Paul Carl Beiersdorf, geboren 1836 in Neuruppin in Brandenburg, übernahm 1880 die Hamburger Merkur-Apotheke und baute dort das spätere Beiersdorf-Unternehmen auf. Gemeinsam mit Ärzten, unter anderem dem Dermatologen Paul Gerson Unna, versuchte Beiersdorf Heilpflaster aus Kautschuk und aus in heiße Salben getränktem Mull zu entwickeln. Am 28. März 1882 erhielten sie für die »Herstellung gestrichener Pflaster« das Reichspatent Nummer 20057. 1890 wurde das Unternehmen an den Apotheker Oscar Troplowitz verkauft, der sich mithilfe des Chemikers Isaak Lifschütz an die Entwicklung eines wirkstofffreien Klebeverbandes wagte. Nach einigen Experimenten entstand 1896 ein transparenter Kautschuk-Klebefilm, der aber erst in den 1930er-Jahren als »Tesafilm« Geschichte schrieb. Sie entwickelten 1901 ein Baumwoll-Gewebeband, welches sie mit Kautschuk-Kleber sowie Zinkoxid bestrichen und als »Leukoplast« bezeichneten. Es sollte Ärzten als anschmiegsamer Klebeverband dienen und das Fixieren von Mullbinden ermöglichen. Der 3M-Ingenieur Richard G. Drew experimentierte ab 1923 mit Harzen, Gummi und Ölen und bestrich damit für die Automobilindustrie Krepppapier, um das zweifarbige Lackieren zu vereinfachen. Er entwickelte im Verlauf dieser Experimente 1925 das erste Krepp-Klebeband. 1930 verkaufte die Firma dann auch ein transparentes Klebeband aus Cellophan und nannte es »Scotch-Masking-Tape«. Das Klebeband von Richard Drew wurde am 27. Mai 1930 in Amerika unter der Nummer 1.760.820 patentiert. Im deutschsprachigem Raum wird das Gewebeband oft als »Gafferband« oder »Gaffaband« bezeichnet und ist im Bühnenbau sehr beliebt. Doch was bedeutet eigentlich Gaffer? Am Theater sowie bei Film- und Fernsehproduktionen arbeiten unter anderem Beleuchter – im englischen Sprachgebrauch heißt der Licht-Designer beziehungsweise Beleuchtungsmeister (Oberbeleuchter) am Set auch »Gaffer«. Da Lichttechniker besonders viel Gewebeklebeband verkleben, benötigen sie ein spezielles Tape, dessen Oberfläche matt ist, Licht absorbiert und nicht reflektiert. Zudem soll es gut haften und auch für das Verkleben von Kabeln und technischen Geräten geeignet sein sowie über eine leichte und rückstandsfreie Ablösbarkeit verfügen. Für solche hochwertigen Tapes etablierte sich der Begriff »Gaffer’s Tape« beziehungsweise »Gaffer Tape«. Das klassische Gaffa Tape war ursprünglich, passend zu Kabeln und Bühnenboden, matt schwarz. Heute sind die Klebebänder in zahlreichen Farben (vor allem weiß und silber) erhältlich und werden als Allroundtape für zahlreiche Verklebungen im Bühnenbau und in der Bühnen- und Veranstaltungstechnik genutzt. Verwendet werden die Klebebänder hauptsächlich als Montageband oder Reparaturband, zum Abdecken und Abdichten sowie in grellen Neonfarben zum Markieren und Kennzeichnen, beispielsweise von Bühnenpositionen am Set oder von einzelnen Kabeln und Eingängen der Licht- und Tontechnik. Es haben in der Vergangenheit schon mehrere Unternehmen vergeblich versucht, sich das Gaffatape beziehungsweise Gaffertape als Marke schützen zu lassen. Bis 2007 war das »Gaffer-Tape« eine eingetragene Wortmarke des Bühnen- und Medienausstatters Michael Zilz. Die englische Firma »Advance Tapes« konnte sich ein Gewebeklebeband unter dem Namen »Advance Gaffa« schützen lassen, die Firma Henkel das »Pattex Gaffer Tape«. Vor allem in Amerika wird das Gewebeband als Duct- beziehungsweise Ducktape bezeichnet. Das selbstklebende Band wurde während des Zweiten Weltkrieges vom Militär verwendet, um Munitionskisten wasserfest und staubfrei abzudichten. Das Wort Duck-Tape, also Enten-Band, entstand vermutlich deshalb, weil es mit dem wasserundurchlässigen Gefieder einer Ente vergleichbar ist. Übersetzt man das Wort »duct« ins Deutsche, bedeutet es »Leitung«, »Rohr« oder »Kabelführung«. Da das Gewebeklebeband nach dem Zweiten Weltkrieg in rauen Mengen als Reparaturklebeband für Wiederaufbauarbeiten eingesetzt wurde, geht man davon aus, dass ein »Verhörer« aus dem »duck« ein »duct« werden ließ. In Deutschland wird das Gewebeklebeband häufig mit der Kraft eines Panzers assoziiert. Ein extrem abrieb- und reißfestes Allroundklebeband, das mit höchster Klebkraft auf nahezu jedem Untergrund haftet und wasser- sowie hitzebeständig ist. Darum heißt das Gewebeklebeband Panzerband beziehungsweise Panzertape. Das meist silberne Panzertape ist einfach nur die deutsche Bezeichnung für das Gaffa-, Gaffer-, Duct-, oder Ducktape. Eben auch »nur« ein Gewebeband. Die einzelnen Bezeichnungen sagen rein gar nichts über die Qualität des Klebebandes aus. Panzerband ist im Fachhandel als Industrieklebeband in bester Qualität zu haben. Es kann mittlerweile aber auch in jedem Discounter erstanden werden. Dieses Panzerband wird günstig produziert und vornehmlich als aggressiv klebendes, wasserdichtes Reparaturband oder kraftvolles Montageband angeboten. Vorsicht! Solche Bänder lassen sich in den meisten Fällen nicht rückstandsfrei ablösen. Das Klebeband ist heute nicht nur auf Baustellen, in der Produktion oder in der Werkstatt zu finden. In vielen Haushalten oder Büros findet sich mindestens eine Rolle des Erfolgs-Tapes in schwarz, silber oder weiß. Es wird als Allround-Klebeband für zahlreiche Verklebungen zum Abdichten, Montieren, Verbinden, Bündeln und Reparieren genutzt. Selbst die Apollo 13 wurde einst mit Gaffatape geflickt. In Büchern und Filmen werden mit Gewebeband Menschen gefesselt und geknebelt. Und – was jedoch umstritten ist – seit 2003 gehört das Tape sogar zur offiziell empfohlenen »Grundausrüstung zum Schutz vor biologischen und chemischen Terrorangriffen«. Quellen 1.) msthalloffame.org: msthalloffame.org/richard_drew.htm 2.) Janine Kühl,»Der Mann, der die Nivea-Creme erfand« auf www.ndr.de, 17. Januar 2013, einsehbar unter www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/Der-Mann-der-die-Nivea-creme-erfand,troplowitz107.html 3.) Beitrag »Oscar Troplowitz« in »Das jüdische Hamburg – ein historisches Nachschlagewerk«, einsehbar unter dasjuedischehamburg.de/inhalt/troplowitz-oscar 4.) Hellmuth Vensky, »Dank Heftpflaster-Patent zum Weltkonzern«, in: »Zeit Online«, 29. März 2013, einsehbar unter zeit.de/wissen/geschichte/2012-03/pflaster-beiersdorf