Ist die Zukunft der Vorlesungen online?

Das mag sein. Aber wenn, dann wäre es hochproblematisch.

Erstens: Das Setting ist sehr wichtig.

Um das deutlich zu machen, reichen ein schlichte Beispiele. Die meisten Menschen würden zu Hause auf einem Trimmdichrad eher nicht oder nur selten trainieren. Es ist so. In einem Fitnessstudio tun sie es hingegen mit Begeisterung und zahlen Geld dafür. Sich im Fernsehen eine feiernde Menge anzuschauen und dann daheim im Wohnzimmer mitzufeiern und mitzutanzen, ist etwas völlig Anderes, als selbst dabei zu sein. Mit einem Psychotherapeuten im eigenen Wohnzimmer zu sprechen, ist etwas völlig Anderes, als mit ihm in seiner Praxis zu sprechen.

Zweitens: die Epistemologie der Medien. Es ist etwas Anderes, wenn einem ein Professor live etwas erzählt, als wenn derselbe Professor dasselbe auf dem Bildschirm per Video erzählt.

Dabei geht sehr viel verloren. Womöglich das Entscheidende.

Um das deutlich zu machen, reicht wiederum ein schlichtes Beispiel: Es ist etwas vollkommen anderes, selbst in einem Kriegsgebiet zu sein, als dasselbe im Fernsehen zu sehen. Auch wenn man dieselben Dinge sieht und hört und dieselben Informationen hat. Natürlich ist das eine Binse. Ebendrum.

Und das Medium ist die Botschaft. Im Fernsehen ist alles Unterhaltung. Es ist so. Salopp gesagt: Mit Rauchzeichen lassen sich keine philosophischen Diskurse führen. Ein Bild sagt nicht mehr als tausend Worte, es sagt etwas ganz Anderes.