Im Corona-Pandemie-Jahr 2020 verzeichnet die Techniker Krankenkasse (TK) einen Rückgang der Frühgeburten um zehn Prozent. Während der Anteil früh geborener Kinder an allen Entbindungen bei der TK von 2019 noch bei 6,4 Prozent lag, hat es im vergangenen Jahr einen deutlichen Einbruch auf 5,8 Prozent gegeben. 2018 lag der Anteil noch bei 6,6 Prozent wie die Abrechnungsdaten der TK zeigen.

Tendenz zu weniger Frühgeburten

»Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Wir müssen nun schauen, ob der Trend anhält und was eventuelle Gründe dafür sein könnten«, sagt TK-Vorstandsvorsitzender Dr. Jens Baas. 

Trägt neue Leitlinie für die Geburtshilfe zur Trendwende bei?

»Das sind interessante Zahlen«, sagt Professor Harald Abele von der Uniklinik Tübingen. »Sobald die neue Perinatalstatistik mit Zahlen für ganz Deutschland vorliegt, lässt sich einordnen, ob sich tatsächlich eine Trendwende abzeichnet. Grundsätzlich ist Anfang 2019 die Leitlinie ›Prävention und Therapie der Frühgeburt‹ in Kraft getreten und auf den Fachkongressen viel diskutiert worden – möglicherweise hat ja auch diese Standardisierung in der Diagnostik und Therapie zur Verbesserung der Zahlen beigetragen.«

Frühgeborene haben höheres Risiko für Erkrankungen

Früh geborene Kinder haben gegenüber reif geborenen ein höheres Erkrankungsrisiko. Laut TK-Kindergesundheitsreport sind insbesondere Atmung, Augen, Ohren und die kindliche Entwicklung betroffen. So ist beispielsweise das Risiko für leichte und mittlere Entwicklungsstörungen um 44 Prozent erhöht. Laut TK-Report treten solche Störungen bei mehr als einem Drittel der frühgeborenen Kinder mindestens einmal in den ersten acht Lebensjahren auf. Besonders hoch ist die Häufigkeit im Alter von fünf und sechs Jahren, Jungen sind stärker betroffen als Mädchen. Störungen der Grobmotorik und der allgemeinen physiologischen Entwicklung treten vermehrt in den ersten zwei Lebensjahren auf. Störungen der Feinmotorik und der Sprachentwicklung werden verstärkt im sechsten und siebten Lebensjahr diagnostiziert.

Besondere Vorsorge für gesunde Schwangerschaft

Zu den Risikofaktoren für eine zu frühe Geburt gehören beispielsweise mütterliche Infektionen und Bluthochdruck, aber auch Depressionen. Dr. Jens Baas: »Eine gute psychische Gesundheit von Schwangeren senkt das Risiko für Frühgeburten.« Daher habe die TK beispielsweise das spezielle Versorgungsprojekt »Mind:pregnancy« in Baden-Württemberg unterstützt, das jetzt evaluiert wird. »Was wir heute schon definitiv wissen: Der im Projekt eingesetzte digitale Begleiter für die Schwangerschaft wird von den werdenden Müttern sehr gut angenommen«, so der TK-Chef. Außerdem unterstützt die TK Schwangere mit der App TK-Babyzeit bei der Gesundheit für sich und das ungeborene Kind.

Per App mit Hebamme sprechen oder chatten

Neben ausführlichen Informationen rund um die Entwicklung des Babys gibt es in der App auch viele Tipps für eine gesunde und stressfreie Schwangerschaft. So können beispielsweise viele leckere und nährstoffreiche Rezepte angeschaut und anschließend nachgekocht werden. Aus der App heraus können die Nutzerinnen zudem mit einer Hebamme der TK-Hebammenberatung per Videochat sprechen, telefonieren oder chatten. Das digitale Rundum-Paket wird zudem weiter ausgebaut, indem zum Beispiel Video-Clips mit speziellen Yoga-Übungen integriert werden. 

Bessere Kommunikation in der Geburtshilfe fördert gesunde Entbindungen

Eine App steht auch im Mittelpunkt eines aktuellen Forschungsprojekts in der Geburtshilfe. Das von der TK unterstützte Projekt »Teambaby« richtet sich an Hebammen, Ärzte und Ärztinnen, Pflegende sowie Schwangere und deren Angehörige. Es soll mit Hilfe einer speziellen Trainingsapp die Kommunikation zwischen den Schwangeren und den Fachkräften in der Geburtshilfe verbessern und dadurch Geburten sicherer machen.