Die Landesregierung teilt mit: Ministerpräsident Armin Laschet hat am Mittwoch, 26. Mai 2021, der Gründerin und langjährigen Geschäftsführerin des Begegnungs- und Fortbildungszentrumsmuslimischer Frauen, Dr. Erika Theißen, die Mevlüde-Genç-Medaille des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Die Ehrung fand in der Staatskanzlei in Düsseldorf im Vorfeld des 28. Jahrestages des Brandanschlags von Solingen am 29. Mai 1993 statt. Mit der von der Landesregierung gestifteten Medaille zeichnet der Ministerpräsident jährlich Personen und Vereine aus, die sich im Sinne von Mevlüde Genç für mehr gesellschaftliche, religiöse und kulturelle Toleranz und Versöhnung sowie für das friedliche Miteinander stark machen. Ministerpräsident Armin Laschet: »Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen in Köln ist ein großartiges Beispiel dafür, wie Integration gelingt, wenn Menschen die Chance auf Unterstützung, Bildung und soziale Teilhabe erhalten. Erika Theißen hat es sich vor 25 Jahren zur Lebensaufgabe gemacht, muslimischen Frauen, Kindern und Familien Chancen zu eröffnen und sie dabei zu unterstützen, ihren Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden. Das war eine wichtige Pioniertat, da es im Jahr 1996 kaum Angebote für muslimische Frauen gab. Heute ist das Zentrum eine echte Institution, in der es Kurse für Väter, Integrationskurse für Migranten und Begegnungsmöglichkeiten für alle Menschen gibt – unabhängig von Herkunft und Glauben. Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen lebt Werte wie Toleranz, Freiheit von Diskriminierung und Chancengleichheit und ist damit ein Vorbild für viele andere Initiativen geworden.« Der Ministerpräsident weiter: »Mehr Toleranz und mehr Bereitschaft, sich auf den Standpunkt des Gegenübers einzulassen – das ist es, was wir neben konkreten Hilfs- und Beratungsangeboten brauchen. Erika Theißen und ihre Mitstreiterinnen verkörpern diese Haltung, die auch hinter der langjährigen Versöhnungsarbeit von Mevlüde Genç steht: eine klare Position gegen Hass und für ein gutes Miteinander. Gerade die letzten Wochen des wieder aufgeflammten Konflikts im Nahen Osten und der Diffamierung von Jüdinnen und Juden in Deutschland haben uns gezeigt: Gewalt und Hass sind nicht überwunden. Wir dürfen nicht zusehen, wie sich Hass verbreitet und Gewalt als Lösung propagiert wird. Wir alle müssen uns für Toleranz und Versöhnung zwischen den Kulturen, ein friedliches Miteinander der Religionen und für ein gutes Zusammenleben einsetzen. Wie das geht, zeigt das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen seit 25 Jahren.« Die promovierte Bildungswissenschaftlerin Dr. Erika Theißen (66), ursprünglich Lehrerin für Biologie, Sport und Deutsch, gründete das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen vor dem Hintergrund ihrer persönlichen Lebensgeschichte. Als sie vor mehr als drei Jahrzehnten entschieden hatte, zum Islam zu konvertieren, erfuhr sie selbst Diskriminierung. Auch aus dieser Erfahrung heraus entstand das Zentrum als Gesprächs- und Informationskreis von muslimischen Frauen für muslimische Frauen. Der Verein ist ein Zusammenschluss qualifizierter Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern, die durch Bildung, Beratung, Begegnung und Betreuung Frauen und Familien unterstützen, ihren Platz in der deutschen Gesellschaft zu finden und selbstbestimmt zu gestalten. Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen Das Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband und feiert im September 2021 sein 25-jähriges Bestehen. Nachfolgerin der in den Ruhestand eingetretenen Erika Theißen als Geschäftsführerin ist Hanim Ezder, ihre Stellvertreterin ist Nilgün Filiz. Das Angebot des Zentrums reicht von Migrationsberatung und Integrationskursen über sozialpädagogische Betreuung und Bildungsberatung bis zur Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung. Mevlüde-Genç-Medaille Ministerpräsident Armin Laschet hat 2018 die Mevlüde-Genç-Medaille für besondere Verdienste um Toleranz, Versöhnung zwischen den Kulturen und um das friedliche Miteinander der Religionen gestiftet. Der Name geht zurück auf Mevlüde Genç. Sie und ihr Mann DurmuÅŸ Genç verloren zwei Töchter, zwei Enkelkinder und eine Nichte, als in der Nacht des 29. Mai 1993 vier Jugendliche Brandsätze in das Haus der Familie Genç in der Untere Wernerstraße in Solingen warfen. 17 Familienmitglieder wurden bei der Tat mit rechtsextremem Hintergrund zum Teil sehr schwer verletzt und leiden noch heute an den Folgen.