Ein Forschungsteam der Universität Trier hat gesundheitsfördernde Effekte durch Patientenedukation festgestellt. Dennoch führt die Maßnahme ein medizinisches Schattendasein.

Die Gesundheit von Patienten lässt sich durch die Vermittlung von Wissen über die eigene Krankheit nachweislich stabilisieren und sogar verbessern. Wissenschaftler der Universität Trier haben in einer gerade veröffentlichten Studie herausgearbeitet, dass sich bei vielen Krankheitsbildern durch eine Aufklärung der Betroffenen gesundheitsfördernde Effekte erreichen lassen.

»Im Vergleich zu komplexen und meist teuren operativen oder pharmakologischen Therapien ist die Patientenedukation eine einfache und effektive Methode zum Wohl der Patienten – und das ohne bekannte negative Nebenwirkungen«, sagt die Autorin der Studie, Dr. Bianca Simonsmeier-Martin. 

Diese Erkenntnis ist nicht neu. Seit vielen Jahrzehnten wird in kleineren Einzelstudien zur Patientenedukation geforscht. In diesen Studien wurde jeweils eine spezifische Maßnahme für eine Stichprobe von Patienten mit einem bestimmten Krankheitsbild untersucht. Die Allgemeingültigkeit der Aussagen zur Wirksamkeit von Patientenedukation war daher bisher unklar.

Die Trierer Wissenschaftler Dr. Bianca Simonsmeier-Martin, Dr. Maja Flaig, Thomas Simacek und Prof. Dr. Michael Schneider haben in ihrer Metastudie 776 Einzelstudien aus den vergangenen 60 Jahren unter Beteiligung von insgesamt knapp 75.000 Patienten ausgewertet. Keine dieser Studien kam zu dem Ergebnis, dass Patientenedukation negative Folgen haben könnte.

»Unsere Metaanalyse hat sehr homogene Befunde und somit sehr robuste Ergebnisse und belastbare Aussagen ergeben«, stellt Bianca Simonsmeier-Martin fest. Patientenedukation erzielt demzufolge insbesondere bei chronischen Krankheiten die stärksten Effekte und bei Leiden, an deren Behandlung die Betroffenen durch eigenes Handeln im Alltag mitwirken können.

Unter dem Begriff Patientenedukation fassen die Trierer Psychologen alle Maßnahmen zusammen, die dazu dienen, Betroffenen Wissen und Fertigkeiten zu einer Krankheit und ihrer Behandlung zu vermitteln. Die Bandbreite reicht vom einfachen Thekengespräch in der Apotheke oder Infoblatt im Wartezimmer bis zu umfangreichen Trainings.

Angesichts der jahrzehntelang betriebenen Forschung und der nachgewiesenen Wirksamkeit stellt sich die Frage, warum Patientenedukation nicht intensiver und nicht schon viel länger als therapieunterstützendes Instrument eingesetzt wird. Bianca Simonsmeier-Martin erklärt das durch verschiedene Aspekte: »Der kulturelle Wandel, dass Patienten vom Arzt Informationen und ausführliche Aufklärung einfordern, hat erst spät stattgefunden. Patientenedukation ist in unserem Gesundheitswesen auch deshalb unterrepräsentiert, weil es schlichtweg für Ärzte schwer abrechenbar ist und möglicherweise auch, weil Medizinern die positive Wirkung von Patientenedukation zu wenig bekannt ist.«

Daher würde die Wissenschaftlerin der Universität Trier gerne auf diesem Gebiet weiter forschen und in Kooperation mit medizinischen Einrichtungen anwendungsbezogene Lösungen entwickeln, um Patientenedukation effektiv und pragmatisch zum Vorteil von kranken Menschen stärker zu etablieren. Anders als beispielsweise für die Einführung von Medikamenten gibt es für die Anwendung von Patientenedukation bisher keine einheitlichen Standards.