Gütersloh (seh). Das Hüftgelenk ist ausgerenkt, der Knochen instabil: Der kugelige Hüftkopf liegt in einer Vertiefung im Becken statt in der Hüftpfanne. Fünf Zentimeter war das Bein von Aide Khallan Edo verkürzt, die Schmerzen zuletzt unerträglich. Nun ist die 33-Jährige von dem Spezialisten Prof. Dr. Joern Michael operiert und die angeborene Fehlstellung der Hüfte korrigiert. „Es ist ein seltenes und schweres Erkrankungsbild“, weiß der erfahrene Chefarzt der Klinik für Orthopädie am Sankt-Elisabeth-Hospital, Prof. Dr. Joern Michael. Von Geburt an leidet seine Patientin Aide Khallan Edo unter der Ausrenkung des Hüftgelenks. Durch die hormonelle Umstellung während ihrer drei Schwangerschaften haben die Beschwerden stark zugenommen. „Der Schmerz sowie die eingeschränkte Lebensqualität sind letztlich entscheidend, um sich für ein künstliches Gelenk zu entscheiden, auch in diesem noch jungen Alter“, betont Prof. Michael. In dem Spezialfall von Aide Khallan Edo, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt, ist die Operation der Schritt in ein neues Leben: Sie stammt gebürtig aus Kurdistan und hat über drei Jahrzehnte mit einer starken Beinverkürzung und einem daraus resultierenden anormalen Gang, dem sogenannten „Watschelgang“, gelebt. „In Deutschland werden Neugeborene auf eine Fehlstellung der Hüftgelenke hin mittels Ultraschall untersucht“, erklärt der Chefarzt, „bei Frau Khallan Edo ist die hohe Hüftluxation erst im Erwachsenenalter diagnostiziert und behandelt worden, nachdem sie nach Deutschland gekommen ist.“ In einer gut zweistündigen Operation hat die dreifache Mutter eine Kurzschaftprothese erhalten. Die Spezialisten des Endoprothetikzentrums haben den Knochen und das Rotationszentrum wieder rekonstruiert und die Beinlänge angepasst. Dabei sei es wichtig, den Nerv nicht zu schädigen. „Die Operation ist sehr zufriedenstellend verlaufen. Dennoch ist es für die Patientin in der ersten Zeit ungewohnt, da sich ihre Wirbelsäule und das Becken nach jahrelanger Fehlstellung an die neue Körperhaltung und das veränderte Gangbild gewöhnen muss.“ Direkt nach der Operation darf Aide Khallan Edo das Bein wieder voll belasten. Im Anschluss an den einwöchigen Krankenhausaufenthalt beginnt die Reha und die junge Frau aus Rheda-Wiedenbrück wird Schritt für Schritt mobiler. Von 100 Neugeborenen weisen im Schnitt zwei bis drei Babys eine Hüftdysplasie auf. Eine Hüftluxation, wie im Fall von Aide Khallan Edo, ist mit einer Häufigkeit von etwa 0,2 Prozent deutlich seltener und somit auch für die erfahrenen Hauptoperateure ein Ausnahmefall. Seit 2015 ist die Klinik für Orthopädie unter der Leitung von Prof. Michael anerkanntes Endoprothetikzentrum. Externe Auditoren haben jüngst die professionellen Behandlungsstandards sowie die Expertise des Zentrums bestätigt. „Auch in der Corona-Pandemie sind wir weiterhin für unsere Patienten da und bieten unser Spektrum unter Einhaltung strenger Hygienemaßnahmen vollumfänglich an“, fügt Prof. Michael hinzu. Die Verbesserung der Lebensqualität sowie der Mobilität stehen dabei im Fokus – so wie bei Aide Khallan Edo, die nach 33 Jahren schmerzfrei ist.