Frankfurt (ots) Ein großer Teil der Menschen in Deutschland vertritt die Meinung, dass mit der Pflege alter Menschen keine Profite erzielt werden sollten. Sie haben entweder alte Eltern oder sind selbst bald alt und fürchten sich davor, dass an der Qualität der Pflege zugunsten der Gewinne gespart wird. Sieben von zehn der größten Pflegeheimbetreiber in Deutschland sind nicht gemeinnützig, sondern in privater Hand. Deshalb dürfte die Nachricht, dass der zweitgrößte Pflegeheimbetreiber in Deutschland, Alloheim, bald zum Verkauf steht, Aufmerksamkeit und teils auch Besorgnis wecken. Dabei ist es für den Eigentümer, den schwedischen Finanzinvestor Nordic Capital, ein ganz normaler Vorgang. Schon bevor die Schweden »Alloheim« 2017 kauften, gehörte es einem Finanzinvestor, nämlich »Carlyle«, und davor »Star Capital«. Auch der nächste Eigentümer könnte wieder ein Finanzinvestor werden.

Gerade im Bundestagswahlkampf wird von allen Parteien betont, dass Pflegekräfte besser bezahlt werden sollten. Selten wird dazu gesagt, das die Pflegeheime dennoch mindestens schwarze Zahlen schreiben müssen. Viele Pflegeheimbetreiber, darunter auch und gerade gemeinnützige, kratzen aber an der schwarzen Null und würden bei erhöhten Löhnen, die den Löwenanteil der Kosten ausmachen, Verluste schreiben. Wer eine bessere Bezahlung der Pflegekräfte fordert, muss also die Wahrheit darüber sagen, woher das Geld kommen soll: Entweder die Pflegeheimbewohner selbst müssen mehr bezahlen, was viele nicht können, oder die Pflegekasse muss höhere Pflegesätze zahlen. Das bedeutet, dass die Beiträge steigen müssten.

Am wenigsten nützt pure Empörung darüber, dass mit der Pflege Gewinn erzielt wird. Gerade die größeren privaten Pflegeheimbetreiber werden oft professioneller geführt. Sie können durch Größenvorteile in Einkauf, Verwaltung und anderen Bereichen, die nicht direkt die Pflegequalität berühren, Kosten senken. Der größere Teil dieser Kostensenkung findet sich dann zwar als Gewinn beim Finanzinvestor wieder. Operative Gewinnmargen von mehr als 10 % sind keine Seltenheit. Doch ein Teil der Kostensenkung in der Verwaltung wird auch für eine gute Qualität in der Pflege eingesetzt.

Das ist so, weil es einen Wettbewerb um zahlungskräftige Bewohner gibt. Alloheim betreibt zwar 225 Einrichtungen mit 22.000 Pflegeplätzen. Aber auch so kommt das Unternehmen nur auf 2,5 Prozent Marktanteil. Wem die Pflegeheimbewohner am Herzen liegen, der sollte auf Wettbewerb und höhere Beiträge zur Pflegeversicherung setzen.