Die große Reise

Wir sitzen in einem Zug, der auf den Abgrund zurast, und dürfen alle paar Jahre einen Lokführer wählen. Immerhin … und man verspricht uns, die Fahrt werde noch viel besser und bequemer werden …

Einige wollen uns einreden, der Zug sei voll, und einige der Passagiere seien Schuld daran, wenn die Fahrt unbequem wäre. Andere präsentieren Lösungen dafür, wie man noch schneller fahren kann. Wichtig ist auch, wie die Lok betrieben wird. Gerne mit Windkraft oder Solarenergie. Und natürlich, was es im Bordrestaurant zu essen gibt. Vegan ist Trend. Ebenso wichtig ist es, die Passagiere richtig anzusprechen, manche möchten, dass es nun »Passagier*innen« sind. Und der Heizer muss gerecht bezahlt werden. Auf die Idee, auszusteigen, kommt niemand. Warum auch? Dann würde man dumm in der Gegend herumstehen. Was dann?

Was, wenn kein nächster Zug kommt? Oder einer, der irgendwo hinfährt, wo man gar nicht hin will? Der womöglich keine Erste Klasse hat und nicht so schön ist? Und keine so tolle Lok hat? Es gibt Leute, die auf den Gleisverlauf hinweisen und vorschlagen, den Fahrplan zu ändern oder sogar die Strecke umzubauen. Spinner. Wohin soll die Strecke denn bitteschön führen? Da soll es besser sein? Wer glaubt das denn? Wir kommen doch voran. Warum sollten wir das ändern, es ist doch erfolgreich. Und so ist es wichtig, dass der Lokführer bekannt, beliebt und führungsstark ist. Und behauptet, bequeme Lösungen zu haben. Für welches Problem? Für das Problem, dass die Fahrt noch nicht bequem und schnell genug ist. Aus verschiedenen Gründen.

Es wird versprochen, aus allen Waggons Erste-Klasse-Waggons zu machen. In Wirklichkeit gibt es nur einen davon. Die meisten fahren im Viehwaggon mit. Man scheut die Umbaukosten. Wer soll das bezahlen? Und man müsste die Fahrt unterbrechen. Das stünde dem Fortschritt in Richtung Ziel entgegen. Natürlich haben wir eine Zugpolizei. Und ein breites Unterhaltungsprogramm. Und Gott sei’s getrommelt haben wir die beste Aussicht zur Seite. In die Landschaft. Nicht nach hinten, schon gar nicht nach vorne.