Am Donnerstag, 15. Juli 2021, wurden die Verhandlungen für die rund 502.000 sozialversicherungspflichtig und 197.000 geringfügig Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Einzelhandel auch in der vierten Runde beendet, ohne einen entscheidenden Durchbruch zu erreichen.

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (»ver.di«) hat einen Vorschlag in der vierten Verhandlungsrunde zur Lösung des stockenden Tarifkonflikts unterbreitet.

Auf Wunsch der Beschäftigten sollten Teile einer möglichen Entgelterhöhung für einen definierten Zeitraum in Freizeit umgewandelt werden können. Dies hätte den Beschäftigten mehr Arbeitszeitsouveränität geboten, darüber hinaus einen Beitrag zum Gesundheitsschutz geleistet und den Unternehmen, die von ihnen zeitweise geforderte Entlastung auf Seiten der Liquidität gebracht.

»Wir haben gehofft, dass die Arbeitgeber nun endlich mit uns in Richtung Abschluss gehen. Die Beschäftigten verzichten inzwischen im dritten Monat auf die so dringend benötigte Entgelterhöhung. Wie lange soll das noch so weitergehen? Die Arbeitgeber haben eine soziale Verantwortung, der sie derzeit nicht nachkommen«, sagt »ver.di«-Verhandlungsführerin Silke Zimmer.

Der Arbeitgeberverband hat seinen tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen empfohlen, die Entgelte nach zwei Nullmonaten um 2 Prozent zum 1. Juli 2021 zu erhöhen. Außerdem besteht die Option, den Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro zu gewähren. Der Auszahlungszeitpunkt ist hier von den Unternehmen frei wählbar. Freiwillige Zahlungen bietet den Beschäftigten keinerlei rechtlichen Anspruch.

»Anstatt sich nach unserem Vorschlag selbst auf Lösungssuche zu begeben, bleibt es bei einem einseitigen Lohndiktat des Arbeitgeberverbandes, welches Reallohnverluste für die Beschäftigten bedeutet. Der HDE spielt auf Zeit und hat offensichtlich kein Interesse daran, ein zügiges Tarifergebnis zu vereinbaren«, so Zimmer weiter. »Dabei bleiben vor allem die Beschäftigten auf der Strecke. Sie, die im vergangenen Jahr noch als Heldinnen und Helden gefeiert wurden und uns trotz der Angst vor Ansteckung im Nacken tagtäglich mit allem Notwendigen versorgt haben, sollen mal wieder leer ausgehen beziehungsweise vom ›Good-Will‹ ihres Arbeitgebers abhängig sein.«

»Das gilt auch für diejenigen, die aufgrund der zeitweisen Schließung ihrer Geschäfte in Kurzarbeit waren und auf Teile ihres Entgelts verzichten mussten. Denn für sie gab es in der Pandemie keine Subventionen auf gestiegene Preise. Die Arbeitgeber müssen jetzt endlich ihre soziale Verantwortung wahrnehmen: Sie müssen für alle Beschäftigten des Einzelhandels mit uns zu dem Tarifabschluss kommen, den sie nicht nur mehr als verdient haben, sondern den sie auch so auch unbedingt brauchen«, so Silke Zimmer abschließend.

»ver.di« fordert in beiden Branchen 4,5 Prozent und 45 Euro mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung bei einer Laufzeit von zwölf Monaten, sowie die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge. Im Einzelhandel fordert ver.di außerdem ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde.

Die Verhandlungen werden am 1. September 2021 fortgesetzt.