Rheda Wiedenbrück, Rheda Wiedenbrücker Unternehmen schließt sich der Europäischen Masthuhn Initiative an

Rheda Wiedenbrück, 11. Januar 2022

Ein Rheda Wiedenbrücker Unternehmen schließt sich unter der Marke »Artland« (»Kunstland«) der sogenannten »Europäischen Masthuhn Initiative« an. Damit unterstützt der Rheda-Wiedenbrücker Schlachtbetrieb den Vorstoß von rund 30 europäischen NGOs hin zu höheren Tierwohlstandards bei Masthühnern. Die Firma hat Ende 2019 die eigene »t30 Nachhaltigkeits Agenda« auf den Weg gebracht. Der Beitritt in die Initiative ist nun der logische, nächste Schritt hin zu mehr #Klimaschutz, #Tierwohl und Diversity in der gesamten Kette »From Farm To Table«.

Die besagte Unternehmensgruppe will gemeinsam mit Partnern und Lieferanten daran arbeiten, die Kriterien und Standards der Initiative in den kommenden Jahren am Markt zu »etablieren«. Der Fokus liegt zunächst auf dem Rheda Wiedenbrücker Unternehmen, der unter der Marke »Artland« Gastronomiebetriebe, Kliniken, Mensen, Kitas & Co. zu seinen Kunden zählt. »Wir orientieren uns damit an den sich verändernden Bedürfnissen und Wünschen der Verbraucher und bedienen diese Hand in Hand mit unseren Lieferanten und Kunden«, sagt Peter Strunz.

Mit diesem klaren Bekenntnis unterstreicht der Rheda-Wiedenbrücker Schlachtbetrieb seine Ambitionen und Ziele der sogenannten »Nachhaltigkeitsstrategie«. Die Beteiligung des Rheda Wiedenbrücker Unternehmens an der Europäischen Masthuhn Initiative der Albert Schweitzer Stiftung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu höheren Standards »in der Breite«. »Wir arbeiten mit allen [einigen] Akteuren entlang der Wertschöpfungskette daran, die Anforderungen der Initiative im Sinne des Tierwohls schnellstmöglich umzusetzen«, unterstreicht Peter Strunz. Ziel ist es, beim Foodservice bis spätestens 2026 das Angebot an Hähnchenfleisch aus Haltungsformen mit höheren Standards so zu stärken, dass zukünftig nur noch Hähnchenfleisch verarbeitet wird, das den Kriterien der Initiative entspricht.

Weitere Informationen bei Fabian Reinkemeier, Leiter*in Untenehmenskommunikation.

Die Europäische Masthuhn Initiative

Nach etlichen Jahren ohne größere Tierschutzfortschritte für Masthühner haben sich knapp 30 NGOs aus ganz Europa zusammengetan, um unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Mindestanforderungen an die Hühnermast zu definieren. Das Ergebnis sind Maßnahmen, die an den gravierendsten Tierschutzproblemen ansetzen.

  • »Kriterien für die Erhöhung der Besatzdichte (gemäß Artikel 3 Absatz 5), die von der zuständigen Behörde innerhalb der letzten zwei Jahre in dem Betrieb durchgeführte Ãœberwachung ergab keinen Mangelzustand im Hinblick auf die Anforderungen dieser Richtlinie, und bei der Ãœberwachung durch den Eigentümer oder Halter des Betriebs werden die in Artikel 8 genannten Leitlinien für gute betriebliche Praxis angewandt, und bei mindestens sieben aufeinander folgenden, nachfolgend geprüften Beständen des Stalls lag die kumulative tägliche Gesamtmortalitätsrate unter 1 Prozent plus 0,06 Prozent multipliziert mit dem Schlachtalter des Bestands in Tagen«

In der heute üblichen Hühnermast leben bis zu 26 Tiere auf einem Quadratmeter. Sie werden in kargen, künstlich beleuchteten Ställen gehalten, in denen es praktisch nichts für sie zu tun gibt, außer zu fressen und zu trinken.

Zu den häufigsten Krankheiten und Verletzungen zählen …

  • Knochendeformationen
  • Fußballenentzündungen
  • Hautentzündungen bis hin zur Entstehung von Brustblasen
  • Herz Kreislauf Erkrankungen
  • Erkrankungen der Atemwege

Die Häufigkeit von Antibiotika Therapien in der Hühnermast steigt in Deutschland seit 2016 stetig. Ohne diese Behandlung würden viele Tiere die Mast nicht überleben. Oft verenden bis zu 5 Prozent der Masthühner auch mit Antibiotika Behandlungen vor dem Schlachttermin.

Ziel der Initiative ist es, die oben genannten Probleme möglichst deutlich zu lindern – vor dem Hintergrund, dass die Preisaufschläge zum gesetzlichen Minimum nicht zu groß sein dürfen [sic!].

Darüber hinaus legt die Europäische Masthuhn-Initiative weitere Kriterien fest …

  • Erfüllung des europäischen Tierschutzrechts unabhängig vom Produktionsland

  • Haltungssysteme, keine Käfige (werden in einigen Ländern eingesetzt) [?]

  • Betäubung in kontrollierter Atmosphäre mittels inerter Gase (die Betäubung wird kaum wahrgenommen) oder mehrstufiger CO2 Systeme oder effektive elektrische Betäubung ohne Kopfüberhängen (Kopfüberhängen verursacht viel Stress und führt oft zu Knochenbrüchen)

  • Nachweis der Einhaltung der Standards durch Audits unabhängiger Dritter und jährliche öffentliche Berichterstattung zum Fortschritt der Umsetzung

  • Unternehmen, die die Masthuhn-Initiative unterstützen, verpflichten sich, diese Kriterien bis allerspätestens 2026 umzusetzen. Das gilt für 100 Prozent des Hühnerfleisches, das die Unternehmen für den europäischen Markt beziehen.

  • LEH Unternehmen verpflichten sich, die Kriterien für alle konventionellen, frischen und gefrorenen Eigenmarkenprodukte, die 50 Prozent oder mehr Hähnchenfleisch enthalten, sowie für die konventionelle Ware in den Theken bis 2026 umzusetzen.

  • Großhandel-Unternehmen verpflichten sich, mindestens ein Produkt in ihrem Sortiment anzubieten, das die Kriterien erfüllt.

  • »Produzenten« von Hähnchenfleisch verpflichten sich, bei entsprechender Nachfrage Produkte bereitzustellen, die die Kriterien erfüllen.

Der Zeitrahmen

Die Tierschutz und Tierrechtsorganisationen hinter der Europäischen Masthuhn Initiative haben sich auf die Frist 2026 geeinigt, weil es ihnen darum geht, alle europäischen Länder mitzunehmen. Die meisten Länder in Süd und Osteuropa liegen in Tierschutzfragen deutlich hinter einigen Ländern aus West-und Nordeuropa. Dementsprechend länger werden Unternehmen dort brauchen, um ihre Tierschutzstandards anzuheben. Besonders ambitionierte Unternehmen verpflichten sich, die Kriterien vor 2026 umzusetzen.

Eine sofortige Umstellung ist allerdings selbst in Ländern wie Deutschland schwierig, denn noch gibt es wenige Angebote am Markt, um die Kriterien der Europäischen Masthuhn Initiative umzusetzen.

Deshalb entscheiden sich die meisten Unternehmen dafür, eine Selbstverpflichtung abzugeben, die Kriterien bis zu einem gewissen Jahr [2026, siehe oben, Anm. d. Red.] komplett zu erfüllen und in der Zwischenzeit schrittweise umzustellen. So senden sie Signale an die Mast und Schlachtbetriebe, die daraufhin ein Angebot schaffen [Sollen? Wollen? Werden?].

Forderungen der Initiative

»Bis 2026 fordern wir von unseren Lieferanten, die folgenden Auflagen für 100 Prozent der in unserer Lieferkette verwendeten Hühnerfleischprodukte [Frischfleisch, TK Ware, verarbeitete Produkte] zu erfüllen« … »Die Mitgliedstaaten setzen die Rechts und Verwaltungsvorschriften in Kraft, die erforderlich sind, um dieser Richtlinie spätestens zum 30. Juni 2010 nachzukommen«, heißt es in einer EU Richtlinie von 2007.

  1. Einhaltung des europäischen Tierschutzrechtes ungeachtet des Produktionslandes

  2. Umsetzung einer maximalen Besatzdichte von 30 Kilo pro Quadratmeter [Hühner werden also in »Kilo pro Quadratmeter« gemessen, laut »Richtlinie sind es 33 Kilo pro Quadratmeter, beziehungsweise heißt es in der »Richtlinie« »Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass im Falle einer Ausnahme gemäß Absatz 3 die maximale Besatzdichte in einem Betrieb oder Stall eines Betriebs zu keiner Zeit 39 Kilo pro Quadratmeter überschreitet«, »Eigentümer oder Halter, die beabsichtigen, die Besatzdichte ihres Bestands auf über 33 Kilo pro Quadratmeter Lebendgewicht zu erhöhen, teilen dies der zuständigen Behörde mit«, Anm. d. Red.]. »Vorgreifen« sollte vermieden werden und darf maximal einmal pro Mastdurchgang durchgeführt werden [Als «Vorgreifen« bezeichnet man den Vorgang, im Laufe der Mast einen Teil der Hühner einzufangen und zum Schlachthof zu transportieren, Anm. d. Red.]

  3. Verwendung von Rassen oder Hybridlinien, die erhöhte Tierschutz Kriterien erfüllen. Dies sind derzeit Hubbard Redbro (neu) (Stallhaltung auch mit Außenklima, nicht für Freiland oder Biohaltung »geeignet«), oder Hubbard Norfolk Black, JA757, JACY57, 787, 957, 987, Rambler Ranger, Ranger Classic, Ranger Gold oder andere Rassen und Hybridlinien, die die Kriterien des »RSPCA Broiler Breed Welfare Assessment Protocol« erfüllen.

  4. Erfüllung der folgenden Kriterien für verbesserte Haltungsbedingungen …
    1. Mindestlichtstärke von 50 Lux, inklusive Tageslicht
    2. Mindestens zwei Meter nutzbare Sitzstangen und zwei Pickmöglichkeiten pro 1.000 Tiere {wieviel Kilo pro Quadratmeter sind das? Frage d. Red.]
    3. Mindestens Erfüllung der Auflagen zur Gewährleistung der Luftqualität, die in Anhang II 3 der #EU Richtlinie zum Schutz von Masthühnern gefordert werden (Ammoniakkonzentration maximal 20 Parts per million und Kohlendioxidkonzentration maximal 3.000 Parts per million), unabhängig von der tatsächlichen Besatzdichte
    4. Keine Käfige oder andere Haltungssysteme mit mehreren Ebenen
    5. Anwendung von Betäubung in kontrollierter Atmosphäre mittels inerter Gase oder mehrstufiger Systeme oder effektive elektrische Betäubung ohne Kopfüberhängen
    6. Nachweis der Einhaltung obiger Standards durch Audits unabhängiger Dritter und jährliche öffentliche Berichterstattung zum Fortschritt im Rahmen dieser Selbstverpflichtung

Richtlinie 2007/43/EG des Rates vom 28. Juni 2007 mit Mindestvorschriften zum Schutz von Masthühnern

  • Artikel 1, Gegenstand und Geltungsbereich
  • Artikel 2, Begriffsbestimmungen
  • Artikel 3, Bedingungen für die Hühnerhaltung
  • Artikel 4, Schulung und Anleitung von mit Hühnern umgehenden Personen
  • Artikel 5, Etikettierung von Hühnerfleisch
  • Artikel 6, Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat
  • Artikel 7, Kontrollen
  • Artikel 8, Leitlinien für gute betriebliche Praxis
  • Artikel 9, Sanktionen
  • Artikel 10, Durchführungsbefugnisse
  • Artikel 11, Ausschussverfahren
  • Artikel 12, Umsetzung
  • Artikel 13, Inkrafttreten
  • Artikel 14
  • Anhang I
  • Anhang II
  • Anhang III
  • Anhang IV
  • Anhang V

Richtlinie 2007/43/EG des Rates vom 28. Juni 2007 mit Mindestvorschriften zum Schutz von Masthühnern

Der Rad der Europäischen Union gestützt auf den Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft, insbesondere auf Artikel 37, auf Vorschlag der Kommission, nach Stellungnahme des Europäischen Parlaments (1), nach Stellungnahme des Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschusses (2), nach Anhörung des Ausschusses der Regionen, in Erwägung nachstehender Gründe …

1.) Gemäß dem Protokoll über den Tierschutz und das Wohlergehen der Tiere im Anhang des Vertrags zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft sind die Gemeinschaft und die Mitgliedstaaten verpflichtet, den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere bei der Festlegung und Durchführung der Politik der Gemeinschaft in vollem Umfang Rechnung zu tragen und hierbei die Rechts- und Verwaltungsvorschriften und die Gepflogenheiten der Mitgliedstaaten insbesondere in Bezug auf religiöse Riten, kulturelle Traditionen und das regionale Erbe zu berücksichtigen.

2.) Die Richtlinie 98/58/EG des Rates vom 20. Juli 1998 über den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere (3) stützt sich auf das Europäische Ãœbereinkommen zum Schutz von Tieren in landwirtschaftlichen Tierhaltungen (4) (im Folgenden »Ãœbereinkommen« genannt) und enthält Mindestvorschriften für den Schutz von Tieren, die zu landwirtschaftlichen Nutzzwecken gezüchtet oder gehalten werden, einschließlich Vorschriften für das Unterbringen, Füttern, Tränken und Pflegen von Tieren auf eine Art und Weise, die den physiologischen und ethologischen Bedürfnissen der Tiere Rechnung trägt.

3.) Die Gemeinschaft ist Vertragspartei des genannten Übereinkommens; in dessen Rahmen wurde eine spezifische Empfehlung für Hausgeflügel (Gallus gallus) angenommen, die zusätzliche Bestimmungen für Mastgeflügel enthält.

4.) In seinem Bericht vom 21. März 2000 über den »Schutz von Masthühnern (Broiler)« gelangte der Wissenschaftliche Ausschuss für Tiergesundheit und Tierschutz zu dem Schluss, dass die hohe Wachstumsrate bei Hühnerrassen, die aufgrund ihrer Schnellwüchsigkeit üblicherweise zu Mastzwecken verwendet werden, kein zufrieden stellendes Tierschutz und Tiergesundheitsniveau gewährleistet und dass die negativen Auswirkungen hoher Besatzdichten in Stallungen mit guten Klimabedingungen geringer sind.

5.) Besondere Vorschriften für nicht eingestreute Bereiche, durch die der Einfluss genetischer Parameter so weit wie möglich begrenzt oder neben der Fußballendermatitis noch weitere Tierschutzindikatoren berücksichtigt werden sollen, werden festgelegt, sobald die entsprechenden Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vorliegen.

6.) Es ist notwendig, auf Gemeinschaftsebene Vorschriften zum Schutz von Masthühnern festzulegen, um Wettbewerbsverzerrungen, die das reibungslose Funktionieren der gemeinsamen Marktorganisation in diesem Sektor beeinträchtigen können, zu vermeiden und die rationelle Entwicklung des Sektors zu sichern.

7.) Um das Grundziel der Verbesserung der Haltungsbedingungen von Hühnern in intensiven Haltungssystemen zu erreichen, ist es nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit notwendig und angemessen, Mindestvorschriften zum Schutz von Masthühnern festzulegen. Gemäß Artikel 5 Absatz 3 des Vertrags geht diese Richtlinie nicht über das zur Erreichung der Ziele dieses Vertrags erforderliche Maß hinaus.

8.) Die Vorschriften sollten auf Tierschutzprobleme in intensiven Haltungssystemen konzentriert werden. Um zu vermeiden, dass unverhältnismäßige Maßnahmen getroffen werden, von denen auch kleine Hühnerhaltungen betroffen wären, sollte für die Anwendung dieser Richtlinie ein Schwellenwert festgesetzt werden.

9.) Es ist wichtig, dass mit Hühnern umgehende Personen mit den einschlägigen Tierschutzvorschriften vertraut und entsprechend geschult sind oder eine gleichwertige Berufserfahrung besitzen.

10.) Bei der Festlegung von Vorschriften zum Schutz von Masthühnern sollte ein Gleichgewicht zwischen den zu berücksichtigenden Tierschutz- und Tiergesundheitsaspekten, wirtschaftlichen und sozialen Erwägungen und den Auswirkungen auf die Umwelt gewährleistet werden.

11.) Die Verordnung (EG) Nr. 854/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 mit besonderen Verfahrensvorschriften für die amtliche Überwachung von zum menschlichen Verzehr bestimmten Erzeugnissen tierischen Ursprungs (5) und die Verordnung (EG) Nr. 882/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2004 über amtliche Kontrollen zur Überprüfung der Einhaltung des Lebensmittel- und Futtermittelrechts sowie der Bestimmungen über Tiergesundheit und Tierschutz (6) enthalten bereits Rahmenvorschriften für amtliche Kontrollen, die auch die Kontrolle der Einhaltung bestimmter Tierschutzvorschriften betreffen. Die Verordnung (EG) Nr. 882/2004 sieht ferner vor, dass die Mitgliedstaaten Jahresberichte über den Stand der Durchführung der mehrjährigen nationalen Kontrollpläne, einschließlich der Kontrollergebnisse und der durchgeführten Buchprüfungen, vorlegen. Zu diesem Zweck ist sowohl in den genannten Verordnungen als auch in der Entscheidung 90/424/EWG des Rates vom 26. Juni 1990 über bestimmte Ausgaben im Veterinärbereich (7) eine finanzielle Unterstützung vorgesehen.

12.) In bestimmten Mitgliedstaaten gibt es bereits freiwillige Etikettierungsregelungen für Hühnerfleisch, die auf der Einhaltung von Tierschutzstandards und anderen Parametern beruhen.

13.) Angesichts der Erfahrungen mit diesen freiwilligen Etikettierungsregelungen empfiehlt es sich, dass die Kommission einen Bericht über die mögliche Einführung einer gemeinschaftsweit harmonisierten und verbindlichen Etikettierungsregelung speziell für Hühnerfleisch, Hühnerfleischerzeugnisse und Hühnerfleischzubereitungen vorlegt, die an der Einhaltung von Tierschutznormen ausgerichtet ist; in dem Bericht soll auch auf die potenziellen sozioökonomischen Auswirkungen, die Konsequenzen für die Wirtschaftspartner der Gemeinschaft und die Vereinbarkeit der Regelung mit den Regeln der Welthandelsorganisation eingegangen werden.

14.) Auf der Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und unter Berücksichtigung weiterer Forschungsergebnisse und praktischer Erfahrungen sollte die Kommission einen Bericht vorlegen, in dem geprüft wird, wie die Haltungsbedingungen von Masthühnern, einschließlich der Elternbestände, vor allem hinsichtlich der nicht unter diese Richtlinie fallenden Aspekte verbessert werden können. Der Bericht sollte insbesondere auf die Möglichkeit der Einführung von Schwellenwerten betreffend Anzeichen für unzulängliche, bei der Fleischuntersuchung festgestellte Haltungsbedingungen eingehen und dem Einfluss genetischer Parameter auf Mangelzustände Rechnung tragen, die das Wohlbefinden von Masthühnern beeinträchtigen.

15.) Die Mitgliedstaaten sollten für den Fall des Verstoßes gegen die Vorschriften dieser Richtlinie Sanktionen vorsehen und sicherstellen, dass diese ordnungsgemäß angewandt werden. Die Sanktionen müssen wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein.

16.) Der Rat sollte gemäß Nummer 34 der Interinstitutionellen Vereinbarung »Bessere Rechtsetzung« (8) darauf hinwirken, dass die Mitgliedstaaten für ihre eigenen Zwecke und im Interesse der Gemeinschaft eigene Aufstellungen vornehmen, aus denen im Rahmen des Möglichen die Entsprechungen der Richtlinie und der Umsetzungsmaßnahmen zu entnehmen sind, und diese veröffentlichen.

17,) Die zur Durchführung dieser Richtlinie erforderlichen Maßnahmen sollten nach Maßgabe des Beschlusses 1999/468/EG des Rates vom 28. Juni 1999 zur Festlegung der Modalitäten für die Ausübung der der Kommission übertragenen Durchführungsbefugnisse (9) erlassen werden hat folgende Richtlinie erlassen …

Artikel 1

Gegenstand und Geltungsbereich

1.) Diese Richtlinie gilt für Masthühner.

Vom Geltungsbereich ausgeschlossen sind jedoch

a) Betriebe mit weniger als 500 Hühnern;
b) Betriebe, die ausschließlich Zuchthühnerbestände halten;
c) Brütereien;
d) Hühner in extensiver Bodenhaltung oder in Auslaufhaltung gemäß Anhang IV Buchstaben b, c, d und e der Verordnung (EWG) Nr. 1538/91 der Kommission vom 5. Juni 1991 mit ausführlichen Durchführungsvorschriften zur Verordnung (EWG) Nr. 1906/90 des Rates über bestimmte Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch (10);
e) Hühner aus ökologischer Haltung gemäß Verordnung (EWG) Nr. 2092/91 des Rates vom 24. Juni 1991 über den ökologischen Landbau und die entsprechende Kennzeichnung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse und Lebensmittel (11).

2.) Die Richtlinie gilt für Mastbestände in Betrieben, die sowohl Zuchtbestände als auch Mastbestände haben.
Es steht den Mitgliedstaaten frei, auf dem unter diese Richtlinie fallenden Gebiet strengere Maßnahmen zu erlassen. Die Hauptverantwortung für den Tierschutz liegt beim Eigentümer oder Halter der Tiere.

Artikel 2

Begriffsbestimmungen

1.) Im Sinne dieser Richtlinie bezeichnet der Ausdruck

a) »Eigentümer« jede natürliche oder juristische Person, die das Eigentum an dem Hühnerhaltungsbetrieb hat;
b) »Halter« jede natürliche oder juristische Person, die aufgrund vertraglicher Vereinbarungen oder von Gesetzes wegen vorübergehend oder dauerhaft für die Hühner zuständig oder verantwortlich ist;
c) »zuständige Behörde« die für die Durchführung von Tierschutzkontrollen sowie von veterinärrechtlichen und tierzüchterischen Kontrollen zuständige zentrale Behörde eines Mitgliedstaats oder jede andere amtliche Stelle, der diese Zuständigkeit auf regionaler, lokaler oder sonstiger Ebene übertragen wurde;
d) »amtlicher Tierarzt« einen Tierarzt im Sinne von Anhang I Abschnitt III Kapitel IV Teil A der Verordnung (EG) Nr. 854/2004, der in dieser Funktion handelt und von der zuständigen Behörde ernannt wurde;
e) »Huhn« ein zur Fleischerzeugung gemästetes Tier der Art Gallus gallus;
f) »Betrieb« eine Produktionsstätte, in der Hühner gehalten werden;
g) »Stall« ein Betriebsgebäude, in dem ein Hühnerbestand gehalten wird;
h) »Nutzfläche« ein den Hühnern jederzeit zugänglicher eingestreuter Bereich;
i) »Besatzdichte« das Gesamtlebendgewicht der sich in einem Stall gleichzeitig befindenden Hühner je Quadratmeter Nutzfläche;
j) »Bestand« eine in einem Stall eines Betriebes untergebrachte und sich dort gleichzeitig befindende Gruppe von Hühnern;
k) »tägliche Mortalitätsrate« die Zahl der am selben Tag in einem Stall verendeten sowie der aufgrund von Krankheiten oder aus anderen Gründen getöteten Hühner, geteilt durch die Zahl der sich an diesem Tag in dem betreffenden Stall befindenden Hühner, multipliziert mit 100;
l) »kumulative tägliche Mortalitätsrate« die Summe der täglichen Mortalitätsraten.

2.) Die Definition des Begriffs »Nutzfläche« gemäß Absatz 1 Buchstabe h kann in Bezug auf nicht eingestreute Bereiche nach dem Verfahren des Artikels 11 entsprechend den Ergebnissen eines wissenschaftlichen Gutachtens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit über die Auswirkungen nicht eingestreuter Bereiche auf die Haltung von Hühnern ergänzt werden.

Artikel 3

Bedingungen für die Hühnerhaltung

1.) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass

a) alle Ställe die Anforderungen gemäß Anhang I erfüllen;
b) die zuständige Behörde oder der amtliche Tierarzt die erforderlichen Kontrollen und die Überwachungs- und Folgemaßnahmen einschließlich derjenigen, die in Anhang III vorgesehen sind, durchführt.

2.) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass die maximale Besatzdichte in einem Betrieb oder Stall eines Betriebs zu keiner Zeit 33 Kilo pro Quadratmeter überschreitet.

3.) Abweichend von Absatz 2 können die Mitgliedstaaten vorsehen, dass Hühner in einer höheren Besatzdichte gehalten werden, sofern der Eigentümer oder der Halter neben den Anforderungen von Anhang I auch die Anforderungen gemäß Anhang II erfüllt.

4.) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass im Falle einer Ausnahme gemäß Absatz 3 die maximale Besatzdichte in einem Betrieb oder Stall eines Betriebs zu keiner Zeit 39 Kilo pro Quadratmeter überschreitet.

5.) Sind die Kriterien gemäß Anhang V erfüllt, so können die Mitgliedstaaten zulassen, dass die maximale Besatzdichte nach Absatz 4 um höchstens 3 Kilo pro Quadratmeter erhöht wird.

Artikel 4

Schulung und Anleitung von mit Hühnern umgehenden Personen

1.) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass Halter, die natürliche Personen sind, für ihre Aufgaben angemessen geschult wurden und dass entsprechende Lehrgänge zur Verfügung stehen.

2.) Die Lehrgänge gemäß Absatz 1 behandeln in erster Linie Tierschutzfragen und insbesondere die Aspekte gemäß Anhang IV.

3.) Die Mitgliedstaaten gewährleisten, dass ein Verfahren zur Kontrolle und Genehmigung von Lehrgängen festgelegt wird. Die Halter der Hühner erhalten eine von der zuständigen Behörde des betreffenden Mitgliedstaats anerkannte Bescheinigung, aus der hervorgeht, dass sie einen solchen Lehrgang absolviert haben oder eine gleichwertige Berufserfahrung besitzen.

4.) Die Mitgliedstaaten können vor dem 30. Juni 2010 erworbene Berufserfahrung als einer Teilnahme an Lehrgängen gleichwertig anerkennen; in diesem Falle bestätigen sie dies in einer entsprechenden Bescheinigung.

5.) Die Mitgliedstaaten können vorsehen, dass die Anforderungen gemäß den Absätzen 1 bis 4 auch für die Eigentümer gelten.

6.) Der Eigentümer oder Halter gewährleistet, dass die von ihm zur Pflege oder zum Einfangen und Verladen der Hühner angestellten oder beschäftigten Personen in Tierschutzfragen, einschließlich der in Betrieben gängigen Tötungsmethoden, angewiesen und angeleitet werden.

Artikel 5

Etikettierung von Hühnerfleisch

Spätestens am 31. Dezember 2009 legt die Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat einen Bericht über die mögliche Einführung einer harmonisierten und verbindlichen Etikettierungsregelung speziell für Hühnerfleisch, Hühnerfleischerzeugnisse und Hühnerfleischzubereitungen vor, der auf der Einhaltung von Tierschutzstandards beruht.

In dem Bericht wird auf die potenziellen sozioökonomischen Auswirkungen, die Konsequenzen für die Wirtschaftspartner der Gemeinschaft und die Vereinbarkeit der Regelung mit den Regeln der Welthandelsorganisation eingegangen.

Dem Bericht liegen geeignete Legislativvorschläge bei, die den genannten Erwägungen und den Erfahrungen der Mitgliedstaaten mit freiwilligen Etikettierungsregelungen Rechnung tragen.

Artikel 6

Bericht der Kommission an das Europäische Parlament und den Rat

1.) Auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Gutachtens der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit legt die Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat spätestens zum 31. Dezember 2010 einen Bericht über den Einfluss genetischer Parameter auf Mangelzustände vor, die das Wohlbefinden von Masthühnern beeinträchtigen. Der Bericht kann erforderlichenfalls von geeigneten Legislativvorschlägen begleitet werden.

2.) Die Mitgliedstaaten übermitteln der Kommission die Ergebnisse der Datenerhebung aufgrund der Überwachung einer repräsentativen Stichprobe von geschlachteten Beständen während eines Mindestzeitraums von einem Jahr. Um eine fundierte Analyse zu ermöglichen, sollten die Anforderungen an die Probenahme und die Datenerhebung nach Anhang III wissenschaftlich abgesichert, objektiv und vergleichbar sein und nach dem in Artikel 11 genannten Verfahren festgelegt werden.

Die Mitgliedstaaten benötigen möglicherweise finanzielle Unterstützung der Gemeinschaft, um die Datenerhebung für die Zwecke dieser Richtlinie durchführen zu können.

3.) Auf der Grundlage der verfügbaren Daten und unter Berücksichtigung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse übermittelt die Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat spätestens am 30. Juni 2012 einen Bericht über die Anwendung dieser Richtlinie und ihren Einfluss auf das Wohlergehen von Hühnern sowie über die Entwicklung der Tierschutzindikatoren. In dem Bericht werden die verschiedenen Haltungsbedingungen und -methoden berücksichtigt. Ferner werden darin die sozioökonomischen und administrativen Auswirkungen dieser Richtlinie einschließlich regionaler Aspekte berücksichtigt.

Artikel 7

Kontrollen

1.) Die zuständige Behörde überprüft im Wege nicht diskriminierender Kontrollen die Einhaltung der Vorschriften dieser Richtlinie.

Diese Kontrollen sind an einer angemessenen Zahl der in den einzelnen Mitgliedstaaten gehaltenen Tiere nach den einschlägigen Bestimmungen der Verordnung (EG) Nr. 882/2004 durchzuführen; sie können zum selben Zeitpunkt stattfinden wie Kontrollen, die zu anderen Zwecken durchgeführt werden.

Die Mitgliedstaaten schaffen geeignete Verfahren für die Feststellung der Besatzdichte.

2.) Die Mitgliedstaaten übermitteln der Kommission bis zum 30. Juni jeden Jahres einen Bericht über die im Vorjahr gemäß Absatz 1 durchgeführten Kontrollen. Der Bericht enthält auch eine Liste der relevantesten Maßnahmen, die von der zuständigen Behörde zur Behebung der wichtigsten festgestellten Tierschutzprobleme ergriffen worden sind.

Artikel 8

Leitlinien für gute betriebliche Praxis

Die Mitgliedstaaten fördern die Erarbeitung von Leitlinien für gute betriebliche Praxis, die auch Empfehlungen für die Anwendung dieser Richtlinie enthalten. Die Verbreitung und Anwendung dieser Leitlinien werden gefördert.

Artikel 9

Sanktionen

Die Mitgliedstaaten legen für den Fall, dass gegen die nach Maßgabe dieser Richtlinie erlassenen nationalen Rechtsvorschriften verstoßen wird, Sanktionen fest und treffen alle erforderlichen Vorkehrungen, um sicherzustellen, dass diese ordnungsgemäß angewendet werden. Die Sanktionen müssen wirksam, angemessen und abschreckend sein. Die Mitgliedstaaten teilen der Kommission diese Sanktionsvorschriften bis spätestens 30. Juni 2010 und etwaige spätere Änderungen dieser Vorschriften so bald wie möglich mit.

Artikel 10

Durchführungsbefugnisse

Zur einheitlichen Durchführung dieser Richtlinie erforderliche Maßnahmen können nach dem in Artikel 11 genannten Verfahren erlassen werden.

Artikel 11

Ausschussverfahren

1.) Die Kommission wird von dem Ständigen Ausschuss für die Lebensmittelkette und Tiergesundheit unterstützt, der gemäß der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2002 zur Festlegung der allgemeinen Grundsätze und Anforderungen des Lebensmittelrechts, zur Errichtung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und zur Festlegung von Verfahren zur Lebensmittelsicherheit (12) eingesetzt wurde (»Ausschuss«).

2.) Wird auf diesen Absatz Bezug genommen, so gelten die Artikel 5 und 7 des Beschlusses 1999/468/EG.

Der Zeitraum nach Artikel 5 Absatz 6 des Beschlusses 1999/468/EG wird auf drei Monate festgesetzt.

Artikel 12

Umsetzung

Die Mitgliedstaaten setzen die Rechts und Verwaltungsvorschriften in Kraft, die erforderlich sind, um dieser Richtlinie spätestens zum 30. Juni 2010 nachzukommen, wenn die Mitgliedstaaten diese Vorschriften erlassen, nehmen sie in den Vorschriften selbst oder durch einen Hinweis bei der amtlichen Veröffentlichung auf diese Richtlinie Bezug. Die Mitgliedstaaten regeln die Einzelheiten der Bezugnahme.

Artikel 13

Inkrafttreten

Diese Richtlinie tritt am zwanzigsten Tag nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union in Kraft.

Artikel 14

Diese Richtlinie ist an die Mitgliedstaaten gerichtet.

Geschehen zu Luxemburg am 28. Juni 2007.

Im Namen des Rates

Der Präsident

S. Gabriel

Anhang I

Auflagen für die Betriebe

Neben den in anderen einschlägigen Rechtsvorschriften der Gemeinschaft vorgesehenen einschlägigen Bestimmungen gelten die folgenden Anforderungen …

Tränkanlagen

1.) Tränkanlagen sind so zu installieren und instand zu halten, dass die Gefahr des Überlaufens so gering wie möglich ist.

Fütterung

2.) Die Tiere müssen entweder ständig Zugang zu Futter haben oder portionsweise gefüttert werden, und die Fütterung darf frühestens 12 Stunden vor dem voraussichtlichen Schlachttermin abgesetzt werden.

Einstreu

3 Alle Hühner müssen ständig Zugang zu trockener, lockerer Einstreu haben.

Lüftung und Heizung

4.) Die Lüftung muss ausreichen, um Hitzestress zu vermeiden, und erforderlichenfalls mit Heizsystemen kombiniert werden, um überschüssige Feuchtigkeit abzuleiten.

Lärm

5.) Die Lärmbelastung ist auf ein Mindestmaß zu begrenzen. Ventilatoren, Fütterungsapparate oder andere Ausrüstungen müssen so konzipiert, angeordnet, betrieben und instand gehalten werden, dass die Lärmbelastung so gering wie möglich gehalten wird.

Licht

6.) Alle Stallungen müssen während der Lichtstunden eine Lichtintensität von mindestens 20 Lux, auf Augenhöhe der Tiere gemessen, aufweisen, und mindestens 80 % der Nutzfläche muss ausgeleuchtet sein. Eine zeitweise Einschränkung der Lichtintensität kann zulässig sein, soweit dies vom Tierarzt empfohlen wird.

7.) Innerhalb von sieben Tagen ab dem Tag der Einstallung der Hühner und bis zu drei Tagen vor dem voraussichtlichen Schlachttermin muss ein 24 stündiges Lichtprogramm laufen, das insgesamt mindestens sechs Dunkelstunden mit mindestens einer ununterbrochenen vierstündigen Dunkelperiode, ausschließlich Dämmerlichtperioden, gewährleistet.

Inspektion

8.) Alle Hühner im Betrieb sind mindestens zweimal täglich zu inspizieren. Auf Symptome, die auf eine Minderung des Wohlergehens und/oder der Gesundheit der Tiere schließen lassen, ist besonders aufmerksam zu achten.

9.) Hühner mit gravierenden Verletzungen oder mit deutlichen Anzeichen von Gesundheitsstörungen, zum Beispiel mit Laufschwierigkeiten, starkem Bauchwasser oder schweren Missbildungen, die darauf schließen lassen, dass das Tier leidet, sind angemessen zu behandeln oder unverzüglich zu töten. Erforderlichenfalls ist ein Tierarzt hinzuzuziehen.

Reinigung

10.) Die Teile von Stallungen, Ausrüstungen oder Geräten, die mit den Hühnern in Berührung kommen, sind nach jeder endgültigen Stallräumung, und bevor der Stall neu belegt wird, gründlich zu reinigen und zu desinfizieren. Nach der endgültigen Räumung eines Stalls ist sämtliche Einstreu zu entfernen, und der Stall ist mit sauberer Einstreu zu versehen.

Aufbewahrung von Daten

11.) Der Eigentümer oder Halter führt für jeden Stall seines Betriebs Buch über

a) die Zahl der eingestallten Hühner;
b) die Nutzfläche;
c) Hybride oder Rasse der Hühner, soweit bekannt;
d) die Zahl der verendet aufgefundenen Tiere mit Angabe der Ursachen, soweit bekannt, sowie die Zahl der getöteten Tiere mit Angabe des Grundes, und zwar bei jeder Kontrolle;
e) die Zahl der Hühner, die im Bestand verbleiben, nachdem Hühner zum Zwecke des Verkaufs oder der Schlachtung entfernt wurden. Diese Aufzeichnungen sind mindestens drei Jahre lang aufzubewahren und der zuständigen Behörde bei einer Kontrolle oder auf Verlangen vorzulegen.

Chirurgische Eingriffe

12.) Chirurgische Eingriffe an Hühnern, die nicht aus therapeutischen oder diagnostischen Gründen durchgeführt werden und die eine Beschädigung oder den Verlust eines empfindlichen Körperteils oder eine Veränderung der Knochenstruktur nach sich ziehen, sind verboten.

Das Stutzen des Schnabels kann jedoch von den Mitgliedstaaten genehmigt werden, wenn alle anderen Maßnahmen zur Vermeidung von Federpicken oder Kannibalismus ausgeschöpft wurden. In diesen Fällen kann das Stutzen nur nach Konsultierung und auf Anraten eines Tierarztes vorgenommen werden, und der Eingriff ist von qualifizierten Personen an weniger als 10 Tage alten Hühnern vorzunehmen. Darüber hinaus können die Mitgliedstaaten genehmigen, dass Tiere kastriert werden. Die Kastration darf nur unter tierärztlicher Überwachung und von Personen vorgenommen werden, die einen speziellen Lehrgang absolviert haben.

Anhang II

Auflagen bei erhöhter Besatzdichte

Meldung und Bestandsbücher

Es gelten die folgenden Anforderungen …

1.) Eigentümer oder Halter, die beabsichtigen, die Besatzdichte ihres Bestands auf über 33 Kilo pro Quadratmeter Lebendgewicht zu erhöhen, teilen dies der zuständigen Behörde mit.

Sie geben die genaue Zahl an und melden der zuständigen Behörde jede Änderung der Besatzdichte mindestens 15 Tage vor der Einstallung des Bestandes.

Auf Verlangen der zuständigen Behörde wird diese Meldung von einem Dokument begleitet, in dem die Angaben in den Bestandsbüchern gemäß Nummer 2 zusammengefasst sind.

2.) Die Eigentümer oder Halter führen und verwahren im Stall Bestandsbücher, die genaue Aufzeichnungen über die Produktionssysteme und insbesondere Angaben zu den technischen Daten über den Stall und seine Ausstattung enthalten, wie beispielsweise …

a) den Grundriss des Stalls, einschließlich der Abgrenzungen aller den Hühnern zugänglichen Flächen;
b) Angaben über Lüftungs- und, soweit zutreffend, Kühl- und Heizanlage, einschließlich Standorten, Lüftungsplan mit genauen Angaben über Luftqualitätsparameter wie Luftdurchfluss, Luftgeschwindigkeit und Lufttemperatur;
c) Angaben über Fütterungssysteme und Tränkanlagen sowie ihre Standorte;
d) Angaben über Alarmanlagen und Sicherungssysteme, die im Falle eines Ausfalls der automatischen oder mechanischen Anlagen und Geräte, von denen Gesundheit und Wohlergehen der Tiere abhängen, zum Einsatz kommen;
e) Angaben über Bodentyp und die übliche Einstreu.

Die Bestandsbücher sind der zuständigen Behörde auf Verlangen vorzulegen und stets auf dem neuesten Stand zu halten. Aufzuzeichnen sind insbesondere die technischen Kontrollen der Lüftungs- und Alarmanlage.

Die Eigentümer oder Halter melden der zuständigen Behörde umgehend etwaige Änderungen des Stalls, der Stallausstattung oder der Betriebsabläufe, die sich voraussichtlich auf das Wohlergehen der Tiere auswirken.

Auflagen für die Betriebe — Kontrolle der Umweltparameter

3.) Die Eigentümer oder Halter gewährleisten, dass jeder Stall mit einer Lüftungs- und erforderlichenfalls einer Heiz- und Kühlanlage ausgestattet ist, die so konzipiert und installiert ist und betrieben wird, dass …

a)die Ammoniakkonzentration (NH3) 20 ppm und die Kohlendioxidkonzentration (CO2) 3 000 ppm, jeweils auf Kopfhöhe der Tiere gemessen, nicht überschreiten;
b) die Raumtemperatur bei einer Außentemperatur im Schatten von über 30 °C diesen Wert um nicht mehr als 3 Grad überschreitet;
c) die durchschnittliche relative Luftfeuchtigkeit innerhalb des Stalls bei einer Außentemperatur von unter 10 °C im Laufe von 48 Stunden 70 Prozent nicht überschreitet.

Anhang III

Überwachung und Folgemaßnahmen im Schlachthof

(gemäß Artikel 3 Absatz 1)

1.)   Mortalität

1.1. Bei Besatzdichten von mehr als 33 Kilo pro Quadratmeter enthalten die Begleitpapiere des Bestands Angaben über die tägliche Mortalitätsrate und die kumulative tägliche Mortalitätsrate, die vom Eigentümer oder vom Halter berechnet wird, und die Hybriden oder Rasse der Hühner.

1.2. Diese Daten und die Zahl der bei der Ankunft verendet vorgefundenen Masthühner werden unter der Überwachung des amtlichen Tierarztes unter Angabe des jeweiligen Betriebs und Stalls aufgezeichnet. Es wird geprüft, ob die Daten und die kumulative tägliche Mortalitätsrate plausibel sind, wobei die Zahl der geschlachteten Masthühner und die Zahl der bei der Ankunft im Schlachthof verendet vorgefundenen Masthühner berücksichtigt werden.

2.) Fleischuntersuchung

Im Rahmen der gemäß der Verordnung (EG) Nr. 854/2004 durchgeführten Kontrollen bewertet der amtliche Tierarzt die Ergebnisse der Fleischuntersuchung, um festzustellen, ob es in dem betreffenden Betrieb oder in dem betreffenden Stall des Ursprungsbetriebs weitere Anzeichen für unzulängliche Haltungsbedingungen gibt, wie zum Beispiel von der Norm abweichende Werte von Kontaktdermatitis, Parasitosen oder Systemerkrankungen.

3.) Mitteilung der Ergebnisse

Wenn die Mortalitätsrate nach Nummer 1 und die Ergebnisse der Fleischuntersuchung nach Nummer 2 auf schlechte Tierschutzbedingungen schließen lassen, so teilt der amtliche Tierarzt dem Eigentümer oder Halter der Tiere und der zuständigen Behörde die Daten mit. Der Eigentümer oder der Halter der Tiere und die zuständige Behörde treffen daraufhin geeignete Maßnahmen.

Anhang IV

Schulung

Die Lehrgänge nach Artikel 4 Absatz 2 behandeln zumindest die geltenden Gemeinschaftsvorschriften zum Schutz von Hühnern und insbesondere folgende Aspekte …

a) Anhänge I und II;
b) physiologische Eigenschaften, insbesondere Fütterungs- und Trinkbedürfnisse, Verhaltensmerkmale und Stressbelastung;
c) praktische Aspekte des sorgsamen Umgangs mit Hühnern sowie das Einfangen, Verladen und Befördern von Hühnern;
d) Notbehandlung von Hühnern, Notschlachtung und Keulung;
e) präventive Biosicherheitsmaßnahmen.

Anhang V

Kriterien für die Erhöhung der Besatzdichte

(gemäß Artikel 3 Absatz 5)

1.) Kriterien

a) Die von der zuständigen Behörde innerhalb der letzten zwei Jahre in dem Betrieb durchgeführte Überwachung ergab keinen Mangelzustand im Hinblick auf die Anforderungen dieser Richtlinie, und
b) bei der Überwachung durch den Eigentümer oder Halter des Betriebs werden die in Artikel 8 genannten Leitlinien für gute betriebliche Praxis angewandt, und
c) bei mindestens sieben aufeinander folgenden, nachfolgend geprüften Beständen des Stalls lag die kumulative tägliche Gesamtmortalitätsrate unter 1 Prozent plus 0,06 Prozent multipliziert mit dem Schlachtalter des Bestands in Tagen.

Wurde innerhalb der letzten zwei Jahre von der zuständigen Behörde in dem Betrieb keine Überwachung durchgeführt, so ist mindestens eine Überwachung zur Überprüfung der Einhaltung der Auflage nach Buchstabe a durchzuführen.

2.) Ausnahmefälle

Abweichend von Nummer 1 Buchstabe c kann die zuständige Behörde eine Erhöhung der Besatzdichte beschließen, wenn der Eigentümer oder Halter eine hinreichende Erklärung für die Ausnahmesituation, die eine Erhöhung der kumulativen täglichen Mortalitätsrate verursacht hat, geliefert oder nachgewiesen hat, dass sich die Ursachen seinem Einfluss entziehen.

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