Detmold (lwl). Rund zwei Meter in der Länge misst ein besonderes Geburtstagsgeschenk, das das LWL-Freilichtmuseum Detmold zu seinem diesjährigen »Juhubiläum« bekommen hat. Da das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in diesem Jahr seinen 50. Eröffnungsgeburtstag feiert, hat der Heimatverein Nieheim ein Modell der Nieheimer Flechthecke angefertigt. Mit diesem Modell können die Museumsgäste im Sommer, wenn die Knoten und die Bindetechnik der Nieheimer Flechthecke neben der Museumsbäckerei durch den Blattaustrieb verdeckt sind, dennoch ihren Aufbau genau nachvollziehen. »Das ist eine enorme Bereicherung unserer lebendigen Präsentation der historischen Kulturlandschaft«, sagt LWL-Landschaftsökologin Agnes Sternschulte. Und diese kommt genau zur richtigen Zeit, schließlich feiert die Nieheimer Flechthecke im Museum und damit auch die Zusammenarbeit mit dem Heimatverein Nieheim in diesem Jahr ebenfalls ein kleines Jubiläum: Vor 25 Jahren standen die Nieheimer bereits bei der Anlage der Hecke im LWL-Freilichtmuseum Detmold mit Rat und Tat zur Seite. Seitdem kommen sie jedes Jahr, um die Hecke zu pflegen und den Museumsgästen dabei die Technik zu erläutern. So auch in diesem Jahr und bis September jeden ersten Sonntag im Monat von 11 bis 16 Uhr. Der erste Termin ist am kommenden Sonntag, 6. Juni 2021. Die gemeinsame Geschichte zur Erhaltung der immer seltener werdenden Flechthecken in der Landschaft gipfelte zudem 2018 in einer besonderen Anerkennung, denn die Flechthecken, wie die Nieheimer Flechthecke oder die ebenfalls im Museum präsentierte Lippborger Biegehecke, wurden von der UNESCO in das Bundesverzeichnis Immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Hintergrund: Die Nieheimer Flechthecke Die Nieheimer Flechthecke ist eine regionale Heckenform aus dem Kreis Höxter. Auf Karten und Gemälden von 1650 kann man sie schon entdecken. Die Technik des Bindens ist komplex und wird nur noch von wenigen Menschen beherrscht. Dabei werden die Haselsträucher, aus denen die Hecken überwiegend bestehen, in drei Etagen gebunden. Als lebende Zäune hatten sie bis in die 1960er Jahre große Bedeutung. Sie lieferten Holz, Futter und nicht zuletzt Haseln als fettreiche Winternahrung für die Menschen. Sie gliedern und prägen die Kulturlandschaft und bieten Nistmöglichkeiten für Wildtiere sowie Schattenplätze für die Weidetiere. Ihre ökologische Funktion wird heute oft unterschätzt, stehen doch die Blühflächen im Vordergrund. Es wurden auch gerne Spazierstöcke aus dem Haselholz der Hecken gefertigt, eine Alltagsversion und eine geschälte Sonntagsversion. Nach 1960 wurden sie kaum noch gepflegt. Bei der Neuanlage 1986 und der jährlichen Pflege wird das LWL-Freilichtmuseum vom Heimatverein Nieheim unterstützt.