Paul Slovic, geboren am 26. Mai 1938 in Chicago, ist ein US-amerikanischer Psychologe. Er ist Professor für Psychologie an der University of Oregon. Slovic ist ein führender Forscher auf dem Gebiet der Risikowahrnehmung.

Vor einigen Jahren führte er ein Experiment durch, bei dem er einer Gruppe von Menschen das Foto eines halbverhungerten Kindes aus Malawi präsentierte. Einer anderen Gruppe präsentierte er detaillierte Statistiken über die Zahl der hungernden Menschen in dem afrikanischen Staat.

Die Gruppenteilnehmer, die die Statistik sahen, spendeten daraufhin durchschnittlich nur halb so viel Geld, wie diejenigen, die das Foto des Kindes gesehen hatten.

Die Schlussfolgerung aus dem Experiment liegt auf der Hand: Zahlen und Statistiken, also abstrakte Fakten, liefern zwar wertvolle Erkenntnisse, aber sie überzeugen die Menschen nicht allzu sehr. Spektakuläre, zu Herzen gehende Einzelfälle oder Anekdoten bieten hingegen wenig grundsätzliche Erkenntnisse, aber sie überzeugen die Menschen. Das ist statistisch nachgewiesen und evident. Aber Statistiken überzeugen die Leute ja ihrerseits nicht.

Deshalb arbeiten auch Spendenorganisationen gerne mit solchen Bildern. Deshalb werden in den Medien zunehmend anekdotische Einzelschicksale präsentiert, während im Zeitalter des Buchdrucks eher über abstrakte Ideen gesprochen wurde. Es herrscht allerdings aktuell der Glaube vor, dass diese Einzelschicksale dann eben doch Fakten vermitteln könnten. Das ist jedoch nicht der Fall.

Weitere Aspekte dieses Phänomens sind die Dekontextualisierung durch das Fernsehen, die durch das Internet weiter vorangetrieben wird, sowie im Sinne von Chomsky die einer Eigendynamik geschuldete Strategie, den Menschen den Eindruck zu vermitteln, es sei erstrebenswert, emotional, irrational, infantil, ordinär und dumm zu sein.

Bei den meisten Ansichten geben die Menschen nicht viel auf Fakten, sie glauben einfach das, was sie glauben wollen. Bekanntermaßen glauben die Menschen aber nicht, was ist, sondern es ist, was sie glauben. Und sie glauben in erster Linie das, was emotional besetzt ist oder was sich gut anfühlt.

Wäre es nicht schön, wenn sich mit billigen Zuckerkügelchen Krankheiten heilen ließen? Wenn wir essen könnten soviel wir wollen und trotzdem nicht dick würden? Wenn wir durch lautstarke Proteste bei gleichzeitiger Tatenlosigkeit alles ändern könnten? Im Buddhismus weiß man schon seit tausenden von Jahren: Wenn Du die Welt verändern willst, dann sei Du selbst diese Veränderung.

Eine kluge Frau sagte einmal, die Leute sollten weniger über Leute reden, sondern vielmehr über Ideen. Und aus den USA stammt die Erkenntnis, dass kluge Leute über Ideen sprechen, dass mittelmäßige Leute über Dinge sprechen, und dass dumme Leute über andere Leute sprechen. Psychologen wollen erkannt haben, dass intelligente Menschen nicht oder nur selten über Beziehungsprobleme, Krankheiten und ihre Ziele und Träume sprechen.

Freilich sind wir alle klug und dumm gleichzeitig – natürlich in unterschiedlichen Anteilen. Insofern ist der allseits beliebte Spruch aus dem beliebten Film »Forrest Gump«, dumm sei, wer Dummes tue, natürlich Nonsens. Demnach wäre jeder dumm, denn jeder tut zumindest ab und zu etwas Dummes. Und im Umkehrschluss ist noch lange nicht jeder klug, der etwas Kluges tut. Jeder tut zumindest ab und zu etwas Kluges, und sei es nur zufällig klug.

Hinzu kommt der sogenannte »Attributionsfehler«, was unter anderem dazu führt, dass bekannte Leute automatisch auch für klug gehalten werden – und dass sie auch sich selbst für klug halten. Ebenso gilt der Umkehrschluss, dass unbekannte Leute eher für dumm gehalten werden, und sich leider oft genug auch selbst für dumm halten. Bekanntheit und Klugheit haben jedoch nichts miteinander zu tun. Für Bekanntheit ist eher Dummheit förderlich. Denn der bekannte Dunning-Kruger-Effekt besagt im Grunde genommen, dass dumme Menschen prinzipiell selbstbewusster sind als kluge Menschen. Genaugenommen besagt er, dass das Selbstbewusstsein mit zunehmendem Wissen sinkt. Und ein bekannter Autor beklagte, dass es tragisch sei, dass dumme Menschen so voller Selbstbewusstsein seien, während kluge Menschen so voller Selbstzweifel wären.