Christiane Gieß trifft als compass-Pflegeberaterin jeden Tag Menschen, deren Lebensgeschichten sie berühren. Manche Pflegebedürftige und ihre Angehörigen begleitet sie über viele Jahre. Wolfgang van Gemmern und seine Familie berät sie seit Längerem immer wieder zur veränderten Pflegesituation zu Hause. Seit kurzem sprechen sie dabei auch über Ritter und Prinzessinnen, denn im vergangenen Jahr hat der 89-Jährige begonnen, Märchen zu erzählen. Nachts, wenn er nicht schlafen kann, ersinnt er Geschichten: von der nudeldicken Prinzessin, der kurzsichtigen Löwendame, der Straßenbahn Gundula und die vom kleinen Ritter, der erfindungsreich für sich und andere einsteht und zum großen Ritter wird. Tags darauf diktiert er sie. Wolfgang van Gemmern ist 2015 erblindet. Der Alltag ist damit zu einer Herausforderung geworden. Seine Frau unterstützt ihn und wendet sich damals auch an compass. Die compass-Pflegeberaterin Christiane Gieß lernt das Ehepaar van Gemmern kennen und berät sie zu Leistungen aus der Pflegeversicherung und zur Unterstützung für blinde und sehbehinderte Menschen. Herr van Gemmern erhält Pflegegeld und Christiane Gieß führt auch die damit verbundenen Beratungsbesuche durch. „Ich bin oft mit einem Schmunzeln rausgegangen. Die Themen waren teilweise sehr komplex. Aber Herr van Gemmern ist ein charmanter Gesprächspartner und ein Familienmensch. Da geht es manchmal auch sehr lebhaft zu, wenn noch Urenkel dabei sind“, beschreibt Christiane Gieß ihre Beratungen. Es kommt hin und wieder vor, dass eine Kollegin die Beratung in ihrer Abwesenheit übernimmt. Dennoch ist sie die Hauptansprechpartnerin für das Ehepaar. Über die Jahre entsteht ein tiefes Vertrauensverhältnis. So kann die Pflegeberaterin auch mal eine neue Kollegin im Rahmen der Weiterbildung mit in die Beratung bringen. Als Mentorin unterstützt Frau Gieß die Praxiserfahrung in der Einarbeitung bei compass. Im vergangenen Jahr verändert sich das Leben für Wolfgang van Gemmern und seine Familie drastisch. Seine Frau stirbt zu Beginn der Pandemie und der Kontakt zur Familie reduziert sich erheblich. Doch dann beginnt der Witwer sich Märchen auszudenken. „In den vergangenen Monaten ist daraus ein Familienprojekt geworden“, erzählt Ute Herrmann, die Tochter des Ehepaars van Gemmern, der Beraterin. Frau Gieß berät nun auch die pensionierte Lehrerin im Rahmen der Angehörigenberatung von compass. Denn Frau Herrmann bewältigt mehrere Aufgaben gleichzeitig, betreut, neben der Pflege ihres Vaters, auch regelmäßig ihre Enkelkinder. Wie ihr geht es vielen pflegenden Angehörigen. Sie suchen einen Weg, um gleichzeitig den Anforderungen der Pflege, der eigenen Familie, den eigenen Bedürfnissen und oft genug dem Beruf gerecht zu werden. In der Angehörigenberatung liegt der Fokus auf der Mehrfachbelastung der Pflegenden. Gemeinsam werden Unterstützmöglichkeiten geprüft, schrittweise umgesetzt und damit auf Dauer die Lebensqualität in der Pflegesituation für alle Beteiligten gesichert. Mittlerweile interessiert sich ein Verlag für die Märchen. „Und sie bekommen auch ein Buch von mir“, hat Wolfgang van Gemmern Christiane Gieß beim letzten Telefonat versprochen. Während der Covid 19-Beschränkungen erfolgt die Beratung telefonisch. Sie haben über die zurückliegende Begutachtung gesprochen und über das neuste Märchen. Am Ende stand die Frage: „Wann kommen Sie mich wieder besuchen?“ Diese Frage hört Christiane Gieß oft. Die Klientinnen und Klienten schätzen den direkten Austausch und vermissen das Gespräch vor Ort mit der Pflegeberaterin. Auch sie hofft darauf, dass die Bedingungen bald wieder gegeben sein werden, um die Beratung vor Ort durchzuführen: „Für mich ist es ein Geschenk im Kontakt mit Menschen zu sein.“ Hintergrund: Die compass private pflegeberatung GmbH berät Pflegebedürftige und deren Angehörige telefonisch und auf Wunsch auch zu Hause gemäß dem gesetzlichen Anspruch aller Versicherten auf kostenfreie und neutrale Pflegeberatung (§ 7a SGB XI). Die telefonische Beratung steht allen Versicherten offen, die aufsuchende Beratung ist privat Versicherten vorbehalten. compass ist als unabhängige Tochter des PKV-Verbandes mit rund 500 Pflegeberaterinnen und Pflegeberatern bundesweit tätig.