Bonn (ots) Während die letzten internationalen Truppen unter den Augen der Welt aus Afghanistan abziehen, leidet die Bevölkerung im Land unter einer der schwersten humanitären Krisen weltweit. Bereits vor den jüngsten Ereignissen benötigten in Afghanistan mehr als 18 Millionen Menschen humanitäre Hilfe zum Überleben. Etwa 12,2 Millionen Afghaninnen und Afghanen sind aktuell von akutem Hunger betroffen. 3,5 Millionen Menschen sind aufgrund von Dürre und Gewalt innerhalb des Landes zu Binnenvertriebenen geworden. Viele wissen nicht, wie sie ihren Lebensunterhalt bestreiten sollen, ihnen fehlen sauberes Trinkwasser und Lebensmittel.

Marianne OGrady, stellvertretende Länderdirektorin »CARE Afghanistan«: »Seit Mai dieses Jahres wurden fast 400.000 Menschen zusätzlich innerhalb des Landes vertrieben. Viele Menschen leben im Freien und sie fragen sich täglich: ›Woher soll ich Nahrung und Trinkwasser bekommen? Wie wird mein Leben morgen aussehen?‹ ›CARE‹ steht weiterhin bereit, um den Menschen vor Ort, insbesondere Frauen und Mädchen, zu helfen. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn auch ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. ›CARE‹ fordert die internationale Gemeinschaft daher nachdrücklich dazu auf, nicht nur ihre bestehenden Finanzierungszusagen einzuhalten, sondern diese weiter aufzustocken, um lebensnotwendige Unterstützung wie Lebensmittel, Trinkwasser und Unterkünfte bereitzustellen. Das afghanische Volk ist unglaublich widerstandsfähig und stark. Aber die Menschen benötigen nun, mehr denn je, unsere Unterstützung.«

Sobald Banken und andere Institutionen wieder geöffnet sind, plant CARE, Familien mit Lebensmitteln, Hygiene-Paketen und lebensnotwendigen Dienstleistungen zu unterstützen. Außerdem ist es von entscheidender Bedeutung, dass humanitären Teams – sowohl Männern als auch Frauen – ein sicherer, schneller und ungehinderter Zugang zu Menschen in Not gewährt wird sowie der reibungslose Transport von Hilfsgütern erleichtert wird. Nur so kann der afghanischen Zivilbevölkerung effektiv geholfen werden.

Hintergrund

Bereits vor 2021 gab es in Afghanistan 2,9 Millionen Binnenvertriebene. Seit dem 1. Januar 2021 sind mehr als 550.000 Afghan:innen – fast 80 Prozent Frauen und Kinder – zu Binnenvertriebenen geworden. Allein zwischen Mai und August dieses Jahres wurden 400.000 Menschen innerhalb des Landes vertrieben.

In vielen Teilen des Landes herrscht eine schwere Dürre. Ohne ausreichend Wasser aus der Schneeschmelze werden Bauern und Bäuerinnen weniger ernten können und Nahrungsmittel noch knapper. Dies wird zu weiteren Vertreibungen innerhalb Afghanistans führen. Rund 12,2 Millionen Menschen in Afghanistan litten bereits vor dem Zusammenbruch der Regierung an schwerer Nahrungsknappheit.

»CARE« arbeitet seit 50 Jahren in Afghanistan und unterstützte allein im vergangenen Jahr mehr als eine Million Menschen.