Die ersten Apotheker in Westfalen-Lippe haben »geimpft«. Zu Ãœbungszwecken noch keinen echten Impfstoff, sondern Kochsalzlösung. Im Herbst dieses Jahres starten AOK Nordwest und Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) einen Modellversuch. Dann können sich AOK-Versicherte auch in Apotheken vor Ort vor der Virusgrippe schützen lassen. Vor dem Start sind nun auch in Minden erste Apotheker aus den Modellregionen geschult worden.

Apotheker, die am Projekt teilnehmen, werden durch die Apothekerkammer Westfalen-Lippe in Seminaren vorbereitet. Auf einen theoretischen Teil folgt der Praxisunterricht, erteilt von einem Arzt. Am Ende des Seminars wird geübt, wie die Spritze anzusetzen ist. Zunächst probieren die Teilnehmer an einem Impfkissen, bis die ersten Hemmungen überwunden sind. Denn in die körperliche Unversehrtheit des Patienten einzugreifen, ist für Apotheker noch neu – abgesehen von der Durchführung der Corona-Schnelltests. Der Lernerfolg wird am Ende der gesamten Schulung von der Kammer geprüft.

Mit den Impfungen in Apotheken erfüllen AOK Nordwest und Apothekerverband Westfalen-Lippe den Auftrag des Gesetzgebers. Dessen Ziel ist es, die Impfquote zu erhöhen. Bislang sind in der älteren Bevölkerung gerade einmal 35 Prozent der Menschen gegen Grippe geimpft; laut Weltgesundheitsorganisation sollten es 75 Prozent sein. Mit Hilfe des Modellversuchs wird überprüft, ob die Quote durch ein zusätzliches Impfangebot in den Apotheken vor Ort zu erhöhen ist.

»Erfahrungen aus anderen Ländern wie Frankreich, wo Apotheker bereits impfen, zeigen, dass durch ein niederschwelliges Angebot die Impfquote gesteigert werden kann«, sagt Thomas Rochell, AVWL-Vorstandsmitglied. Dies zeige, welche Bedeutung das Netz der Vor-Ort-Apotheken für den Gesundheitsschutz der Menschen habe. »Die Grippeschutzimpfung ist sicher und sehr gut verträglich«, ergänzt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. »Wir müssen in der kommenden Saison das Aufeinandertreffen einer erneuten Coronaund der Grippewelle unbedingt verhindern – auch deshalb ist dieses zusätzliche Angebot so wichtig.«