In »Reality-Soaps« wie »Auf Streife« oder dem »Baulicht-Report« gibt es oft großartige schauspielerische Leistungen. Das wirkt meist sehr authentisch. Oder die Darsteller sind einfach tatsächlich authentisch. Und die Leistung ist gar nicht so groß? Auch wenn sich diese Formate allmählich erschöpfen, weil es letztlich immer das gleiche ist. Und die Polizistinnen und Polizisten sind ja angeblich echte Beamte. Erstaunlich ist, wie lange die Szenen teilweise dauern. Kann das sein, dass die das alles auswendig können, samt detaillierten Regieanweisungen? Oder wird das nur grob vorgegeben und dann intuitiv und spontan inszeniert? Können die alle so gut sein? Sind diese Polizisten nun Schauspieler, die sich selbst spielen? Oder sind sie Polizisten? Oder beides? Die anderen Protagonisten werden auch als »Laiendarsteller« bezeichnet. Aber warum eigentlich? Was soll das? Würde man Dwayne »The Rock« Johnson oder Bruce Willis als »Laiendarsteller« bezeichnen? Wohl kaum. Und was ist überhaupt ein guter Schauspieler? Jemand, den man kennt? Oder jemand, den man gerade nicht kennt? Oder jemand, den man als eine Rolle kennt oder als ihn selbst? Oder beides? Oder beides nicht? Robert De Niro ist immer Robert De Niro. Dwayne Johnson ist immer Dwayne Johnson. Bruce Willis ist immer Bruce Willis. Bestenfalls ist er »Mr. Die Hard«. Das sind vor allem gute Typen, die an sich schon gut ankommen. Aber sind sie auch gute Schauspieler? Die wirken auch in der Öffentlichkeit so, wie in ihren Rollen, wo sie auch überall relativ gleich wirken. Kann ein guter Schauspieler sich selbst überspielen? Bekanntermaßen kann man seine Körpersprache nur sehr begrenzt bewusst steuern. Mit »Method Acting« versucht man, dieses Manko zu kompensieren. William Shatner, bekannt als »Captain Kirk«, war vor allem auch für sein legendäres Overacting bekannt. Patrick Stewart ist immer »Captain Picard«. Und – das wird zwanghaft immer erwähnt – auch ein ehemaliger Shakespeare-Darsteller. Oho. Er ist ein guter Typ. Aber er wirkt auch immer sehr steif, seine Arme hängen meist steif und gerade herunter. Das passt allerdings gut zur Rolle. Er hat den Typus des geradezu weisen Sternenflotten-Captains geprägt. Praktisch nur bei Shakespeare färbt dessen Ruf als einer der größten Bühnenautoren, wenn nicht als der größte überhaupt, auch auf die Darsteller ab. Dabei hat er in erster Linie Unterhaltung produziert und sehr offen auf die Mittel der griechischen Tragödie zurückgegriffen. Im Grunde genommen hatte er nicht viel zu sagen. Und Shakespeare wird in den USA von Schultheatergruppen gegeben. Sind die Schüler dann auch vermeintlich große Schauspieler? Weil sie ja Shakespeare spielen? Nein. Das scheint dann nur für Profis zu gelten. Die »Shakespeare Company« gilt als Höchstkultur, Ensembles wie das Detmolder Landestheater sind, wenn sie denn namentlich überhaupt bekannt sind, eher unspektakulär.