indie #Swing Quartett Marina & The Kats wird mit seinen Songs diese Texte und das Publikum zum Grooven bringen. In Liebe und Begeisterung für die klassische Swing Ära verbindet die Band Altes mit Neuem und schlägt – wie auch die Texte des Abends – einen Bogen zwischen dem Vergangenen und der Gegenwart. Im ersten Teil des Abends wird Marina & The Kats ihr neuestes Album »Different« vorstellen. Die Songs darauf sind eine tanzbar-musikalische Reflektion des letzten Jahres und beschreiben auch den traumatischen Moment, als Tatendrang und Enthusiasmus von Stillstand und Langsamkeit abgelöst wurden. Dem setzen sie ihren vor Kraft strotzenden, Spaß verbreitenden Swing entgegen. Mit dem Humor hält die Wiener Band es übrigens wie mit dem #Kaffee: je schwärzer, desto besser.

Um Humor wird es auch in der »Rede an die Sprache« gehen, mit der das Festival alljährlich eröffnet wird und die den Arbeitstitel »Ãœber das Selbstgespräch, die Freiheit, den Schatten« trägt. Dieses Jahr wird sie von der Autorin Katharina Hacker gehalten. Seitdem Hacker im Jahr 2006 für ihren Roman ‹Die Habenichtse› den Deutschen Buchpreis zugesprochen bekam, ist sie eine der führenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur. Sie ist Meisterin in der #Kunst, mit sparsamen Mitteln viel zu sagen, deutet Dinge oft nur an und skizziert Szenen bisweilen nur schemenhaft. So ist es für Hacker Leser eine große Freude, das Bild selbst zu vervollständigen und die Figuren quasi von allen Seiten zu betrachten, indem wir um sie herumtanzen, wie es sich gehört, in einem #Tanzsaal.

Ablauf

  • 18 Uhr, »Rede an die Sprache«, Katharina Hacker, über das Selbstgespräch, die Freiheit, den Schatten, Konzert, Marina & The Kats, »Different«

  • 19.30 Uhr, Pause

  • 20.30 Uhr, Lesung und Konzert, Sophie Rois, Giuseppe Tomasi di Lampedusa, »Der Leopard«, F. Scott Fitzgerald, »Partytime«, Rainald Goetz, »Rave«, Marina & The Kats, »Tanz und Vergänglichkeit«

  • 22 Uhr, Ende

 14. Mai 2022, 18 Uhr, Tanzschule Stüwe-Weissenberg, Kirchstraße 22, 33330 Gütersloh