Bei den Schnelltest liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ergebnis auch korrekt ist, unter Umständen bei lediglich 40 Prozent. Klingt komisch, ist aber so. Das kann man sich relativ leicht ausrechnen. Das Konzept nennt sich »Negative Predictive Value« beziehungsweise »Positive Predictive Value« oder »Vorhersagewert« und hat mit der Genauigkeit der Tests und der Prävalenz zu tun. Ganz einfach: Angenommen, alle wären infiziert. Dann wäre ein negatives Testergebnis immer falsch. Und angenommen, niemand wäre infiziert, dann wäre es immer korrekt. In Wirklichkeit sind einige infiziert, aber nicht alle, deshalb liegt die Wahrscheinlichkeit eines korrekten Testergebnisses eben auch in der Mitte. Bei einem im Fernsehen beworbenen Schwangerschaftstest liegt die Genauigkeit bei 99 Prozent – das bedeutet, dass bei einer niedrigen oder hohen Prävalenz die Wahrscheinlichkeit eines korrekten negativen (!) Testergebnisses unter Umständen lediglich bei 50 Prozent liegt. Bei Schwangerschaftstests sind falsch-positive Ergebnisse sehr selten und könnten schlechterdings durch eine Krebserkrankung verursacht werden, auch bei Männern. In den USA ist das teilweise bekannt, deshalb werden dort oft auch gleich mehrere Schwangerschaftstests gekauft. Das lässt sich ausrechnen, dazu gibt es im Internet einige »Kalkulatoren«. Man kann das auch mit einer Excel-Tabelle darstellen. Dass die Schnelltests nun Ruckzuck ausverkauft waren, war klar: Niemand weiß, was er damit will und was das letztendlich bringen soll, aber weil alle darüber sprechen, macht man da eben mit. Die ersten Tests werden schon zum drei- bis fünffachen Preis bei Ebay versteigert. Das gibt erstmal wieder einen großen Müllberg und könnte medizinisch ein Nullsummenspiel sein: Womöglich werden ein paar Infektionen aufgedeckt, wobei sich die Frage stellt, warum jemand, der sich daheim positiv testet, daraus dann auch irgendwelche Konsequenzen ziehen sollte. Womöglich werden aber auch ein paar falsch-negativ Getestete unvorsichtig und infizieren dann andere. Selbst wenn sich alle täglich selbst testeten, wäre der Nutzen relativ begrenzt. Aktionismus und Geldverbrennung. Schnelltest würden nur dann wirklich etwas bringen, wenn sie gezielt eingesetzt würden. Wer beispielsweise einmal pro Monat rausgeht und alle Regeln einhält, muss sich nicht testen, das würde zu nichts führen. Wer hingegen täglich mit dem Bus fährt und ins Büro geht, müsste sich am besten täglich testen. Wobei dann wieder die Themen der Genauigkeit der Tests und des Vorhersagewerts des Testergebnisses ins Spiel kommen. Eine Virologin sagte, man habe das ganze modelliert: Wenn sich alle an die Regeln hielten und ihre Kontakte um 50 Prozent reduzierten, liefe sich die Pandemie von selbst tot.