Kleinschmidt: »Der e-Cupra Abt XE1 ist eine richtige Bestie«

Martorell, Weiterstadt, 14. Dezember 2021

  • »Extreme E« vor letztem Saisonrennen: Pokal ist das Ziel

  • Interview mit Rallye-Dakar-Legende Jutta Kleinschmidt

  • Cupra im Einsatz für den #Klimawandel und die #Gleichstellung

#Cupra hat beim Finale der »Extreme E« am kommenden Wochenende in Großbritannien einen weiteren Pokal im Blick. Denn nach dem zweiten Platz zuletzt auf Sardinien hat sich Abt Cupra XE für das letzte Rennen eine Menge vorgenommen. Außerdem spricht Rallye-Dakar-Legende Jutta Kleinschmidt im Interview über den e-Cupra Abt XE1, über Frauen im Motorsport und den Klimawandel.

Extreme E: Cupra nimmt beim Finale nächsten Pokal ins Visier

Den Schwung mitnehmen und die erste Saison auf einem Hoch beenden: Der Ehrgeiz des Abt Cupra XE Teams beim Finale der Extreme E in Großbritannien ist begründet. Schließlich glänzte das Duo Jutta Kleinschmidt und Mattias Ekström zuletzt auf Sardinien im 400 Kilowatt starken e-Cupra Abt XE1 mit einem zweiten Platz und bescherte der spanischen Marke den ersten Podiumsplatz in der Rennserie für rein elektrische #SUV. Beim »Jurassic X Prix« am 18. und 19. Dezember 2021 rund um die Militärbasis »Bovington Camp« in der Grafschaft Dorset soll es zum Saisonabschluss deshalb ein weiterer Pokal sein.

»Wir werden in das Finale noch einmal alles hineinwerfen. Ziel ist ein Pokal – und natürlich am liebsten der größte«, sagte Ekström. Den Zweiten Platz zuletzt auf Sardinien sicherte der Schwede mit einem arg lädierten Auto. »In Dorset wird es nass und matschig. Es wäre also wichtig, dass dieses Mal alle Türen am Auto bleiben …«

In der Gesamtwertung belegt Abt Cupra XE mit 83 Punkten den fünften Platz. Der dritte Rang ist nur zehn Zähler entfernt und damit in Reichweite. Er wäre ein starker Abschluss einer ebenso aufregenden wie herausfordernden Saison. »Alles ist drin. Noch mal ein Podiumsplatz wäre toll, ein Sieg natürlich noch besser. Aber wir wissen, wie viel dazu gehört und was alles schiefgehen kann«, sagte Jutta Kleinschmidt.

Wie immer geht es bei der »Extreme E« nicht nur um Rennen, Siege und Pokale, sondern auch um Umweltschutz und den Klimawandel. Mit dem Finale soll die britische Armee dabei unterstützt werden, ihren #CO2-Fußabdruck zu reduzieren, denn sie will bis 2050 #klimaneutral werden und für nachhaltigere Militäreinsätze stehen. Außerdem unterstützt die »Extreme E« den »National Trust« bei seinem »Dorset Legacy Programme«.

»Wir haben in unserem ersten Jahr das Bewusstsein für die #Klimakrise, der wir alle ausgesetzt sind, geschärft. Wir haben an jedem Ort positive Auswirkungen hinterlassen. Ich denke, ich spreche für alle bei der Extreme E, wenn ich sage, wie stolz ich auf alles bin, was wir in diesem Jahr mit der Unterstützung wichtiger Projekte wie diesem erreicht haben – sowohl auf als auch neben der Rennstrecke«, sagte »Extreme-E«-CEO Alejandro Agag.

Der »National Trust« ist eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich im Vereinigten Königreich darum kümmert, Landschaften, Lebensräume und historische Stätten zu schützen und zu erhalten. Fast 250.000 Hektar und 780 Meilen Küstenlinie stehen unter dem Schutz und der Obhut des Trust.

Jutta Kleinschmidt, frühere Rallye-Dakar-Pilotin, im Interview

Unverhofft kommt oft: Eigentlich war Jutta Kleinschmidt in der Extreme E als „Championship Driver“ in erster Linie als Beraterin vorgesehen und dafür, im Notfall bei einem Team einzuspringen. Nach dem Ausfall von Stammfahrerin Claudia Hürtgen bei Abt Cupra XE übernahm sie kurzfristig das Cockpit des e-Cupra Abt XE1 und zögerte auch nicht, als das Angebot von Abt Cupra XE auf dem Tisch lag, Hürtgen komplett zu ersetzen. Seitdem hat die frühere Rallye-Dakar-Siegerin Kleinschmidt im e-Cupra Abt XE1 starke Leistungen gezeigt. Im Interview spricht sie über die erste Saison in der Extreme E, die Ziele der Rennserie und ihren Dienstwagen.

Jutta, wie groß war die Genugtuung nach dem Podiumsplatz auf Sardinien?

Die Freude war sehr groß. Denn wir hatten bei den Events vorher sehr viel Pech. In Sardinien war das Glück endlich auf unserer Seite. Ich war sehr erleichtert, auch für das Team, für das es ganz wichtig war, mal auf dem Podium zu stehen.

Verzweifelt man manchmal bei dem ganzen Pech, das ihr hattet?

Es ist schon ein Stück weit traurig und deprimierend. Aber das gehört zum Racing dazu, und deshalb ist man es auch gewohnt und steckt es weg, schaut nach vorne und sucht die nächste Chance. In Großbritannien hoffen wir beim Finale jetzt noch einmal auf ein ähnliches Ergebnis.

Wo würdest du euch grundsätzlich ansiedeln?

Definitiv in den Top Drei, das haben wir im Qualifying auch immer gezeigt, nur in den Finals hat es bis Sardinien nicht ganz so geklappt. Deshalb sieht man das auch nicht so in der Gesamtwertung.

Wie lautet die Zielsetzung für das Finale?

Alles ist drin. Noch mal ein Podiumsplatz wäre toll, ein Sieg natürlich noch besser. Aber wir wissen, wie viel dazu gehört und was alles schiefgehen kann. Deshalb kann man es im Vorfeld eigentlich gar nicht genau sagen.

Wie lange hast du gezögert, als es um die Rolle des »Championship Driver« ging?

Ich habe mich sogar aufgedrängt (lacht). Im Ernst: Ich musste nicht überlegen. Mich hat die Serie von Anfang an interessiert, weshalb ich früh Kontakt zur Extreme E hatte. Als dann die Idee aufkam, dass auch Frauen mitfahren sollen, war ich Feuer und Flamme. Denn das ist die Zukunft des Motorsports. Die Gleichstellung, aber auch die Umweltthemen. Wir brauchen die Nähe zu den Herstellern, die wir in anderen Rennserien verloren haben, weil sie nicht umweltfreundlich genug waren. Die Aufgabe als »Championship Driver«, der Ersatzfahrer und Berater ist, war dann der perfekte Job für mich. Und als das Angebot von Abt kam, Stammfahrerin Claudia Hürtgen zu ersetzen, musste man mich auch nicht überreden (lacht).

Du hast einen sehr erfahrenen Teamkollegen, bist aber selbst nicht minder erfahren. Wer bringt wem was bei?

In der »Extreme E« bringt mir Mattias mehr bei als ich ihm. Es ist anders als im Cross-Country-Sport, denn wir fahren nur eine Runde, und da muss alles sitzen. Und er hat sehr viel Erfahrung in diesem Bereich. Diese enge Zusammenarbeit macht die Extreme E sehr sympathisch, denn um die Ziele zu erreichen, hilft man sich extrem viel.

Und was lernt er von dir?

Ich versuche, ihm Tipps für seinen »Dakar«-Einsatz 2022 zu geben, denn da kenne ich mich natürlich aus. Mittlerweile ist er aber auch da so gut, dass er gar nicht mehr viel von mir lernen muss.

Wie lange hast du denn gebraucht, um im e-Cupra Abt XE1 auf Tempo zu kommen?

Das war kein großes Problem, das ging recht schnell. Eine große Herausforderung ist der Trackwalk, in den ich mich erst reinfinden musste. Denn man hat nur eine Runde, die man geht. Anschließend fährt man eine Testrunde, ehe das Qualifying bereits beginnt. Das umzusetzen ist nicht ganz so einfach. Da kann ich noch besser werden.

Wie fährt sich der e-Cupra Abt XE1?

Im Grunde wie ein Cross-Country-Auto. Dass man nicht schalten muss, macht es einfacher. Dafür muss man sich an andere Dinge gewöhnen, wie die ganze Elektrik im Auto. Oder dass man das Auto in »Drive« stellen muss. Das hatte ich auf Sardinien vergessen (lacht).

Ist es das herausforderndste Auto deiner Karriere? Das ungewöhnlichste? Das beste?

Jedes Auto hat für seine Kategorie bestimmte Eigenschaften. Es ist noch etwas schwierig zu fahren, auch weil die Rennserie noch sehr jung ist. Im Moment ist der e-Cupra Abt XE1 noch eine richtige Bestie. Es kann beim Fahren deshalb Überraschungen geben. Wir haben für das Finale eine neue Abstimmung erarbeitet. Mal sehen, wie sich das anfühlen wird.

Bei der Extreme E geht es nicht nur um das Fahren, sondern auch um Ziele wie Gleichstellung, Umweltschutz und Klimawandel. Wie beeindruckend sind die Eindrücke des Klimawandels vor Ort?

Das ist sehr nachdrücklich. In Grönland zum Beispiel die Folgen der Eisschmelze zu sehen, hat bei mir einen großen Eindruck hinterlassen. Es ist toll, dass die Extreme E das macht. Und durch die Gleichstellung haben viele Frauen die Chance auf einen guten Platz und auf wichtige PR, um ihre Karrieren aufzubauen. Auch von der Zusammenarbeit mit einem Mann können sie profitieren.

Glaubst du, dass die »Extreme E« bei ihren Zielen etwas erreicht hat?

Bei den Frauen auf jeden Fall. Molly Taylor fährt die Rallye Dakar, Laia Sainz ebenfalls. Das Budget hätten sie ohne die Extreme E möglicherweise nicht gefunden. Und wir werden weitere Frauen sehen, die ihr Potenzial auch in anderen Serien zeigen können. Auch beim Klimawandel wurden Dinge durch die Projekte vor Ort angestoßen. Die Extreme E wird nicht alle Probleme lösen, aber wenn jeder solche Schritte macht, wäre man sehr stark. Es ist also wichtig, dass diese ersten Schritte unternommen werden.

Wo hat sich die Serie vom Standing her im Motorsport eingeordnet?

Es ist wichtig, dass die Serie es geschafft hat, ins zweite Jahr zu gehen. Die Fahrer sind gerne in der Rennserie am Start, die Qualität ist deshalb sehr hoch. Auch die Teilnahme von McLaren 2022 ist ein großer Erfolg. Die Extreme E hat sich etabliert, auch wenn die Verantwortlichen natürlich noch ein paar Hausaufgaben zu erledigen haben.

Wie sieht es mit deiner persönlichen Zukunft aus?

Final darüber sprechen kann ich noch nicht, aber ich hoffe, dass ich 2022 in der »Extreme E« mit #Abt weiterfahren werde. Falls das klappt, würde ich mich noch mehr auf die Extreme E konzentrieren, denn dieses Jahr war für mich terminlich sehr vollgepackt, auch weil das Engagement sehr spontan kam. Das wird auf jeden Fall besser, was sich dann auch positiv auf die Vorbereitung und das Training auswirken wird.

Was hat sich durch den »Dakar«-Sieg für dich verändert?

Der Sieg war für mich ein großes Ding, denn wenn man gewinnt, ist man ein Gewinner. Das hat mir sehr viele Türen geöffnet, und es hat damals auch geholfen, Volkswagen in den Sport zu bringen. Ich profitiere heute noch davon, so ein Erfolg bleibt.

Wie schwierig war es damals im Macho-Sport Motorsport?

Darüber habe ich gar nicht groß nachgedacht. Motorsport hat mich fasziniert, und wenn man als Frau in den Sport kommt, gibt es Vor- und Nachteile. Ein Vorteil ist die Aufmerksamkeit, die bei Fehlern aber auch nachteilig sein kann (lacht). Ein Nachteil ist: Wenn es vorher noch niemand gemacht hat, musst du erst beweisen, dass es geht. Am Anfang gab es für mich zum Beispiel nicht das beste Material. Den Status muss man sich erst erarbeiten. Das ist sehr hart, wenn das Motto lautet: „Frauen sind gut für die PR, gewinnen tun aber die Jungs.“ Den Sprung zu schaffen war die größte Herausforderung.

Musstest du immer mehr leisten, um dich gegen die Männer zu beweisen?

Das bringt die Sache automatisch mit sich, wenn man eine Ausnahme ist. Ich habe mich immer extrem akribisch vorbereitet. Das ist das Wichtige: dass man seine Schwachstellen findet und diese verbessert. Dadurch kann man am meisten herausholen.