Paderborn (lwl). In der letzten Woche der Sommerferien steht im gesamten Stadtgebiet Paderborns alles im Zeichen der »Expedition Wissenschaft«. Vom 12. bis zum 14. August 2021 bietet die Stadt in Kooperation mit der Universität, Museen, Vereinen, Kirchen sowie Forschungs- und Kultureinrichtungen ein Mitmachprogramm zum Thema Wissenschaft aus den verschiedensten Fachbereichen. Auch das LWL-Museum in der Kaiserpfalz geht mit dem Programm »Zu Gast im Garten Karls des Großen« an den Start.

Gurken für den Kaiser

In der kaiserlichen Pfalz in Paderborn, in der sich heute das LWL-Museum in der Kaiserpfalz befindet, machte Kaiser Karl der Große Halt, wenn er mit großem Tross durch sein Reich zog. Ein gut organisiertes Netz von Pfalzen, Klöstern und Hofgütern gewährleistete die Versorgung des reisenden Herrschers. Dazu erließ Karl der Große um 800 n. Chr. einen Erlass, der die Verwaltung und Bewirtschaftung der Hofgüter regelte. Neben vielen anderen Vorschriften ist hier auch eine umfangreiche Liste von Heil- und Nahrungspflanzen zu finden, die auf jedem Hofgut angebaut werden sollten. So stellte Karl der Große nicht nur den Unterhalt von König, Hof und Heer auf Reisen sicher, sondern hatte auch die Versorgung seiner Untertanen im Blick. Auf den Tisch kam, was wir auch heute noch kennen: Gurke und Flaschenkürbis, Zwiebel, Rettich, Sellerie und Pastinake, Möhren und Erbsen, Kohlrabi, Kohl und Salat. Gewürzt wurde mit Petersilie, Schnittlauch, Kerbel, Dill und anderem mehr.

Die Klöster als Vorbilder

Mönche pflanzten in ihren Gärten neben Obst und Gemüse auch zahlreiche Heilkräuter zur Versorgung ihrer Kranken an. Welche Pflanzen genau dort wuchsen, ist aus dem Plan des Klosters St. Gallen (etwa aus dem neunten Jahrhundert) in der Schweiz bekannt, der erhalten geblieben ist. Er nennt neben den Gebäuden eines idealtypischen Klosters gleich drei verschiedene Gärten: einen »Herbularius« mit Heilpflanzen, einen »Hortus« mit Gemüse und einen Baum- und Obstgarten. Auch über die Art der Behandlungen und einige Rezepte, die die Mönche anwendeten, können Historiker:innen heute noch Einiges erzählen.

Unter den Mönchen gab es auch begeisterte Gärtner und wahre Gartenenthusiasten

Walhafrid Strabo aus dem Kloster Reichenau am Bodensee schrieb um 840 ein Gartengedicht, in welchem er nicht nur Nutzen und Schönheit der Pflanzen rühmt, sondern ganz wie moderne Gärtner:inenn über zu wenig Regen oder Unkraut schimpft. Im LWL-Museum in der Kaiserpfalz entsteht derzeit ein kleiner Garten mit Heil- und Nutzpflanzen aus der Zeit Karls des Großen. Anlässlich der »Expedition Wissenschaft« sind Besucher eingeladen, in einem Werkstattgespräch einen ersten Einblick in das Projekt zu gewinnen.

Zur »Expedition Wissenschaft«

Insgesamt stehen 80 verschiedene Angebote und 154 Einzelaktionen auf dem Programm: von Führungen, Audiowalks, Theaterstücken und Experiemtierstationen bis hin zu Rallyes, Vorträgen, Filmen und Workshops. Beteiligt sind rund 22 Institutionen aus Wissenschaft, Kultur und Stadtgesellschaft.