Vor der ehemaligen Notunterkunft für Asylanten in Rietberg hat sich Werner Stoll am Mittwochvormittag, 19. Mai, in die Warteschlange eingereiht. In seinen Händen hält er den Aufklärungsbogen zur Coronaschutzimpfung. Er ist einer von 32 Obdachlosen in der Stadt, die ein Impfangebot erhalten haben. Die Aktion in Rietberg machte den Auftakt für die kreisweite Impfaktion für die Obdachlosen sowie Bewohnerinnen und Bewohnern von Gemeinschaftsunterkünften. In Abstimmung mit den 13 Kommunen plant Bernhard Riepe, Leiter des Impfzentrums Kreis Gütersloh, dafür rund 1.000 Impfdosen des Herstellers Johnson & Johnson ein. Immer nur eine impfwillige Person darf das Containergebäude in Rietberg betreten. Das hatten die mobilen Teams des Impfzentrums gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), dem Ordnungsamt der Stadt Rietberg und der Kreisfeuerwehr in ein provisorisches Impfzentrum verwandelt. Durch den Eingangsbereich führt ein Gang wie eine Impfstraße von Station zu Station, sodass unter Beachtung der aktuellen Hygieneregeln stets der nötige Mindestabstand einhalten werden kann. Zuerst geht es für die Impfwilligen zum ärztlichen Aufklärungs- und Beratungsgespräch. Stoll hat seinen Aufklärungsbogen bereits ausgefüllt und geht mit dem medizinischen Personal die einzelnen Punkte durch. Danach geht es für ihn ein Zimmer weiter. Hier warten bereits Dr. Thomas Titgemeyer und Alexandra Steinborn von der KVWL auf ihn. Dr. Titgemeyer, der eine Arztpraxis in Mastholte betreibt, hatte seine Unterstützung bei der Impfaktion zugesagt. Nachdem die letzten Fragen geklärt sind, erhält Stoll seine Impfung mit dem Impfstoff von Johnson&Johnson – damit ist er mit seinem Impftermin durch. Das Land NRW hatte den Impfstoff für die Personengruppe freigegeben. Der Vorteil ist, dass das Vakzin für einen vollen Impfschutz nur einmal verabreicht werden muss. Damit Riepe den Impfstoff bedarfsgerecht bestellen konnte, hatten die Ordnungsämter der Kommunen vorab die betroffenen Personen kontaktiert und abgefragt, wer Interesse an einer Coronaschutzimpfung hat. Rund 1.000 Obdachlose sowie Bürgerinnen und Bürger aus Gemeinschaftsunterkünften aus dem gesamten Kreisgebiet haben sich angemeldet. „Die Impfaktionen werden dann in Abstimmung mit den jeweiligen Ordnungsämtern koordiniert. Die Zusammenarbeit mit Rietberg hat super funktioniert, sodass auch die Impfaktion hier reibungslos ablief“, betont Riepe. Für ihn und die mobilen Impfteams geht es dann am Mittwochnachmittag weiter zur zweiten Impfstation in Versmold. Dort warten rund 35 Personen auf ihre Schutzimpfung. In den nächsten Tagen rücken die mobilen Teams in die anderen Kommunen aus: Donnerstag stehen Herzebrock-Clarholz und Halle (Westf.) auf der Liste, Freitag geht es nach Harsewinkel. Riepe: „Unser Ziel ist es, alle impfwilligen Personen dieser Gruppe bis Ende der kommenden Woche geimpft zu haben.“ Damit entsprechen sie dem Erlass des Landes, laut dem den betroffenen Personen bis Ende Mai ein Impfangebot gemacht werden soll.