Was bei kleinen Unfällen wirklich hilft: 5 neu bewertete Erste-Hilfe-Tipps

Nicht immer verläuft unser Alltag so, wie wir es uns wünschen. Die kleinen Unfälle passieren in allen Lebenslagen bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen. Egal, ob Schürfwunde, Verstauchung oder ein Insektenstich, der schnell abheilen soll: Wer clever und schnell erste Hilfe leisten kann, ist gut beraten. Nicht immer ist es nötig, sofort einen Notarzt zu rufen. Es sind die kleinen Dinge im Alltag, die bei »SOS« wichtig sind. Diese kann jeder von uns lernen. In diesem Beitrag gibt die Wundexpertin Nicol Schmidt-Dzialek, Leiterin von Wundcare Berlin–Brandenburg die 5 wichtigsten Tipps, wie Sie bei kleinen Unfällen richtig reagieren, an Sie weiter. Sicherlich sind Ihnen die Ratschläge nicht neu. Dennoch vergessen wir bei Unfällen oft schnell, was wirklich wichtig ist, und es kursieren auch viele Tipps, die man besser nicht beherzigen sollte.

Jede Sekunde ist wichtig

Ob im Job, im Haushalt, in Ihrer Freizeit oder im Straßenverkehr: Bei Unfällen ist es wichtig, schnell zu handeln. Wenn Menschen in Not geraten, ist es unter Umständen überlebenswichtig, kühlen Kopf zu bewahren. Natürlich ist beim Herzstillstand anders zu agieren als bei einer Schnittwunde. Wer als Ersthelfer zu einem Unfall kommt, ist verpflichtet zu helfen. Am besten funktioniert das natürlich, wenn man eine entsprechende Ausbildung absolviert hat und auf solche Situationen vorbereitet wurde. Aber auch wenn Sie nicht genau wissen, was sie tun sollen, geben Sie Ihr Bestes. Gerade bei schwereren Verletzungen muss umgehend gehandelt werden. Verlieren Sie deshalb keine Zeit und ergreifen Sie sofort geeignete Maßnahmen.

Rufen Sie Hilfe

Wenn Sie mit der Situation überfordert sein sollten, zögern Sie nicht: Rufen Sie Hilfe! Das kann der Notarzt sein oder ein Rettungssanitäter oder ein Kollege, der als Ersthelfer ausgebildet ist. Versuchen Sie aber in jedem Fall Ruhe zu bewahren und den Kopf nicht zu verlieren. Zum einen können Sie mit klarem Kopf besser entscheiden, was zu tun ist, zum anderen können Sie etwaige telefonische Anweisungen vom Rettungsdienst besser befolgen, wenn Sie ruhig und konzentriert zuhören.
Selbst im Ernstfall, wenn umgehend ein Notruf erfolgt ist, vergeht wertvolle Zeit, die schier endlos erscheinen kann, bis die Rettungskräfte zum Unfallort kommen und die erforderlichen Maßnahmen einleiten.

Arbeiten Sie mit dem richtigen Verbandsmaterial

Jede Wunde muss richtig versorgt werden. Verbrennungen müssen sofort gekühlt werden. Lassen Sie kaltes Wasser etwa 10 Minuten lang über die Verbrennung laufen oder kühlen Sie die Stelle mit Kühlakkus. Zu kalt dürfen diese aber auch nicht sein, am besten wickeln sie ein Tuch darum, wenn Ihre Kühlakkus im Froster auf den nächsten Einsatz warten. Statt der Kühlakkus darf auch eine Tüte Tiefkühlerbsen herhalten: die kleinen Kügelchen passen sich der Körperform besser an und kühlen die betroffene Stelle dadurch sogar noch besser.  Bei offenen Wunden ist es wichtig, dass Sie steriles Verbandsmaterial zur Hand haben. Das sollte in jeder Hausapotheke oder Verbandskasten vorhanden sein. Bei starken Blutungen muss ein Druckverband aus sterilem Verbandsmaterial angelegt werden, um die Blutung schnellstmöglich zu stoppen.

Wann war Ihr letzter Erste-Hilfe-Kurs?

Der letzte Erste-Hilfe-Kurs ist bei den meisten Menschen schon viel zu lange her und sie erinnern sich nur mehr bruchstückhaft an das Erlernte. Eine regelmäßige Auffrischung ist also nicht nur äußerst sinnvoll, sondern kann im Ernstfall sogar Leben retten. Als Ersthelfer sollten Sie kühlen Kopf bewahren, die Situation analysieren und nicht vergessen, auf Ihre eigene Sicherheit zu achten, damit Sie nicht selbst zum Unfallopfer werden. Vor allem im Straßenverkehr hat der Eigenschutz oberste Priorität. Nach einer eventuell notwendigen Absicherung der Unfallstelle muss zügig mit den erlernten Erste-Hilfe-Maßnahmen begonnen werden. Das klappt natürlich nur, wenn man sich auch noch daran erinnert, was im Kurs vermittelt wurde.

Leisten Sie auch psychisch erste Hilfe und kommunizieren Sie mit dem Opfer

Wenn Menschen unter Schock stehen, lassen Sie sie nicht alleine! Richten Sie beruhigende Worte an das Unfallopfer, wie zum Beispiel: »Bleib ganz ruhig, alles wird gut.« oder »Atmen Sie tief durch. Es wird bald besser und wir geben alles dafür, dass Ihnen geholfen wird.« Beruhigende Worte sind oft sehr hilfreich für den Verunfallten, und verhindern, dass er in Panik gerät. Je nach Art des Unfalles sollte das Opfer währenddessen genau beobachtet werden. Eventuell sollten Sie die Person zudecken und so zumindest ein wenig wärmen.

Wenn niemand schwer verletzt ist, bieten Sie dem Unfallopfer ein Glas Wasser an. Das lenkt ab und kurbelt die Durchblutung an. Neben der Erstversorgung mit sterilen Binden, Pflastern oder einem Druckverband sollten Sie vor allem bei Kindern daran denken: Seelischer Beistand ist auch wichtig. Gerade bei Kindern wirkt ein Trostpflaster wahre Wunder. Das kann ein Traubenzucker oder ein demonstrativ aufgeklebtes (eigentlich nicht notwendiges) Pflaster sein. Auch körperliche Nähe, wie das Halten der Hand kann dabei helfen, dass das Opfer des Unfalles sich nicht alleine gelassen fühlt. Je nach Situation sollten Sie mit dem Unfallopfer sprechen und ihm Mut zusprechen. Es ist schon geholfen, wenn der Schmerz für einige Minuten nicht im Vordergrund steht. Bei sprachlichen Barrieren können Körperkontakt und sanfte Worte beruhigen. Halten Sie einfach die Hand, berühren Sie den Arm oder streichen sie tröstend über die Schulter, solche Gesten sind international. 

Fazit

Wenn Sie diese Tipps beherzigen, können Sie bei vielen Unfällen schon wertvolle Hilfe leisten. Optimal ist es natürlich, wenn Sie regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse besuchen, um im Ernstfall gewappnet zu sein. Doch es ist nicht allein das Wissen um Erste-Hilfe-Maßnahmen, die ein Ersthelfer braucht. Der seelische Beistand ist mindestens genauso wichtig. Nähere Infos zur Autorin Nicol Schmidt-Dzialek finden Sie unter www.wundcare-berlin-brandenburg.de.

Kurzinfos zur Autorin Nicol Schmidt-Dzialek

Nicol Schmidt-Dzialek ist die Inhaberin von Wundcare Berlin-Brandenburg. Sie arbeitete 12 Jahre lang als Krankenschwester im Havelland Klinikum Nauen und sammelte dort in verschiedenen Fachbereichen wertvolle Erfahrungen. Seit 2008 ist sie ICW-zertifizierte Wundexpertin/Wundschwester. Gemeinsam mit ihrem Team, das ausschließlich aus examinierten Kranken- oder Gesundheitspflegern/innen mit zusätzlicher Zertifizierung als Wundexperte/in besteht, betreut Nicol Schmidt-Dzialek seit 2007 pflegebedürftige Menschen aller Altersgruppen von Magdeburg bis Frankfurt (Oder). Seit 2015 firmiert ihr Unternehmen unter Wundcare Berlin-Brandenburg. In enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Pflegediensten bietet es Versorgung in den eigenen vier Wänden und vor allem ambulant für Patienten mit chronischen oder akuten Wunden, auch nach Operationen, sowie Kompressionstherapie, ableitende Inkontinenzversorgung, Diabetesversorgung und parenterale Ernährung, inklusive Schulung der Angehörigen beziehungsweise des Pflegepersonals und Lieferung der Materialien. In ihrer Wundkompetenzpraxis in Wustermark berät und betreut Nicol Schmidt-Dzialek jene Patienten, die nicht auf häusliche Pflege angewiesen sind.