Bevor ich loslege und euch erzähle, oder eher schreibe, was ich mir gestern und vorgestern angesehen habe, muss ich eines vorab erwähnen. Ich schreibe nicht aus professioneller Sicht. Oder eher so halb. Ich bin 42 Jahre alt und habe Events, Messen, Conventions und Märkte bereits mein ganzes Leben lang besucht, dort gearbeitet, geholfen und miterlebt. Ich könnte darauf noch weiter herumreiten, aber das ist nicht der Sinn der Sache. Wenn ich über Events und so weiter schreibe, tue ich dies aus persönlicher Sicht und in meiner Art. Also auch in meinem normalem Sprachgebrauch. Umgangssprachlich auch mal ordentlich daneben, aber immer direkt raus und ehrlich. Das könnt ihr mögen, oder auch nicht. Mir ist das egal. Eine Sache jedoch gilt hier ebenso: Ehrlichkeit, Offenheit und der Blick über den Tellerrand hinaus. In Berichten wie diesem neige ich dazu nicht nur meine Seite zu erläutern, sondern auch die meines Umfeldes und der Menschen, die mir gegenüberstehen. Somit soll ein neutrales Bild entstehen und die meiste Zeit ist mir dies in der Vergangenheit gut gelungen.

Und so werde ich auch hier wieder mit Pro und Contra vorgehen. Ich berichte unabhängig und ohne beeinflussende Meinung, was mir auffiel, und was mir andere Menschen so berichtet haben.
 
Corona hat uns nicht nur wirtschaftlich und persönlich finanziell gebeutelt. Es sorgte auch dafür das wir viele Bereiche aus unserem Leben umplanen, umfunktionieren oder uns Gedanken darüber machen müssen. Unser gesellschaftliches Leben wurde gen Null gefahren. Für introvertierte Menschen macht dies zwar auch viel aus, aber eben weit weniger als für direkt extrovertierte. Ich selber liege so dazwischen, bin also »ambivertiert«. Wie viele Menschen liebe ich es, meine Ruhe zu haben und auch für mich zu sein, zeitweise sogar nur mit meinen liebsten Menschen oder sogar ganz ohne diese. Aber so wie eben auch viele andere brauche ich auch mal Action und pures Leben. Gepaart mit Musik, Kunst und guter Gesellschaft. In den letzten zwei Jahren war das, zumindest bei mir, auf dem Nullpunkt.
 
Als ich also kürzlich von einem Event im Rahmen des »Gütersloher Kultursommers« hörte war ich zwiegespalten. So wie viele in meinem Umfeld erfuhr ich von »DJs in Town« wirklich erst vor einigen wenigen Tagen. Noch zwei Stunden bevor ich mich dort mit Freunden traf fragte ich mich wie man ein Event, welches sich quer durch die Innenstadt Güterslohs ziehen sollte denn in Zeiten von Corona aufziehen und durchsetzen könnte. Und wie sich das mit den Maßnahmen so vereinen lässt. Die Antwort darauf ist nicht ganz so einfach, man muss hier verschiedene Blickwinkel ansehen.
 
Während des Events traten am 3. und 4. September 2021 in der Innenstadt von Gütersloh am Theodor-Heuss-Platz, Berliner Platz, Kolbeplatz und am Rathausplatz in der Zeit von 15 bis 22 Uhr 18 verschiedene DJs auf. Wenn man die Plätze kennt dann leuchtet schnell ein warum diese gewählt wurden. Sie sind zentral und ermöglichen es Abstand zueinander zu halten. Und ich wollte wissen ob dies nicht nur in meiner Theorie so funktioniert, denn die Geschehnisse der letzten zwei Jahre in Deutschland haben gezeigt, dass Theorie und menschliches Hand … ähhh … Praxis sich da schon mal um hunderte Kilometer verfehlen.
 
Ich stand also freitagnachmittags auf einem beinahe leeren Berliner Platz. Für mich ist das nicht verwunderlich, denn um diese Uhrzeit sitzt das feiernde Volk entweder noch bei der Arbeit oder man hat im Alltag noch zu viel auf dem Plan. Wer wirklich einen amüsanten Abend haben will, fängt diesen eben oft nicht vor 19 Uhr an. Bis vor einigen Jahren habe ich erst gegen 22 Uhr darüber nachgedacht, mich irgendwann dann mal auf den Weg zu machen. Der zeitliche Rahmen für das Gesamtprogramm ist wohl so wegen der Anwohner gewählt worden. Gegen 22 Uhr wurde das Programm beendet – aufgrund der Nachtruhe. Auch wenn viele Menschen vor Ort gerne weitergefeiert hätten. Dementsprechend konnten Menschen mit normalem Biorhythmus die leeren Plätze nachmittags und am frühen Abend auch falsch interpretieren. Wenn man sich die Meldungen online ansah … dann ist auch fälschlicherweise genau das passiert. All jenen, die online dann dumme, anonyme Kommentare abgaben, sollten diese ziemlich schnell vergangen sein. Denn zum Abend hin zog es immer mehr Menschen in die Stadt und vor die Plätze. Zugegeben, der Kolbeplatz blieb recht frei. Aber vor dem Rathaus, am Berliner Platz und vor der Stadthalle sammelte es sich.
 
Ich befand mich am Freitag in der Nähe in einem Café und beobachtete die ganze Situation aus der Ferne. Aufgrund der Pandemie halte ich mich da lieber am Rand auf. Ich sehe die Sache mit den vielen Menschen sehr kritisch. Und ich glaube hier wurde leider auch oft von Seiten der Musik-Acts, der Polizei und der Securitys oftmals die Übersicht verloren. Und das finde ich schon eher schwierig. Zumal ich freitags auf dem Theodor-Heuss-Platz auch nicht wirklich Securitys entdecken konnte. Aufgrund der Größe der Plätze konnte man für sich aber gut Abstand halten. Samstags hingegen haben dies leider auch immer wieder einige Menschen ignoriert was dazu führte das Ordnungsamt und Polizei zwischendurch gut zu tun hatten. Bei Tanzevents wie diesem wundert es mich aber nicht. Denn wenn man so im Rhythmus ist, bekommt man es auch oft nicht mit das man jemand anderem zu nahe kommt. Diese Kontrollen empfanden viele bestimmt als negativ, für mich waren sie aber eher gut. Denn ich gehöre zu jenen, die auch schon vor Corona gerne mal eine Armlänge Abstand hatten. Es war definitiv möglich Abstände einzuhalten, aber leider wurde diese nicht überall getan. Wo Menschen laufen, fallen eben auch schon mal Hirnzellen hernieder. Der Großteil der dortigen Besucher hielt sich aber daran und wenn dem mal nicht so war, stoppte die Musik und man wurde aufgefordert, sich in seine zugehörenden Gruppierungen zurückzubegeben. Also zu den Menschen, mit denen man sich dort getroffen hat.
 
Der Haken an der Sache ist … bei extrovertierten Menschen oder solchen, deren Alkoholpegel erhöht ist … nun ja … da kann schon mal der ganze Platz die zugehörige Gruppe sein. Und sowohl die Polizei als auch Veranstalter werden hier nicht erkennen können, dass die Maßnahmen missachtet wurden.

Man hat sich sehr bemüht und der Großteil der Besucher hielt sich dran und verteilte sich auf den Plätzen. So war es auch für mich, als jemand dem Fremde immer schon auch zu gern zu nahe kamen, diesmal kein Problem auf Abstand zu gehen.

Es sei denn, Achtung negativer Schwall, die Mitmenschen mit erhöhtem Alkoholpegel verstehen den Wunsch nach Abstand nicht. Und leider kam auch die eben vor. Es waren keine Massen, die da getrunken wurden, aber wenn eben auch Kinder dort anwesend sind stellt sich die Frage ob Alkohol-to-Go so eine tolle Sache ist. Vielleicht ist hier ein Alkoholverbot auf den Plätzen rund um die DJs etwas sinnvoller.
 
Was mir sehr, sehr positiv auffiel, sowohl freitags als auch samstags, war etwas, das ich mir für diese Stadt schon so lange wünsche. Ein generationsübergreifendes Event. Der ursprüngliche Gedanke bei dem Event war, so denke ich, dass man hier Jugendliche, junge Erwachsene und jung gebliebene Menschen anspricht. Was ich aber sah, waren Menschen aller Richtungen, Altersklassen, aller Schichten und Nationalitäten. Vom kleinen, supersüßen Mädchen mit langen dunklen Locken und Wuschelkopf, zum fröhlich tanzendem Jungen mit Down-Syndrom, über Verkäufer ansässiger Bäckereien bis hin zu dem fröhlichen Senioren-Kaffeetreff. Da lachten und klönten Alt und Jung zusammen, Metalheads mit Reggaefans und mehr. Neben mit tanzte eine Dame mit Rollator, deren Enkelin ich hätte seien können. Was mir neben der leider fehlenden Musikvielfalt auch auffiel war das Fehlen eines weiblichen DJs. Ganz klar verbinden viele den Begriff DJ vorrangig mit Electro und Dance. Bei einem solchem Event mit mehreren Bühnen und einem mehrtägigem Programm ist es aber gut möglich verschiedene Musikrichtungen anzupeilen und somit das Interessengebiet massiv zu vergrößern. Ich vermisste doch eine wenig eine gemischte Bühne, als auch Reggae, Rock oder Dance. Bei mehreren Locations ist die gut möglich. Und generell ist ein solches System oder die Art eines solchen Events nicht neu. Hier bei uns in Gütersloh ganz bestimmt, aber generell in Deutschland und der Welt eben nicht. Festivals und Stadtfeste haben dies bereits vorgemacht und Erfolge erzielt. Die Idee an sich ist hier also nicht hausgemacht. Aber sie wurde gut umgesetzt, das muß man einfach zugeben. Nur verschiedene Stile der DJs hätten da noch mehr bewirkt. Und eine DJane wäre ein gutes Vorzeigebeispiel für weibliche Besucher und die viel angekündigte und propagierte Gleichberechtigung gewesen. Wäre das Event vorab besser angekündigt worden oder in einem längeren Zeitraum bekannt gewesen, dann hätte man hier eben auch noch verbessern können.

Für die Gastronomie in der Innenstadt war das Event ein Segen. Bereits am Freitag sprach ich mit Gastronomen. »Wir haben so viel eingenommen wie seit Wochen oder Monaten nicht«. Die Leute tranken und aßen was das Zeug hält. Nachdem ich am Samstag merkte das sich mein Blutzucker verabschiedete, stand ich am City-Grill: »Wir haben keine Pommes mehr. Ich habe mit gestern weit über 30 Stunden gearbeitet. Finanziell ist es super, aber auch sehr anstrengend.«Â Mir wurden ebenfalls Aussagen entgegen gebracht wie »Es ist echt toll, das sie so lange warten.Wir schaffen es gerade nicht hinterher zu kommen und müssen vorbereitetes Essen nachproduzieren.«Â Die Gastronomie brauchte dieses Event dringend. Ganz klar ist das sie auch weiterhin gute Einnahmen brauchen, die durch Corona völlig einbrachen. Dies gilt auch für Ladengeschäfte in der Innenstadt und eben jenen brachte das Event leider nichts. Hier wirkte es in vielen Fällen sogar gegenteilig und die Einnahmen stagnierten. Sollte es mit verschärften oder besser funktionierenden Maßnahmen nochmal stattfinden, was ich hoffe, dann könnten man die Geschäftsbetreiber extrem gut mit einbinden (fragt mich … ich hab’ Ideen).
 
Eigentlich war es ein gelungenes Event. Ich habe gespürt,dass die Menschen in Gütersloh eine Auflockerung und Aufmunterung derzeit dringend brauchen. Die Pandemie zwang uns zum umdenken, aber unser Gefühl dazu kann nicht umgelenkt werden. Ich selber merkte bereits in den letzten Wochen das mich das »zurücknehmen« und zu Hause zu bleiben langsam nicht nur nervt. Nein, es nagt an meinem Gemüt und meinen Nerven. Auch wenn ich normalerweise immer mal darauf verzichten konnte, so nagt es mittlerweile an mir und macht mich schon mal depressiv. Da mal, so wie früher, kurz mal loslassen zu können ist für mich schon so eine Art Luxus. Aber ich verstehe auch jene, die solchen Dingen gegenüber skeptisch sind. Denn ich war das auch und ich sehe auch bis jetzt beide Seiten der Medaille. Unsere Stadt braucht solche Sachen dringend, hier wird Erneuerung gebraucht und frischer Wind. Und eben Dinge, die für alle Altersklassen und Schichten relevant sind. Aber müssen diese eben auch Coronakonform sein und damit auch funktionieren. Es wird nie klappen es jedem zu 100 Prozent rechtzumachen, aber ein Schritt in die Richtung ist das, was viele Menschen gerade brauchen.
 
Bis zum nächsten Mal,

Bianca von »Elegance of Crafting«
 
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