Abstrakt ist das natürlich lange bekannt. Konkret wird es so deutlich …

Je dünner die Musik, desto mehr wird getanzt.

Bei einem Symphonieorchester sitzen Profis lediglich herum und spielen. Es geht um die Musik. Ein Klassik-Konzert im Playback? Oder mit einer Tanzgruppe? Unvorstellbar. Das wäre völliger Nonsens.

Wenn hingegen ein Harald Glööckler im »Fernsehgarten« »seinen« computergenerierten Song im Vollplayback präsentiert, tanzen im Hintergrund völlig sinnlos Tänzerinnen herum. Die meisten Popstars, Sternchen und Gruppen tanzen wie verrückt. Ja, das Tanzen steht eigentlich im Vordergrund. Die Musik ist sekundär, sie ist ohnehin beliebig, primitiv und idiotisch. Bestenfalls sticht der Gesang hervor. In erster Linie geht es aber um die Person. Eigentlich traurig und schade.

Und trotzdem haben die Leute selbst bei Vollplaybacks ein Mikro in der Hand. Ein Lüge. Die man aber gerne glaubt. Lügen glaubt man, die Wahrheit nicht, die wird gehasst.

Iron Maiden waren einmal vertraglich zu einem Fernsehauftritt mit Vollplayback gezwungen. Sie haben herumgekaspert, ständig untereinander die Instrumente getauscht, jeder hat so getan, als würde er singen.

Nun sagen manche: Ja, aber Livemusik kann man unter Umständen halt nicht machen. Das ist wahr. Aber wenn man keine Musik machen kann, dann lässt man es. Punktum. Eigentlich ist es aber eine Lüge. Man kann schon, man will bloß nicht. In der Harald-Schmidt-Show zu Sat-1-Zeiten gab es ausschließlich Livemusik. Keinerlei Playback. Nach dem Vorbild amerikanischer Sendungen.